Das musische Eishockey-Raubein

Das musische Eishockey-Raubein
Am Eis lässt Capitals-Verteidiger Philippe Lakos gerne die Fäuste sprechen, privat malt er Bilder.

Nein, Philippe Lakos ist nicht gerade bekannt dafür, ein ruhiges Händchen zu haben. Vielmehr lässt der Eishockey-Spieler der Vienna Capitals hie und da seine Fäuste zappeln. Etwa dann, wenn ein Gegenspieler versucht, Lakos' Teamkameraden mittels eines schmutzigen Fouls aus dem Spiel zu nehmen. Oder dann, wenn ein heraneilender Stürmer den Goalie der Capitals unsanft aus der Konzentration reißen will. Wenn es darum geht, Mitspieler zu beschützen, dann ist Philippe Lakos da.

Der 1,93 Meter große und 100 Kilo schwere Verteidiger ist das, was man im Eishockey einen "Tough Guy" nennt. "Das gehört zu meinem Job", sagt der 31-Jährige, der auch schon 120 Länderspiele bestritten hat.

Zu seinem Job gehört es auch, sich fitzuhalten. Was das betrifft, ist Lakos ein Vorzeigeprofi, wie ein Besuch in seiner 100 Quadratmeter großen Eigentumswohnung im 6. Wiener Gemeindebezirk bestätigt.

Kräftig

Hanteln, Liegestützgriffe und ein Gymnastikball halten das Kraftpaket ebenso in Schuss, wie das ergometrische Rad, das in seinem Wohnzimmer steht. Doch die Trainingsgeräte sind nicht der Grund für den Besuch des KURIER innerhalb der vier Wände des Capitals-Stars. Es sind die Bilder, die Lakos' feinen Wohnraum zieren. Bilder, die Lakos selbst gemalt hat. Sie sind der Beweis dafür, dass der Doktor Faust des Wiener Eishockeys doch ein ruhiges Händchen hat. "Bevor ich für irgendwelche Bilder 150 Euro ausgeb', mal ich sie lieber selber", sagt Lakos mit einem breiten Grinser im Gesicht.

Denn natürlich malt der Kraftlackl nicht, um sich ein paar Euro zu sparen. Es ist viel mehr die Leidenschaft, die aus dem Profisportler nach getaner Arbeit oft bis spät in die Nacht auch einen Hobby-Künstler macht. "Einmal habe ich ein Bild gemalt, ohne auch nur eine einzige Pause einzulegen", erzählt Lakos. "Da bin ich 20 Stunden gesessen."

Einen Kurs bzw. eine künstlerische Ausbildung hat Lakos nie absolviert. "Ich male schon, seit ich denken kann." Sein erstes Werk ist bereits 23 Jahre alt. Lakos zeichnete es mit Buntstiften in der Volksschule, heute hängt es gerahmt ebenfalls in der Wohnung.

Vorbild Liechtenstein

Das musische Eishockey-Raubein

Lakos malt vorwiegend mit Acrylfarben auf Canvas-Hintergrund. Am liebsten sucht er sich dafür Vorlagen aus dem Reich der Pop Art, malt Werke von Künstlern wie Roy Liechtenstein nach und lässt dabei eigene Ideen einfließen.

Lakos' Abbild der Zunge, die als Logo der legendären Rolling Stones Berühmtheit erlangt hat, möchte man am liebsten gleich einpacken und mitnehmen.

Doch nicht nur die Wände seiner Wohnung, auch sein eigener Körper hat längst einen Aufputz durch sein zweites Talent erfahren. Die 25 Zentimeter große Tätowierung, die Lakos an seinen Rippen trägt und die einen Löwen inklusive seiner Pranken, in Anlehnung an sein Sternzeichen, zeigt, hat er natürlich selbst entworfen.

Ob er einmal den Eishockeyschläger endgültig gegen Pinsel und Farbei tauschen wird? "Nein, nein. So gut, dass ich damit meinen Lebensunterhalt finanzieren kann, bin ich nicht", sagt das Urgestein der Caps. "Außerdem hab' ich noch viel vor. Am liebsten würd' ich bis 45 Eishockey spielen."

Genauso übrigens wie André Lakos. Der 32-Jährige ist mit 2,01 Meter tatsächlich der größere Bruder und verdient sein Geld beim deutschen Großklub Köln.

Mehr zum Thema

  • Hauptartikel

  • Bilder

Kommentare