Choroschilow gewinnt in Schladming

Der Russe Choroschilow überrascht die Slalom-Stars
Marcel Hirscher belegte mit 2,65 Sekunden Rückstand nur den 14. Rang.

Alexander Choroschilow war vor knapp einem Jahr der wohl ärmste Russe in Sotschi. Die olympischen Erwartungen des ganzen Riesenlandes lasteten ... nicht auf den Schultern des Technik-Spezialisten. Der russische Wintersportfan interessiert sich für Eishockey, dann kommt lange nichts, dann Biathlon, Eiskunstlauf, Langlauf, Bob, und irgendwann, ganz hinten, zwischen Curling und dem nicht einmal olympischen Stockschießen, da kommt das Interesse für den alpinen Skirennlauf.

„Ich habe hier keine Fans“, klagte Alexander Wiktorowitsch Choroschilow. Und schickte nach: „Beim nächsten Mal können wir von einer Medaille reden.“ In Sotschi wurde er im Slalom 14.

Familienmensch

Inzwischen ist er 30 Jahre jung, verheiratet, Vater der acht Monate alten Anna und Ehemann von Maria. Und er ist erfolgreich wie nie zuvor: Alle sieben Weltcup-Slaloms der laufenden Saison hatte er bis zu diesem Dienstagabend bestritten, nie war er schlechter klassiert als auf Platz zehn.

Beim Nightrace in Schladming ließ sich Choroschilow von nichts aus der Ruhe bringen. Nicht von den 42.500 Fans am Fuß der Planai, nicht vom Schneefall, nicht vom kniffligen Kurs, den der französische Trainer Stéphane Quittet für den ersten Lauf gesetzt hatte (und der dazu führte, dass Julien Lizeroux als bester Bleu an 18. Stelle klassiert war). „Ich habe Henrik Kristoffersen zugeschaut und seine Linie überprüft – und dann versucht, mehr von hinten zu fahren und nicht so direkt, unten die Skier zu laufen lassen, das ist das Rezept gewesen.“

Der Russe führte, und wie er führte: 0,79 Sekunden vor Felix Neureuther (mit neuen Skiern und Schuhen), 1,08 Sekunden vor Fritz Dopfer, hinter den beiden Deutschen folgte Marcel Hirscher – mit 1,34 Sekunden Rückstand. Viel für einen Hirscher, nicht überraschend für einen verkühlten Hirscher mit leicht erhöhter Temperatur. „Choroschilow ist unglaublich straight auf die Tore zugefahren, er war nie mehr als fünf Zentimeter weg von den Stangen, bei mir war’s dann doch zum Teil ein halber Meter“, analysierte der Slalom-Weltmeister aus Annaberg.

Choroschilow gewinnt in Schladming
ABD0161_20150127 - SCHLADMING - ÖSTERREICH: Marcel Hirscher (AUT) am Dienstag, 27. Jänner 2015, nach dem zweiten Durchgang des Slaloms der Herren in Schladming. - FOTO: APA/ROLAND SCHLAGER

Im Finale versuchte es Marcel Hirscher mit der Brechstange, baute Fehler um Fehler und wurde nur 14. Stefano Gross überholte noch Felix Neureuther und wurde Zweiter. Der Sieg aber, der ging nach Russland.

Alexander Choroschilow hat an diesem Dienstagabend gleich zwei Marken getilgt: Am 2. März 1997 holte Warwara Zelenskaja in der Abfahrt im japanischen Happo One den letzten russischen Sieg; und am 28. März 1981 war Alexander Schirow im Riesenslalom von Laax der letzte Russe, der (damals noch für die UdSSR) ein Weltcuprennen gewinnen konnte.

Choroschilow, ab 16. Februar 31 Jahre, wohnt während des Winters in der Ramsau und trainiert auf der Reiteralm; er stammt aus der 40.000-Einwohner-Stadt Jelisowo auf der Halbinsel Kamtschatka. Das ist 8350 Kilometer von Schladming entfernt – aber nur 6900 vom WM-Ort Vail/Beaver Creek in den USA. Dort wird wieder mit ihm zu rechnen sein.

Auch wenn er im Februar letzten Jahres gemeint hatte, erst bei den nächsten Winterspielen solle man von einer Medaille reden. Doch manchmal ändern sich die Dinge.

Endstand:

gesamt Rückstand 1. Lauf 2. Lauf
1. Alexander Choroschilow (RUS) 1:46,39 53,67 52,72
2. Stefano Gross (ITA) 1:47,83 +1,44 55,30 52,53
3. Felix Neureuther (GER) 1:47,90 +1,51 54,46 53,44
4. Fritz Dopfer (GER) 1:48,09 +1,70 54,75 53,34
5. Linus Strasser (GER) 1:48,32 +1,93 55,35 52,97
6. Giuliano Razzoli (ITA) 1:48,42 +2,03 55,12 53,30
7. Henrik Kristoffersen (NOR) 1:48,46 +2,07 55,09 53,37
8. Mattias Hargin (SWE) 1:48,70 +2,31 55,69 53,01
9. Markus Larsson (SWE) 1:48,89 +2,50 55,60 53,29
10. Daniel Yule (SUI) 1:48,95 +2,56 55,12 53,83
11. Calle Lindh (SWE) 1:48,96 +2,57 56,50 52,46
12. Victor Muffat Jeandet (FRA) 1:48,99 +2,60 56,50 52,49
13. Patrick Thaler (ITA) 1:49,00 +2,61 55,73 53,27
14. Marcel Hirscher (AUT) 1:49,04 +2,65 55,01 54,03
15. Andre Myhrer (SWE) 1:49,06 +2,67 55,42 53,64
16. Naoki Yuasa (JPN) 1:49,13 +2,74 56,60 52,53
17. Alexis Pinturault (FRA) 1:49,24 +2,85 56,60 52,64
18. Will Brandenburg (USA) 1:49,60 +3,21 56,23 53,37
19. Mario Matt (AUT) 1:49,65 +3,26 56,00 53,65
. David Chodounsky (USA) 1:49,65 +3,26 57,01 52,64
21. Julien Lizeroux (FRA) 1:49,67 +3,28 56,32 53,35
22. Dominik Stehle (GER) 1:49,89 +3,50 56,93 52,96
23. Manfred Mölgg (ITA) 1:50,09 +3,70 56,14 53,95
24. Steve Missillier (FRA) 1:50,24 +3,85 56,75 53,49
25. Benjamin Raich (AUT) 1:50,32 +3,93 56,20 54,12
26. Jean-Baptiste Grange (FRA) 1:50,35 +3,96 56,35 54,00
27. Jonathan Nordbotten (NOR) 1:51,14 +4,75 56,55 54,59
28. David Ryding (GBR) 1:51,24 +4,85 57,05 54,19
29. Matic Skube (SLO) 1:51,84 +5,45 57,12 54,72

Ausgeschieden im 1. Durchgang u.a.: Christian Hirschbühl (AUT), Julien Cousineau (CAN) Ausgeschieden im 2. Durchgang: Anton Lahdenperä (SWE).Disqualifiziert nach dem 1. Durchgang: Reinfried Herbst (AUT) U.a. nicht für den 2. Lauf qualifiziert: Michael Matt (37.), Marco Schwarz (42./beide AUT)

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