„Es fühlt sich wirklich wie ein Flow an. Ich kann mir Fehler erlauben und springe trotzdem weit“, erzählt die aktuelle Nummer eins im Damen-Skispringen. „Manchmal denke ich mir: ,Zwickt’s mich bitte einmal!’
Dieser Winter verläuft wirklich traumhaft für Hölzl. Sie hat heuer endlich ihr erstes Weltcupspringen gewonnen, sie zeigt jetzt Konstanz auf höchstem Niveau, und sie darf daher zurecht das Gelbe Trikot der Weltcupleaderin beim Heimweltcup an diesem Wochenende in
Hinzenbach ausführen. „Wenn mir das im Herbst jemand gesagt hätte, dann hätte ich geantwortet: ,Du spinnst.’
Ganz aus heiterem Himmel kommen die Höhenflüge dann aber auch wieder nicht. Chiara Hölzl galt schon immer als hochveranlagte Weitenjägerin, ihr Potenzial wurde bereits 2013 deutlich, als die damals 15-Jährige bei der WM großen Anteil an der Silbermedaille im Mixedteambewerb hatte. Dieser erste Auftritt im Rampenlicht hatte der 1,53 Meter kleinen Pongauerin den Spitznamen
Schanzenfloh eingebracht.
Nach diesem kometenhaften Aufstieg wurde es dann ruhiger um Hölzl. Selten gelang es ihr einmal, ihr Können im Wettkampf abzurufen, weshalb sie alsbald als Trainingsweltmeisterin und Nervenbündel verschrien war. Der 26. Rang bei der Heim-WM vor einem Jahr in Seefeld war der negative Höhepunkt. „Damals habe ich sehr viele Tränen vergossen“, erinnert sich Chiara Hölzl.
Die Salzburgerin zog damals die Konsequenzen aus diesem Tiefschlag und holte sich im Sommer mit Patrick Murnig jenen Coach an ihre Seite, dem auch ihr Vereinskollege vom
SV Schwarzach, Stefan Kraft, seit Jahren vertraut. Diese Zusammenarbeit hat ihr sichtlich auf die Sprünge geholfen. „Ich war früher viel zu verbissen und wollte es erzwingen“, weiß Hölzl inzwischen, „das war sicher der falsche Zugang.“
Möglicherweise war für sie sogar die lästige Achillessehnenverletzung in der Vorbereitung ein Segen. Dadurch ist Hölzl mit dermaßen geringen Erwartungen in die Saison gestartet, dass sie eigentlich nur mehr positiv überraschen konnte. „Dass ich Skispringen kann, habe ich immer gewusst, jetzt zeige ich es endlich auch einmal“, sagt die 22-Jährige.
Aber nicht nur sie wähnt sich gerade auf Wolke sieben. Ihre Teamkolleginnen stehen Hölzl um nichts nach. Mit Eva Pinkelnig und Marita Kramer gibt’s zwei weitere ÖSV-Premierensiegerinnen, im Nationencup sind die Österreicherinnen der Konkurrenz bereits weit enteilt. „Dass wir als Team solche Erfolge feiern, macht es nur noch schöner“, sagt Hölzl.
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