Bruno Banani, der Rodler aus Tonga

Bruno Banani, der Rodler aus Tonga
Rasante Schleich-Werbung: Ein Sportler wurde nach einer Firma benannt und rodelt bei der WM durch den Eiskanal.

Es schien wie eine glückliche Fügung des Schicksals, ein modernes Märchen, fast zu perfekt, um wahr zu sein. Salote Mafile’o Pilolevu Tuita, die sportbegeisterte Prinzessin von Tonga, hatte es sich in den Kopf gesetzt, den ersten tongaischen Rodler zu casten. Mit dem Ziel: Endlich sollte auch der pazifische Inselstaat bei Olympischen Winterspielen vertreten sein. Und welch’ Glück: Da meldete sich doch glatt ein junger Mann, der nicht nur Talent, sondern auch einen für europäische Ohren merkbaren (und irgendwie bekannten) Namen mitbrachte: Bruno Banani.

Die Namensgleichheit mit dem deutschen Unterwäschehersteller war zwar verblüffend, aber reiner Zufall – wurden Tongas Königshaus und der Athlet nicht müde zu beteuern. Unpraktisch war der lustige Zufall aber keineswegs, denn der pazifische Rennrodler, der ab Donnerstag für sein Heimatland an den WM-Start gehen wird, konnte mit der deutschen Bekleidungsfirma einen lukrativen Werbepartner gewinnen.

Tierisch

Es roch verdächtig nach Happy-End, bis das deutsche Nachrichtenmagazin Spiegel aufdeckte, was manche längst vermutet hatten: Bruno Banani hatte das gleiche Schicksal ereilt, das sonst nur edlen Turnierpferden blüht – er wurde nach seinem Sponsor benannt. "Remus Racing", "Asti Spumante" oder "Harreithers Lindsey One" – in der Reitsport-Szene ist es nichts Besonderes, dass ein Tier so heißt, wie der, der es bezahlt. Auch Fußball-Stadien werden in regelmäßigen Intervallen nach ihren Geldgebern umbenannt. Bei einem Athleten hat es das aber noch nie gegeben.

Bis zu Bruno Banani.

Tongas erster Rennrodler hieß ursprünglich Fuahea Semi und ist das Produkt einer Guerilla-Marketingstrategie. Auf Anregung der Agentur Makai, die für die Vermarktung des Inselstaates zuständig ist, ließ sich der 24-Jährige im Jahr 2009 umbenennen. Mathias Ihle, Chef von Makai-Europe in Leipzig bekannte: Er habe dem Staat Tonga "verraten", wie man den Sportler "medial noch besser vermarkten kann". Was danach passiert ist, hat Züge von Mafia-Movie und Zeugenschutzprogramm: Nach einem halben Jahr Verhandlungen mit den Behörden seien ein neuer Pass und eine neue Geburtsurkunde ausgestellt worden – der Informatikstudent Fuahea Semi war Geschichte und der Rennrodler Bruno Banani, Sohn eines Kokosbauern, geboren.

Laut Ihle sei der gleichnamige Sponsor in den Marketing-Coup nicht eingeweiht gewesen, das Unternehmen werde sein Werbegesicht, das mittlerweile in Deutschland lebt und trainiert, aber weiterhin unterstützen – natürlich auch bei der Rodel-WM in Altenberg. Am Donnerstag kann Banani seinen internationalen Erfahrungsschatz erweitern. Ab 14.30 Uhr hofft der Tongaer, sich für den Hauptbewerb am Samstag zu qualifizieren.

Mittelfristig nähert sich Bruno Banani seinem Olympia-Ziel an. Während er bei der Qualifikation für Vancouver 2010 stürzte, eine Gehirnerschütterung erlitt und bei der WM 2011 nur auf dem 36. und vorletzten Platz landete, hat der Rodel-Quereinsteiger mittlerweile den schnellen Weg im Eiskanal gefunden.

Bedenklich

Der Herzenswunsch von Tongas Prinzessin soll 2014 erfüllt werden, wenn Bruno Banani in Sotschi die rot-weiße Nationalflagge schwenkt. Vorausgesetzt, das Internationale Olympische Komitee stuft den Start des Unterhosen-Testimonials nicht doch als Schleichwerbung ein – dann wäre es vorbei mit den olympischen Südsee-Träumen.

Rennrodel-WM: Programm & Zeitplan

Bewerbe Zum zweiten Mal nach 1996 findet von 6. bis 12. Februar 2012 eine Rodel-WM in Altenberg (D) statt.
Donnerstag: Qualifikation Herren und Doppelsitzer.

Freitag: Qualifikation Damen, Rennläufe Doppelsitzer.
Samstag: Rennläufe Herren
Sonntag: Rennläufe Damen, Team-Staffel.

Österreichs Team
Damen: Nina Reithmayer, Mona Wabnigg, Birgit Platzer.
Herren: Daniel Pfister, Manuel Pfister, Wolfgang Kindl
Doppelsitzer: Linger/Linger, Penz/Fischler.

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