Bode Miller grantelt vor sich hin

Seine jüngste Verflossene erwartet ein Kind, will aber alles daran setzen, dem Ski-Star das Sorgerecht zu entziehen.
"Alle fahren gleich, sehen gleich aus und das gesellschaftliche Leben gibt es auch nicht mehr", ärgert er sich in Sotschi.

Russland ist etwas Besonderes für den alpinen Weltcupzirkus, und es ist auch etwas Besonderes für Bode Miller. Also nahm sich der Amerikaner nach seiner zweiten Trainingsfahrt für die erste Herren-Weltcup-Abfahrt im Skiresort Rosa Chutor am Samstag etwas Zeit – eine der seltenen Gelegenheiten, bei denen das 34-jährige Enfant terrible aus den USA zu Journalisten spricht.

Wie üblich nahm er sich dabei kein Blatt vor den Mund, als er gebeten wurde, die olympische Abfahrtsstrecke für die Spiele von 2014 zu beurteilen. "Lasst die Tore stehen, wie sie stehen, dann ist es einer der besten Super-Gs überhaupt. Für eine Abfahrt brauchen wir hier kaum ein Tor, vielleicht eines oder zwei. Das wäre eine sensationelle Abfahrt. Aber es ist jetzt genau das Gegenteil."

Ende der goldenen Jahre

Generell sieht Miller seinen Sport in eine Krise hineinsteuern. "Die goldenen Jahre gehen zu Ende. Früher hat man noch Risiken in Kauf genommen, um zu gewinnen. Heute fahren alle gleich, sehen gleich aus und das gesellschaftliche Leben neben der Piste gibt es auch nicht mehr. Wenn es so weitergeht, wird es schwierig für mich, noch Motivation zu finden. Dann werd’ ich etwas anderes machen."

Ein Grund für sein Missfallen: "Ich war in den letzten Jahren kaum einmal im Ziel und hatte das Gefühl, dass ich wirklich an oder über meine Grenzen gegangen bin." Was zu tun ist? "Die Verantwortlichen müssen sich mehr trauen. Risiko macht den Sport interessant, und es ist auch interessanter, diesen Sport auszuüben. Im Skirennlauf sollte es nicht darum gehen, zu kontrollieren, sondern darum, an die Grenzen zu gehen. Wenn man die heutige Zeit vergleicht mit jener von Alphand, Klammer, Ghedina oder Maier ..."

Sich selbst steuerte Miller im gestrigen Training auf Platz 4. Die Bestzeit holte erneut Hannes Reichelt, und im Vergleich zum Vortag hatte der Radstädter dieses Mal nur ein Tor ausgelassen. Klaus Kröll hingegen haderte mit Kurs und Material, "ich werd’ wieder etwas anderes probieren".

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