Warum bei den Österreichern nach dem Ski-Auftakt Katerstimmung herrscht

SKI-WELTCUP IN SÖLDEN: RTL DER MÄNNER
Die Österreicher enttäuschten bei der Riesentorlauf-Gala des Schweizers Marco Odermatt.

Als Marco Odermatt am Freitag gefragt wurde, wie es um seine Form bestellt sei, da stapelte der Gesamtweltcupsieger dermaßen tief, dass es schon wieder verdächtig war. Er wisse nicht, ob er an die Leistungen des letzten Winters anschließen könne, sagte der 25-Jährige. „Es wird sehr schwierig.“

Zwei Tage später gewann Marco Odermatt mit einer Leichtigkeit, dass der Konkurrenz Angst und Bange werden muss. Der beste Riesentorläufer der Gegenwart konnte sich sogar den einen oder anderen Fehler erlauben und distanzierte den Rest der Weltklasseläufer dann doch wieder um Welten. „Es hat sich während der Fahrt gar nicht so gut angefühlt. Aber das ist beim ersten Rennen immer so“, meinte Odermatt, der inklusive Olympia sieben der letzten zehn Riesentorläufe für sich entschieden hat.

Der 25-Jährige war der große Gewinner des Weltcupwochenendes in Sölden. Wer fiel sonst positiv auf, wer fiel durch? Der KURIER zieht eine Bilanz.

+ Kulisse

In den vergangenen beiden Jahren war die Besucherzahl wegen Covid extrem eingeschränkt gewesen, diesmal grassierte in Sölden wieder das Ski-Virus. Sogar auf den Geröllfeldern hoch oberhalb des Zielstadions standen die Fans. Mit 14.500 Besuchern verbuchte Sölden die zweitmeisten Zuschauer in der Geschichte der Gletscherrennen.

+ Internationalität

Der Weltcup hat seinem Namen schon einmal weniger Ehre gemacht. Tatsächlich offenbarte das erste Saisonrennen eine große internationale Dichte. Läufer aus zwölf Nationen waren am Sonntag im zweiten Durchgang vertreten. Darunter waren auch ein Athlet aus der Slowakei und einer aus Andorra.

+ Pistencrew

„Respekt!“ Manuel Feller sprach stellvertretend für alle 70 Teilnehmer, die am Sonntag über die Piste gingen. „Ich war positiv überrascht, wie gut die Verhältnisse waren.“ Nach der Absage des Frauen-Riesentorlaufs brachte die Pistencrew die malträtierte Rennstrecke innerhalb von 24 Stunden wieder auf Vordermann und sicherte ein Weltcuprennen, das einige schon abgeschrieben hatten.

+ Magdalena Egger

Auch ohne Rennen ist es der Vorarlbergerin in Sölden gelungen, sich positiv in Szene zu setzen. Bei der obligaten Pressekonferenz begeisterte die sechsfache Juniorenweltmeisterin mit ihrer Eloquenz und ihren ehrlichen, erfrischenden Aussagen. Man kann es der hochveranlagten 21-Jährigen nur wünschen, dass sie irgendwann auf der Piste ein Wörtchen mitreden wird.

+ Die TV-Bilder

Der ORF ließ die Rennläufer in Sölden mit Kameradrohnen verfolgen, das Ergebnis waren spektakuläre Bilder und Aufnahmen, die Lust auf mehr machen.

+ Die Norweger

Die Geschlossenheit der norwegischen Mannschaft war beeindruckend. Die Norweger brachten nicht nur sieben Läufer in den zweiten Durchgang, sie waren dort dann auch nicht nur Mitläufer. Dank der Herren Kristoffersen (3.), Braathen (4.) und Windingstad (5.) führt Norwegen nach dem ersten Rennen den Nationencup an. Österreich ist nur Sechster.

SKI-WELTCUP IN SÖLDEN: RTL DER MÄNNER: KRANJEC (SLO)/ ODERMATT (SUI)/ KRISTOFFERSEN (NOR)

Odermatt (Mitte) vor Kranjec (li.) und Kristoffersen

- Die Österreicher

Das erste Rennen unter dem neuen Cheftrainer Marko Pfeifer war keine Offenbarung. Ein 13. Platz für Marco Schwarz, Rang 16 für Manuel Feller, nur vier Läufer im Finale. Nachdem die Österreicher im vergangenen Winter im Riesentorlauf wieder den Anschluss gefunden hatten, erinnerte der Auftakt in Sölden an frühere Auftritte in der Problemdisziplin.

- Lärmpegel

Mag ja stimmen, dass die Zuschauer zwischen den Durchgängen im Ziel bespaßt werden wollen und das Après-Ski hierzulande für viele zum Kulturgut gehört, aber das heißt nicht, dass der Stadion-DJ am Rettenbachferner den Lautstärkeregler bis zum Anschlag drehen muss. Es wummerte und krachte aus den Boxen, dass einem Hören und Sehen verging und man Angst haben musste, die Piste könnte Risse abbekommen.

- Salzburger Läufer

2025 findet die Weltmeisterschaft in Saalbach-Hinterglemm statt. Im Moment ist das Bundesland, das die letzten beiden österreichischen Gesamtweltcupsieger gestellt hat (Anna Veith und Marcel Hirscher) aber ein weißer Fleck auf der Weltcup-Landkarte. Von den 19 Läufer/innen, die der ÖSV für den Auftakt nominiert hatte, kam niemand aus Salzburg.

- Das Verhältnis ÖSV – FIS

Angespannt ist ein Hilfsausdruck für die Beziehung zwischen dem ÖSV und FIS-Präsident Johan Eliasch. Es scheint mittlerweile immer unwahrscheinlicher, dass dieses Verhältnis noch zu kitten ist. In den Tagen in Sölden gingen sich die Beteiligten demonstrativ aus dem Weg.

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