Baumanns Fleiß machte sich bezahlt

Baumanns Fleiß machte sich bezahlt
Der Tiroler trainierte noch im Morgengrauen Slalom – und gewann am Nachmittag die Kombi von Chamonix.

Am Freitag, bei Teil 1 des Abfahrtsdoppels von Chamonix, hatte Romed Baumann nur um vier Hundertstelsekunden das Podest verpasst, worauf er ins ORF-Mikrofon sagte: "Am liebsten würde ich mich in den A... beißen."

So deftige Aussprüche entsprechen nicht dem Naturell des 26-jährigen Tirolers. Wie er fährt, so gibt er sich normalerweise auch außerhalb der Piste: ruhig und unauffällig. Doch sein elegant bis passiv wirkender Fahrstil täuscht gewaltig: Andernfalls hätte Baumann am Sonntag in der Kombi-Abfahrt nicht so eine überlegene Bestzeit in den extrem kalten Schnee zaubern können.

Überlegen

Der Bursche aus der Biathlon-Hochburg Hochfilzen fuhr nicht nur schneller als alle anderen Allrounder, sondern schneller als alle Starter bei den beiden Spezialabfahrten, in denen Baumann Vierter und Zweiter geworden war.

Der Vergleich drängt sich auf, wurden die Kombinierer doch anders als bei anderen Superkombis auf die exakt gleich lange Piste Verte wie an den beiden Tagen zuvor die Spezialisten geschickt.

Dass die französische Hochgeschwindigkeitsstrecke nicht harmloser war als an den Vortagen, zeigte sich bei Bode Miller. Der Kombi-Co-Favorit, der sich normalerweise erst im Slalom um seine Erfolgschance bringt, stürzte in der Abfahrt. Weltcup-Spitzenreiter Ivica Kostelic wiederum blieb in der Abfahrt weit unter seinen Erwartungen. Trotzdem rechneten alle mit einer gewaltigen Aufholjagd, zumal sein Vater den Slalomkurs gesetzt hatte. Ante Kostelic verzichtete jedoch auf gemeine Falle für Abfahrtspezialisten. Letzteren wird – anders als zu Karrierebeginn – mittlerweile auch Baumann zugeordnet.

Gewachsen

Seine Reifeprüfung als Kombinierer hatte der Maturant schon 2007 auf der Reiteralm (Platz zwei) sowie mit seinem Kombi-Sieg vor drei Jahren in Sestriere absolviert. Doch erst in Chamonix wuchs Baumann nach drei schneidigen Abfahrten in der Superkombi zum alpinen Superman.

Der Mont Blanc hatte noch keine Sonnenstrahl zugelassen, da absolvierte Baumann schon am Morgen bei minus 24 Grad ein Slalom-Training, ehe er die um einen halben Meter längeren Abfahrtsskier anschnallte.

Der Fleiß machte sich bezahlt. Der Speed-Spezialist Baumann behielt im Slalom die Nerven und gewann die Gesamtwertung mit einem beeindruckenden Vorsprung gegenüber dem Franzosen Alexis Pinturault, der von Platz 27 auf Rang zwei vorgestoßen war. Kostelic musste sich hingegen mit Rang sieben begnügen.

Dass Baumann, Pinturault und der Schweizer Beat Feuz ihre Salomon-Skier den Fotografen vom Podest entgegenstreckten, freute vor allem Altmeister Günter Mader, der schon am Freitag über den Sieg von Klaus Kröll gejubelt hatte. Mader ist ihr Firmen-Rennchef. Er war einer der wenigen, der früher in allen Disziplinen gewonnen hatte und – ein ähnlicher Stilist wie Baumann.

Der Chamonix-Sieger hat, mehr Kontinuität vorausgesetzt, das Potenzial, um die Nachfolge des langjährigen Parade-Allrounders Benjamin Raich anzutreten. Raich besaß die Härte, 24 Stunden nach seinem Abfahrtssturz (Armprellung) erneut zu starten. Seine Bemühungen blieben unbelohnt.

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