Arbeitskampf in den US-Profiligen

Arbeitskampf in den US-Profiligen
Die NHL streitet um einen neuen Kollektiv-Vertrag. Der NFL droht eine Saison mit drittklassigen Schiedsrichtern.

Streiten auf hohem Niveau. So oder so ähnlich empfinden wohl viele US-Sportfans die aktuellen Streitigkeiten zwischen den Besitzern der NHL-Klubs und der Spielergewerkschaft NHLPA. Mit einem deutlich über den Einschaltquoten dotierten TV-Vertrag, vollen Hallen und spannenden Play-offs auf der Haben-Seite, sollten die Verhandlungen über einen neuen Kollektiv-Vertrag vermeintlich in amikalem Klima zur „Formsache“ werden – doch weit gefehlt.

Zwar handelt es sich beim jüngsten Vorschlag laut Eigendefinition der Besitzer nur um eine „Erstversion“, doch schrillten nicht nur bei den Spielern umgehend die Alarmglocken. Zum einen, weil Vertragslängen, Gehälter und die Free Agency-Bestimmungen drastisch verändert werden sollen, zum anderen, da ein solcher Vorschlag nur als Versuch gesehen werden kann, Machtverhältnisse zu Gunsten der Eigentümer zu verschieben.

Letzten Meldungen aus dem Lager der Spieler zufolge, verlaufen die Verhandlungen „gut“ und „in positiver Atmosphäre“ – kein Wunder, zumal die Spieler noch immer einige Trümpfe in der Hand halten. Denn, anders als bei den meisten anderen Verhandlungen dieser Art weltweit, weiß man sich auf Seiten der Spieler „unersetzbar“: Wer würde schon für zweit- oder drittklassiges Eishockey auch nur ansatzweise so viel Geld ausgeben? Die heiklen Verhandlungspunkte wurden bislang aber nur angeschnitten.

Das liebe Geld

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Wo aber liegen jetzt die Knackpunkte? Extrem vereinfacht gesagt, haben die Eigentümer vorgeschlagen, die bisher leicht zu Gunsten der Spieler ausgefallene Einnahmenteilung um nicht weniger als 14% in Richtung Arbeitgeber-Seite zu verschieben.

Eine auf den ersten Blick durchaus kühne Forderung, zumal im Schnitt alle NHL-Teams Gewinn erzielen müssten und die Liga seit dem Lock-out vor acht Jahren im Schnitt 7% Wachstum aufweist. Wie jedoch meistens, liegt der Teufel im Detail vergraben – so fahren einige Teams wie etwa Toronto, Montreal oder die New York Rangers einen Löwenanteil der Gewinne ein, während andere Teams wie etwa Columbus rote Zahlen schreiben.

Wie das geht? Der Salary-Cap (also die Gehaltsobergrenze) gilt für alle Teams gleichermaßen, zumal er aus einem komplizierten „Liga-Schnitt“ errechnet wird.  Um konkurrenzfähig zu bleiben sind die Teams also gezwungen, den Cap so weit als möglich auszureizen – für manche Teams fatal, da nach Abzug der sonstigen Kosten oft ein fettes Minus in der Bilanz zu Buche steht.

So gesehen erscheint das Einstiegsangebot der Klubbesitzer nun wieder wenig nachvollziehbarer. Eine solch drastische „Positionsverschiebung“ würde den reichen Klubs noch mehr Geld in die Kassen spülen, während die „armen“ Klubs wohl mit weniger Angst in die Zukunft blicken könnten.

Aber zurück zur Spielerseite. Chefverhandler Donald Fehr hat dagegen eine ganz eigene, naturgemäß konträre Ansicht der Dinge. Die NHLPA will einer Krise durch Solidarität entgegenwirken. Teams mit praller gefülltem Geldbörserl sollten demnach finanziell schwächere Klubs unterstützen. Keine einfache Forderung in einem Land, in dem Worte wie Solidarität schon mal als Schimpfwort verwendet werden.

Wohin geht die Reise?

Das „Worst-Case-Szenario“ ist dabei klar definiert – sollte man sich bis zum Stichtag (15. September) nicht einigen, droht wie schon 2004 ein „Lock-out“, also der komplette Ausfall (oder wie 1994/1995 die Verkürzung) der Saison. 

Angesichts der ersten vorgelegten Zahlen scheint dies aber gar nicht so unabwegig, zumal die Spielergewerkschaft bereits in der Vergangenheit bewiesen hat, nicht so schnell klein bei zu geben. Nordamerikanische Medien fragen Spieler sogar bereits danach, ob sie sich nach potentiellen Arbeitgebern in Europa umsehen würden. Die Besitzer spekulieren indes wohl auf ein Ergebnis, ähnlich jenem der NFL im vergangenen Jahr, als letztlich kurz vor Saisonbeginn doch eine Einigung erzielt werden konnte – zu „Ungunsten“ der Spieler.

Pfeiferl-Streik

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Daneben tobt auch im American Football der Arbeitskampf, wenngleich dort „nur“ die Schiedsrichter betroffen sind. Dort hält der Lock-out schon seit Juni an, der Saisonstart könnte ohne die etablierten Referees über die Bühne gehen.

Ein NFL-Schiedsrichter verdient aktuell zwischen 20.000 und 70.000 Dollar im Jahr – nicht schlecht, wenn man bedenkt, dass seine Saison maximal 16 „aktive“ Wochen hat, kein schlechtes Salär, doch die Gewerkschaft moniert, dass den Schiedsrichtern jede Art von „Absicherung“ fehle und die Gehälter im Vergleich zu NHL, MLB oder NBA noch immer weit niedriger (mindestens 50.000 Dollar) seien.

Dass die Saison in den anderen Ligen viel länger dauert und dort auch weit mehr Spiele zu pfeifen sind, sei da einmal außen vorgelassen. Fakt ist, dass die NFL wohl mit drittklassigen Schiedsrichtern (die Top-College-Referees sollen sich ganz auf ihre Saison konzentrieren können) in die Saison starten wird müssen – fraglich ist wie lange es da dauern wird, bis der erste Superstar für die Streikenden Partei ergreift.

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