Fischbacher: „Es macht wieder Spaß“

Angriff in Nordamerika: Olympiasiegerin Andrea Fischbacher startet in Übersee in die Speed-Saison.
Andrea Fischbacher spricht vor den USA-Rennen über harte Zeiten und neue Freude.

12.30 Uhr in Beaver Creek, 20.30 Uhr in Europa. Zwischen Konditionstraining und Mittagessen nimmt sich Andrea Fischbacher Zeit für ein Skype-Interview. Die 28-jährige Super-G-Olympiasiegerin von Vancouver startet am Freitag in den USA in ihre achte Abfahrts-Saison (18.45 Uhr MEZ). Nach zwei verkorksten Jahren will die Salzburgerin zurück zu alter Stärke finden. Beim ersten Test auf der für die WM 2015 neu gestalteten Damenstrecke „Raptor“ wurde die Speed-Spezialistin Elfte.

KURIER: Frau Fischbacher, Sie durften am Dienstag als erste Läuferin die WM-Abfahrt testen. Bereitet man sich auf eine neue Strecke anders vor?

Andrea Fischbacher: Eigentlich nicht. Aber es ist immer wieder cool, wenn eine neue Strecke dazukommt. Es ist für alle eine neue Herausforderung. Jetzt beginnt das Herantasten.

Sie wirken entspannt. Ganz anders als noch vor einem Jahr, als Sie mit Rückenproblemen zu kämpfen hatten. Was hat sich seitdem verändert?

Die Situation kann man gar nicht vergleichen. Vor einem Jahr bin ich zum Arzt gegangen, um mir ein paar Spritzen zu holen. Da war an eine normale Saisonvorbereitung nicht zu denken. Heuer bin ich schmerzfrei und habe normal trainieren können.

In den letzten zwei Jahren haben Sie immer wieder mit Rückschlägen und Verletzungen gekämpft. Wie schwierig war es, die Geduld nicht zu verlieren?

Sehr schwierig. Wer ist schon wirklich geduldig? Die letzten Jahre waren einfach nur hart. Sicher fängt man da irgendwann zu zweifeln an. Das private Umfeld hat mir sehr geholfen, aber gewisse Sachen musst du mit dir selber ausmachen. Für mich ist im Vordergrund gestanden, dass ich zurück zu mir finde und davon wegkomme, dass ich daran zweifle, ob ich skifahren kann.

Und ist das gelungen?

Auf alle Fälle. Jetzt merke ich, dass ich wieder frei bin, dass es wieder Spaß macht auf die Piste zu gehen. Die Vorfreude auf einen Wettkampf oder ein Training ist zurück.

Wie groß ist die Vorfreude auf die Olympischen Spiele in Sotschi? Motivieren Sie als Super-G-Siegern die positiven Erinnerungen von Vancouver zusätzlich?

Um ehrlich zu sein, denke ich gar nicht so weit nach vorne. Die Olympischen Spiele sind im Februar, jetzt beginnt der Weltcup erst so richtig. Es kommt sowieso alles so, wie es kommt. Ich will im Jetzt sein und schauen, dass ich nach jedem Lauf sagen kann: Ich hab’ das Beste daraus gemacht.

Ist das eine Lehre aus den schwierigen Jahren?

Eigentlich nicht. Mein Problem war es nie, dass ich so weit nach vorne geschaut habe, sondern dass ich so weit in der Vergangenheit geblieben bin. Ich habe sicher gelernt, mir über Vergangenes nicht mehr so viele Gedanken zu machen. Ich glaube, dass man in schlechten Phasen ohnehin mehr lernt, als in den guten.

Zum Beispiel?

Aus so einer Negativspirale kommst du nur heraus, wenn du weiterkämpfst und nicht einfach aufgibst. So etwas bringt dich sicher nicht nur sportlich weiter.

Wie weit sind Sie schon? Beim Auftakt in Sölden sind Sie im Riesentorlauf mit hoher Startnummer ja bereits auf Rang 13 gefahren.

Sagen wir es so: Ich bin auf einem guten Weg, vielleicht aber noch nicht bei 100 Prozent. Aber es wird immer besser und ich bekomme wieder mehr Vertrauen, um das Risiko einzugehen und den direkten Weg zum Tor zu suchen. Es macht wieder Spaß.

Lokalmatadorin Lindsey Vonn ist nach ihrer erneuten Knieverletzung in Beaver Creek nicht mit dabei. Haben Sie den Sturz mitbekommen?

Nein, ich habe das auch nur gelesen. Leider gehört so etwas im Rennsport dazu, jedem ist das Risiko bewusst. Ich glaube, man kann die Skifahrer an einer Hand abzählen, die noch nie einen Kreuzbandriss gehabt haben.

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