Der erste Doppelsieg der ÖSV-Damen seit 2007
Dieser 11. Jänner 2014 war ein Fall für die Geschichtsbücher: Elisabeth Görgl sorgte in Altenmarkt-Zauchensee für den ersten Abfahrtssieg der ÖSV-Damen seit dem 7. Jänner 2012. Damals hatte – erraten – die Doppelweltmeisterin von 2011 in Bad Kleinkirchheim triumphiert.
Anna Fenninger wurde 0,56 Sekunden dahinter Zweite – den letzten Doppelsieg für Rot-Weiß-Rot hatte es in einer Abfahrt am 14. März 2007 gegeben, als Renate Götschl vor Marlies Schild in Lenzerheide gewann. Die Salzburgerin eroberte die Führung im Gesamtweltcup, sie liegt sechs Punkt vor Maria Höfl-Riesch. Und die wiederum stellte als Dritte den deutschen Podestplatz-Rekord von Katja Seizinger (75) ein.
Und schließlich bejubelten 9700 Zuschauer die Leistungen, auch das ist ein Rekord – für Zauchensee.
Hoppala vor dem Ziel
Dabei hatte der Tag gar nicht lustig angefangen für die Siegerin: Elisabeth Görgl war auf dem Weg zum Rennen 500 Meter vor dem Ortsschild von Zauchensee mit leerem Tank liegen geblieben, erst ein Tankwagen, der die Aggregate für das VIP-Zelt am Ziel befüllt hatte, schaffte Abhilfe.
Der Rest aber, der passte vollauf für die Steirerin mit Wohnsitz Innsbruck: Vor den Augen von Mutter Traudl Hecher, die am Samstag einen ihrer seltenen Besuche beim Skiweltcup absolvierte, raste Görgl nach großer Nervosität vor dem Start genau so zu Tal, wie sie es sich vorgenommen hatte. Und dass sie den Tipp von Cheftrainer Jürgen Kriechbaum, wie die letzte Kurve vor dem Zielhang zu nehmen ist, exakt so auf den Schnee brachte wie vorgesehen, das war der Schlüssel zum letztlich klaren Sieg.
„Ich hatte dort einen Fehler“, bestätigte Anna Fenninger, „der hat den Sieg gekostet. Und ich war mir sicher, dass nur eine noch schneller sein könnte als ich – die Elisabeth.“
Der lange Weg zurück
So war es dann auch: Die noch 32-Jährige (am 20. Februar gibt’s den doppelten Dreier) gewann klar, aber mindestens so sehr wie der fünfte Weltcupsieg freute sich Görgl, „dass ich endlich einmal alles so umgesetzt habe, wie ich es mir vorgenommen hatte. Ich war geschmeidig und locker unterwegs, und trotzdem aggressiv.“ Dieses Wohlgefühl hatte sie zuvor zwar immer wieder verspürt, doch so schnell es aufkam, war es dann auch wieder weg. Nach dem verkorksten letzten Winter mit dem Tiefpunkt St. Anton eine Genugtuung. Damals war sie abgereist, ehe das erste Rennen gestartet war. Zu wenig Training, schlechtes Gefühl auf den Skiern, „ich war komplett überfordert mit der Situation, habe dann aber die richtigen Konsequenzen gezogen und alles auf null gestellt.“
Der Neustart gipfelte in Platz zwei bei der WM-Kombi-Abfahrt in Garmisch, „das war schon ein Erfolg“. Besser wurde es im Sommertraining in Chile („da hab’ ich dann schon wieder richtig den Killer gespürt“) und beim Camp in Nordamerika, und nun ist Elisabeth Görgl wieder da, wo sie hin will.
Mit knapp 33 Jahren ist sie zudem nach Mario Matt ein weiterer Beweis dafür, „dass das Alter keine Ausrede ist“ (© Benjamin Raich) – und das kann sie auch noch länger sein. Denn sie ist nun schon die zweitälteste Abfahrtssiegerin nach Renate Götschl (33), und die Ski-WM in Vail im kommenden Jahr, die hat Elisabeth Görgl fix eingeplant. „Es gibt ja auch keinen Grund, warum es nicht funktionieren sollte“, sagte die Steirerin und freute sich schon auf die Superkombination am Sonntag (Super-G 9.30, Slalom 12.30, live ORFeins).
Damen-Abfahrt in Zauchensee: | |||
1. | Elisabeth Görgl | AUT | 1:47,45 |
2. | Anna Fenninger | AUT | +0,56 |
3. | Maria Höfl-Riesch | GER | 0,63 |
4. | Tina Weirather | LIE | 0,91 |
5. | Nicole Hosp | AUT | 1,02 |
6. | Larisa Yurkiw | CAN | 1,13 |
7. | Carolina Ruiz Castillo | ESP | 1,14 |
8. | Marianne Kaufmann-Abderhalden | SUI | 1,17 |
9. | Lotte Smiseth Sejersted | NOR | 1,27 |
10. | Regina Sterz | AUT | 1,28 |
11. | Lara Gut | SUI | 1,34 |
12. | Tina Maze | SLO | 1,37 |
13. | Julia Mancuso | USA | 1,39 |
14. | Dominique Gisin | SUI | 1,46 |
15. | Stefanie Moser | AUT | 1,64 |
Weiter: | |||
18. | Andrea Fischbacher | AUT | 1,84 |
24. | Mirjam Puchner | AUT | 2,50 |
31. | Nicole Schmidhofer | AUT | 2,81 |
Sie haben schon nach dem Training einen zufriedenen Gesichtsausdruck gehabt. Hatten Sie eine Vorahnung?
Elisabeth Görgl: Ich habe mich wohlgefühlt und die meisten Passagen sehr gut erwischt. Und ich wusste, ich habe noch Reserven.
Sie haben gesagt, nach 2013 kann es nur besser werden. Was haben Sie sich ausgerechnet? Ich rechne nicht. Mir geht es ums Fahren, ich gehe nicht auf Resultate, das machen eh genug andere. Ich habe mich heute wohlgefühlt, die Strecke hat mir getaugt. Das ist schön, deshalb mache ich das. Ich habe oft geklagt, ich habe nicht die richtige Mischung gefunden. Heute habe ich sie gefunden. Ich bin geschmeidig gefahren und trotzdem aggressiv und locker. Einfach eine lässige Fahrt, das ist nicht so leicht. Man muss auf einer Abfahrt einfach rausfiltern, was ist da jetzt gefragt ist.
Sie sagten, Sie fahren nicht auf Resultate, aber dass der Einser da stand, hat gepasst, oder? Das hat mir natürlich getaugt, klar. (lacht) Aber ich war auch überrascht. Ich wusste, es war eine gute Fahrt, aber dass es für ganz vorne reicht... es ist schön, wenn man sich selber auch noch überraschen kann.
Nach zwei beschwerlichen Jahren wirkten Sie zuletzt wieder viel positiver. Stimmt der Eindruck, dass Sie mit einem anderen Gefühl ins neue Jahr gekommen sind? Absolut. Es hat aber schon in Amerika angefangen, als ich wieder gemerkt habe, ich gebe wieder Gas. Ich fühle mich wohl auf den langen Ski. Ich habe gemerkt, dass es wieder kommt.
Zwei Jahre war Ihr letzter Weltcupsieg her. Was hat Ihnen den Glauben gegeben, dass Sie mit Skifahren noch nicht fertig sind? Ich hatte immer wieder Phasen, wo ich gespürt habe, dass es noch nicht weg ist. Aber ich hatte auch Phasen, wo ich sehr gezweifelt und mir gedacht habe, scheiße, ich hab's nicht mehr! Dann ist es schön, wenn man ein gutes Umfeld hat und nicht aufgibt. Und ich bin bekannt, dass ich sehr hartnäckig bin.
Als Jürgen Kriechbaum Speedtrainer war, sind Sie Doppel-Weltmeisterin gewesen. Jetzt ist er als Cheftrainer zurück. Wie sehr hilft Ihnen das? Als ich in Bad Kleinkirchheim gewonnen habe, war Jürgen nicht da zum Beispiel. Ich würde es nicht nur auf Jürgen aufhängen, ich denke, wir arbeiten alles sehr gut. Aber Jürgen hat auch wieder gute Inputs gebracht. Und auch wieder eine Weiterentwicklung. Auch heute. Wir haben die Zielpassage ganz genau besichtigt, Jürgen und ich. Er hat mir sehr gute Tipps gegeben. Und ich habe es genau so umgesetzt, wie er es gesagt hat. Und recht viel Zeit rausgeholt. Ein gewisser guter Draht ist sicher da.
Wie blicken Sie den Olympischen Spielen entgegen? Ich habe immer gesagt, dass ich bei einem Großereignis natürlich eine Medaillen machen möchte. Daran hat sich nichts geändert. Das ist das Ziel.
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