Alarmstufe grün im Skisport: Der Klimawandel bremst den Weltcup aus

Aper Ski statt Après-Ski
Mit der Winterstimmung verhält es sich dieser Tage wie mit der Vorfreude auf die Fußball-WM: Sie will sich einfach nicht einstellen. Woche für Woche müssen wegen der Witterungsbedingungen Rennen abgesagt werden, mittlerweile steht’s im Match Klima vs. Ski-Weltcup bereits 7:1.
Von den acht angesetzten Weltcuprennen konnte bisher nur der Herren-Riesentorlauf in Sölden plangemäß durchgeführt werden. Während das Rennen der Frauen immerhin nachgeholt wird (am 27. 12. am Semmering), wurden die vier grenzüberschreitenden Abfahrten in Zermatt und die Parallelbewerbe in Zürs ersatzlos gestrichen.
Absage mit Ansage
Die vielen witterungsbedingten Absagen seien schlicht höhere Gewalt, sagen die einen. Der Fehlstart in den Weltcupwinter ist das Resultat einer schlechten Planung, entgegnen andere. Wer auf die Idee kommt, Ende Oktober in Mitteleuropa eine Abfahrt anzusetzen, darf sich nicht wundern, wenn das Prestigeprojekt unter den Füßen dahinschmilzt. „Das war erwartbar, dass das nichts wird. Eine Speedsaison in Europa um diese Zeit zu starten, ist fragwürdig“, sagt die Olympia-Zweite im Super-G von Peking, Mirjam Puchner.
Dabei hätte der Skisport gerade in diesem Winter positive Schlagzeilen, spektakuläre Bilder und packende Rennen zu Saisonbeginn gut gebrauchen können. Um die Skifans auf den Winter einzustimmen und Werbung in eigener Sache zu betreiben.
Große Konkurrenz
In der Vergangenheit hatten die Skistars zumindest hierzulande um diese Jahreszeit freie Fahrt, nun bekommt der österreichische Nationalsport in den kommenden Wochen übermächtige Konkurrenz. Die Fußball-Weltmeisterschaft in Katar droht den Ski-Weltcup ins Abseits zu stellen. „Natürlich ist das nicht ideal“, sagt ÖSV-Generalsekretär Christian Scherer.
Die Kollision mit einer Fußball-WM-Endrunde im Winter ist hoffentlich eine einmalige Angelegenheit, der Klimawandel hingegen wird für den Skisport ein Dauerbegleiter und eine der größten Herausforderungen für die Zukunft. Der Weltcup-Kalender wird wohl oder übel dem meteorologischen Kalender angepasst werden müssen. So wie zu seinen Anfängen, als die Saison traditionell im Dezember in Val-d'Isère mit dem „Critérium de la première neige“ begonnen hatte, dem Kriterium des ersten Schnees.
„Der Winterbeginn per se ist der 21. Dezember. Man hat die Saison künstlich nach vorne verschoben“, sagt ÖSV-Generalsekretär Scherer. „Wenn man die Weltcup-Saison wirklich verlängern möchte, dann sollte man das idealerweise nach hinten machen.“
Wie prekär und herausfordernd die Situation für den Ski-Weltcup in diesem Winter ist, zeigt sich am Schauplatz der nächsten Rennen. In Levi, wo kommende Woche zwei Frauen-Slaloms gefahren werden, herrschen gerade Plusgrade.
Levi liegt 135 Kilometer nördlich des Polarkreises.
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