Abgefahren: Hirscher im Vollgas-Modus
Normalerweise würde der KURIER eher keine große Geschichte machen, wenn die Nummer 448 der Abfahrtsweltrangliste ein Training in Übersee bestreitet. Und auch die Tatsache, dass die Nummer 127 der Super-G-Weltrangliste am Samstag in Beaver Creek im einschlägigen Weltcup-Rennen startet, ist nicht unbedingt rasend interessant.
Weil hinter den Zahlen aber Marcel Hirscher steckt, ist das Ganze eben doch eine Geschichte wert. Der 25-jährige Salzburger düste also am Mittwochabend die Piste namens Birds of Prey hinunter, um sich an Schnee, Gelände und Tempo in Colorado zu gewöhnen. Und wurde 75. mit mehr als sieben Sekunden Rückstand.
Die Raubvogel-Piste in den amerikanischen Rocky Mountains zählt zu den raren – weil schwierigen – Hängen, auf denen ein Super-G-Start des dreifachen Gesamtweltcupsiegers Sinn ergibt. Denn: Je komplizierter Terrain und Kurssetzung , desto weniger fallen Hirschers Nachteile (Größe, Masse, Speed-Routine) ins Gewicht, weshalb er in Beaver Creek und in Lenzerheide schon einmal Zwölfter war, in Val d’Isère Elfter – und beim Weltcup-Finale in Schladming 2012 sogar Dritter.
Mehr Optionen
Neben dem Spaß geht es natürlich auch um Punkte – und um weitere Optionen, das Erfolgskonto zu füllen. Bei der Ski-WM in Beaver Creek im kommenden Februar ist ein Start von Marcel Hirscher zumindest in der Superkombination angedacht; daneben ist er ja einer der großen Favoriten in Slalom und Riesenslalom. Und: Der eine oder andere Weltcuppunkt, den er außerhalb seiner Spezialdisziplinen holt, kann entscheidend sein im Kampf um den vierten Gesamtweltcup en suite. "Wenn das funktionieren würde, wär’s abartig geil, denn das hat bis jetzt noch keiner geschafft", sagte Hirscher unlängst.
In der Abfahrt wird man ihn dennoch auch weiterhin kaum sehen – zwei Tests Ende März bei den internationalen kroatischen und slowenischen Meisterschaften in Innerkrems haben den Salzburger darin bestätigt: Hirscher lag damals zwischen 3,5 und 4,2 Sekunden hinter den Siegern Ivica Kostelic (Kroatien) und Landsmann Manuel Kramer zurück.
Der Flachauer hat übrigens im Mai dieses Jahres seine Karriere beendet – im Alter von 25 Jahren. Davon ist der um zwei Monate und einen Tag jüngere Annaberger Marcel Hirscher noch weit entfernt: Zuvor gilt es noch, Großes zu leisten.
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