Wie sich der Radsport gegen eine Absageflut wehrt

Szene der Tour de France 2019
Trotz der Corona-Krise soll die Tour de France gefahren werden. Ein Problem sind die Hunderttausenden Fans am Streckenrand.

Alle Räder stehen still, wenn es so ein Virus will. Als wäre der Radsport nicht ohnehin schon brutal genug, ist derzeit auch völlig offen, wie es in der zum Stillstand gekommenen Saison weitergehen soll. Klar ist, dass die Frühjahrsklassiker ausfallen. Am Sonntag wäre Gent–Wevelgem an der Reihe gewesen, vor zehn Jahren hatte der Steirer Bernhard Eisel dort als Sieger den größten Erfolg seiner Karriere gefeiert.

Klar ist auch, dass der Giro d’Italia nicht wie geplant am 9. Mai in Budapest beginnen wird. Aber sonst?

Das Saisonhighlight Tour de France hängt in den Seilen. Bis zum 15. Mai wollen sich die Veranstalter der Amaury Sport Organisation mit einer Entscheidung Zeit lassen. Ihr Vorteil im Gegensatz zu vielen anderen Sportarten: Sie sind nicht auf Eintrittsgelder angewiesen, weil keine eingehoben werden.

Die Variante einer Tour ohne Zuschauer bei Start und Ziel und ohne Werbekarawane wäre noch das kleinste Übel. Die Frage ist eher, wie verhindert werden soll, dass die Tag für Tag Hunderttausenden Zuschauer entlang der Strecke einander zu nahe kommen. Einige Bürgermeister der betroffenen Orte haben diese Woche schon ihre Sorgen artikuliert.

Eine Alternative nannte Daniel Spagnou, der Bürgermeister der Provence-Gemeinde Sisteron, gegenüber dem TV-Sender RTBF: „Nachdem Olympia in Tokio abgesagt ist, eröffnet uns das ein neues Zeitfenster. Warum nicht den Start der Tour vom 27. Juni auf Ende Juli verschieben?“

Eine andere Alternative hat Weltverbandspräsident Brian Cookson genannt, nämlich die drei großen Landesrundfahrten (Giro, Tour, spanische Vuelta) von je drei auf zwei Wochen zu verkürzen. Denkbar wäre dann, den Giro d’Italia im Oktober auszutragen. Auch könnten dann einige Frühjahrsklassiker nachgeholt werden.

Das heimische Saisonhighlight, die Österreich-Rundfahrt, soll von 27. Juni bis 3. Juli stattfinden. Die Organisatoren um Tourdirektor Franz Steinberger wollen Mitte April entscheiden. Eine Absage wäre bitter, nachdem die Ö-Tour heuer wieder in die zweithöchste Rennkategorie nach den großen Landesrundfahrten und Eintagesrennen aufgestiegen ist, was ein prominentes Starterfeld verspricht – trotz der wie üblich eigentlich parallel laufenden Tour de France.

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