Vuelta: Topfavorit Roglic verliert das Rote Trikot

Größter Erfolg seiner Karriere für Hugh Carthy
Britischer Sieg vor dem zweiten Ruhetag der Spanien-Rundfahrt, der Ecuadorianer Richard Carapaz die Gesamtführung.

Die zweite Vuelta-Woche endete am Sonntag mit purer Schinderei: Auf den letzten 13 Kilometern ging die zwölfte Etappe der Spanien-Rundfahrt mit bis zu 23,5 Prozent Steigung zu Ende. Am Alto de l’Angliru hatte der 26-jährige Brite Hugh Carthy (Education First) die Nase vorn, dem Ecuadorianer Richard Carapaz reichte der vierte Platz, um wieder die Gesamtführung vom fünftplatzierten Slowenen Primoz Roglic zu übernehmen. Dabei konnte sich der frühere Skispringer noch bei seinem amerikanischen Jumbo-Visma-Kollegen Sepp Kuss bedanken, ohne dessen Hilfe Roglic sich wohl in ein Debakel gequält hätte.

Starker Großschartner

Auch ein Oberösterreicher hatte Grund zur Freude: Felix Großschartner wurde Zehnter (+2:15), somit bleibt der Bora-hansgrohe-Profi auf dem siebenten Gesamtrang. "Es gab heute ein echtes Radrennen, aber das kam mir ganz gut entgegen", sagte der 26-Jährige. "Ich hatte mir vorher schon ausgerechnet, wie ich den letzten Berg hinauffahren muss. Auf den letzten Kilometern habe ich etwas Zeit verloren, aber grundsätzlich bin ich sehr zufrieden, wie es heute gelaufen ist, das ist ein sehr gutes Ergebnis."

Am Montag folgt der Ruhetag, der traditionell bei den großen Landesrundfahrten eine heikle Angelegenheit ist: Wer kann wie gut regenerieren, wen wirft das plötzliche Fehlen von Anstrengung im Grenzbereich aus der Bahn? Die Antwort liefert das Einzelzeitfahren am Dienstag. Die Distanz von 33,7 Kilometern zwischen Muros und dem Mirador de Ézaro wird niemanden schrecken - im Gegensatz zum Schlussanstieg: zwei Kilometer mit bis zu 30 Prozent Steigung.

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Bleibt Siebenter: Felix Großschartner

Wirbel vor dem Start

Am Sonntagvormittag hatten einige Profis noch einmal ihren Unmut über eine Jury-Entscheidung vom Freitag zum Ausdruck gebracht. Roglic hatte ja vor Großschartner gewonnen – doch dass der  Slowene ins Rote Trikot des Gesamtführenden gespült wurde, das lag allein an den Kommissären des Weltverbandes UCI.

Ursprünglich war die Zielankunft als Massensprint eingestuft worden. Heißt: Nur Fahrer, die mehr als   drei Sekunden auseinanderliegen, werden als neue Gruppe gewertet, ansonsten gelten sie als zeitgleich. Das wurde dann während (!) der Etappe geändert (die letzten 1,5 Kilometer waren 5,9 Prozent steil) – nur wurde das weder Teams noch  Fahrern gesagt. Und so kam es, dass Richard Carapaz die Führung an Roglic abgeben musste. Wegen drei Sekunden ...

Das Protestschreiben wurde freilich nicht nur von Carapaz’ Team Ineos unterzeichnet, sondern ebenso von Roglics Jumbo-Visma. „Wenn Mannschaften und Fahrer Zeit und Ressourcen aufbringen können, um die Zielankunft jeder Etappe zu analysieren, erwarten wir dasselbe auch von der UCI. Die  ganze Situation hätte mit ein wenig einfacher Recherche  und Kommunikation verhindert werden können.“

Vuelta, 12. Etappe (Pola de LavianaAlto de l'Angliru, 109,4 km): 1. Carthy (GBR) Education First 3:08:40, 2. Wlasow (RUS) Astana +16, 3. Mas (ESP) Movistar, 4. Carapaz (ECU) Ineos beide gl. Zeit, 5. Roglic (SLO) +26, 6. Kuss (USA) beide Jumbo-Visma, 7. Dan Martin (IRE) Israel alle gl. Zeit, 8. Poels (NED) Bahrain-McLaren +1:35, 9. Woods (CAN) Education First gleiche Zeit, 10. Großschartner (AUT) Bora-hansgrohe +2:15.  Gesamt: 1. Carapaz 48:29:27, 2. Roglic +10, 3. Carthy +32, 4. D. Martin +35, 5. Mas +1:50, 6. Poels +5:13, 7. Großschartner +5:30, 8. Valverde (ESP) Movistar +6:22, 9. Wlasow +6:41, 10. Nieve (ESP) Mitchelton-Scott +6:42.

Montag Ruhetag, Dienstag Einzelzeitfahren.

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