Vor Saisonstart: Die Österreicher werfen sich in Schale
Wer mit der Konkurrenz so richtig Schlitten fahren will, der muss sich in Schale werfen. Niemand wüsste das besser als Wolfgang Kindl und Jonas Müller: Die Rennrodler aus Tirol und Vorarlberg haben sich für die neue Saison hohe Ziele gesetzt, Weltmeister ihres Fachs waren sie ja schon – oder sind es noch.
Im Falle des 31-jährigen Kindl stehen zwei Goldene seit der WM 2017 in Innsbruck-Igls zu Buche, Müller, 22, holte im heurigen Jänner Gold im Sprint. "In der Kategorie Ü 30 zwickt’s ein bissl", räumt Kindl vor dem Saisonauftakt am Wochenende in Igls zwar ein, "aber ich bin gut über den Sommer gekommen und bei den Startzeiten wieder ein bissl näher an den Kollegen dran." Der Knackpunkt ist das G’nack: "Auf dem Schlitten liegt man einfach in einer unguten Position, da gibt es immer wieder Schläge. Aber das wird wohl erst aufhören, wenn ich die Rodel ins Eck stelle."
Davon ist Kindl freilich noch weit entfernt, denn zuvor gilt es noch einiges abzuarbeiten. "Ich war zwei Mal Zweiter im Gesamtweltcup und zwei Mal Dritter", der kommende Winter soll nun die Krönung bringen. "Wenn alles zusammenpasst, kann mir das gelingen." Dazu wird – wie stets beim rasanten Kufensport – auch wieder am Material getüftelt, um die letzten Tausendstelsekunden zu finden, die über Sieg und Niederlage entscheiden können. Es geht um Kufenhärten und -beschichtungen, es geht um die Schalen, es geht nicht zuletzt auch um die aerodynamisch günstigste Position. Und darum, welcher Untersatz in welcher Zusammensetzung auf welcher Bahn am Besten funktioniert.
"Momentan entwickeln wir vor allem die Schalen weiter, die waren in den letzten Jahren unser Schwachpunkt", weiß Kindl, der deutsche Seriensieger Felix Loch etwa "hat drei, vier Schlitten, er wählt dann je nach Bahn". Die Konkurrenz ist wachsam, um sich vor Spionage zu schützen, "tragen manche gar den Schlitten in einem Sack zur Bahn und packen erst direkt am Start die Rodel aus, damit nur ja niemand sich etwas abschauen kann".
- Ski alpin
Damen- (Samstag) und Herren-Slalom (Sonntag) in Levi (FIN/jeweils 10.15/13.15 Uhr).
- Skispringen
Herren-Saisonstart in Wisla (POL/Freitag, 18.00, Qualifikation, Samstag, 16.00, Teambewerb, Sonntag, 11.30, Einzel).
- Rodeln
Saisonstart in Innsbruck-Igls, Samstag: 10.20 Damen, 1. Lauf, 11.45 2. Lauf, 13.10 Herren, Doppelsitzer, 1. Lauf, 14.30 2. Lauf. Sonntag: 10.00 Herren, 1. Lauf, 11.40 2. Lauf, 13.45 Team-Staffel.
- Slopestyle
Der geplante Weltcup auf dem Stubaier Gletscher wurde abgesagt.
Das große Tüfteln
Auch der Tiroler David Gleirscher, 2018 in Südkorea sensationell zum Olympiasieg gerast, tüftelt eifrig. Mit gutem Grund: Noch hat der 25-Jährige im Weltcup weder einen ersten noch einen zweiten Rang zu Buche stehen, nur zwei dritte sind es bislang geworden. "Mit den Kufen haben wir große Erfahrung, mit den Schalen sind wir erst in der Anfangsphase", sagt Gleirscher, der österreichische Rodelverband hat inzwischen aber einen Exklusivvertrag mit einem deutschen Unternehmen, um auch in diesem Bereich weiter voranzukommen. Dabei haben die Österreicher doch sowieso ein Luxusproblem: Fünf WM-Medaillen, neun Weltcupsiege und 21 Podestplätze stehen aus dem vergangenen Winter zu Buche, und zumindest fünf Herren kommen für die vier Startplätze bei der WM 2020 in Frage.
David Gleirscher, seit Sommer Ehemann, ist einer von ihnen. Als Achter hat er die letzte Weltcup-Saison beendet, "meine bisher beste", wie er sagt. Doch Rasten hieße Rosten, und das ist bei einer so kniffligen Sportart wie dem Rodeln schon allein der Stahlkufen wegen eine ganz schlechte Idee. Vierter war er im vergangenen Winter in Igls, dazu Fünfter im Sprint, das würde ihm auch am Wochenende ganz gut in den Kram passen. "Es geht darum, Selbstvertrauen zu sammeln und konstant gute Ergebnisse zu holen."
Nicht weniger haben auch Wolfgang Kindl und Jonas Müller im Sinn. Wobei der Vorarlberger im letzten Winter auch schon als Sechster in Sotschi aufgezeigt hat. Wie es der Rennkalender will, wird just dort im Februar 2020 um WM-Medaillen gefahren.
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