Von Klassenprimus und roter Laterne

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NFL: Die Regular Season geht in die entscheidende Phase. Der KURIER blickt auf den bisherigen Saisonverlauf.

Sieben Wochen noch. In sieben Wochen stehen die zwölf Play-off-Teilnehmer der NFL endgültig fest. Bis dahin fließt zwar "noch viel Wasser den Mississippi herunter", doch auch die bisherigen zehn Wochen der Regular Season hatten einiges zu bieten.

Den Anfang macht der Liga-Primus. Der amtierende Super Bowl-Champion aus Green Bay ist noch immer ungeschlagen, hat Saison-übergreifend bereits 15 Spiele in Folge gewonnen und ist weiter voll auf Kurs zur "Perfect Season".

Am anderen Ende des Tableaus steht ebenfalls die "Null", allerdings auf der Haben-Seite. Ohne den durch eine Nackenverletzung verhinderten Quarterback Peyton Manning konnten die Indianapolis Colts noch kein einziges ihrer zehn Spiele für sich entscheiden. Besserung scheint nicht in Sicht, zumal ja nicht Curtis Painter alleine (er ist jener Herr, der die ehrenvolle Aufgabe hat, Peyton Manning zu verteten) für die Misere auf dem Feld verantwortlich ist.

Bengalen auf Beutezug

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Die größte Überraschung der Saison? Die Cincinnati Bengals. Im letzten Jahr noch das zweit schlechteste Team der gesamten Liga, hat Coach Marvin Lewis bislang ein goldenes Händchen bewiesen. Ließ man vor der Saison die in die Jahre gekommenen Star-Receiver Terrell Owens und Chad Ochocinco ziehen, so gelangen den Bengals beim Rookie-Draft zwei absolute Volltreffer. Wide Receiver A.J. Green (1.Runde) und Quarterback Andy Dalton (2.Runde) führten die Bengals zu sechs Siegen aus neun Spielen (das sind bereits zwei mehr, als die "Tiger" im gesamten letzten Jahr verbuchen konnten) und sind nach wie vor voll im Rennen um den Titel in der AFC North.

Ob der zwischenzeitliche Erfolg Receiver Jerome Simpson (er profitierte ebenfalls vom Abgang Owens' und Ochocincos) zu Kopf gestiegen ist, ist nicht überliefert. Sicher ist jedoch, dass die Polizei ein an Simpson adressiertes Päckchen abfangen konnte, in welchem sich knapp ein Kilogramm Marihuana befand. Drei weitere Kilogramm Marihuana wurden in Simpsons Haus gefunden. Verhaftung? Fehlanzeige!

"Don't believe the hype"

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In der National Football League wird bekanntlich nicht mit Lobhudelei und Vorschusslorbeeren gegeizt. Die bisherige Saison bestätigt dagegen den deutschen Fußball-Trainer Otto Rehagel, der einst konstatierte: "Die Wahrheit liegt auf dem Platz."

Football-Fans kommen dabei aktuell wohl die 2011er Philadelphia Eagles in den Sinn. Das Team von Coach Andy Reed hatte sich in der Offseason hochkarätig verstärkt und wollte endlich den "ganz großen Wurf" landen. Doch den Adlern wurden gehörig die Flügel gestutzt. Ein Quarterback der, wenn er - wohl ob der teils inferioren O-Line - nicht gerade am Boden liegt, viel zu oft nicht seine Receiver findet und diese, falls sie doch mal den Ball bekommen, ihn mit Vorliebe fallen lassen, damit lässt sich kein Blumentopf gewinnen. Das Resultat: Lediglich drei magere Siege in neun Spielen, statt Super Bowl träumt man in Philly eher von einer positiven Saisonbilanz.

Eine positive - zumindest aus persönlichem Blickwinkel - Bilanz kann dagegen der Quarterback der Denver Broncos vorweisen. Tim Tebow, einst gefeierter College-Held, gewann drei seiner vier Starts, zuletzt mit der unglaublichen Quote von zwei angekommenen Pässen im ganzen Spiel (acht Mal hatte er den Ball geworfen). Zwar sind die Mannen aus Colorado weiter voll im Play-off-Rennen (was bei den Divisionsrivalen wenig verwundert), doch viele Experten glauben noch immer nicht, dass der tief gläubige, auf den Philippinen geborene Tebow das Zeug zu einer NFL-Karriere hat.

Wenn sich zwei streiten ...

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Eigentlich haben die Herren Schwartz und Harbaugh allen Grund mit dem bisherigen Saisonverlauf zufrieden zu sein. Schwartz' Detroit Lions halten bei sechs, Harbaughs 49ers gar bei acht Siegen. Doch als die beiden - nach dem Sieg der Lions über die 49ers - das erste und einzige Mal in diesem Jahr aufeinander trafen, war es für einen Moment vorbei mit der "Ruhe".

Nach dem eigentlich obligatorischen "Handshake" der beiden Trainer nach Spielende, fühlten sich beide voneinander offenbar so provoziert, dass Spieler, Ordner und Funktionäre die beiden "Streithanseln" trennen mussten.

Für die teilweise fast kindisch anmutenden Unmutsbekundungen der Cheftrainer hatte die NFL letztlich nicht einmal eine Geldstrafe über. Dass Spieler für weit weniger mit Geldstrafen bedacht werden, stieß dann wohl so manchem Profi sauer auf.

"Commitment to excellence"

Von Klassenprimus und roter Laterne

Mit Al Davis, dem kontroversiellen Eigner der Oakland Raiders, verlor die NFL am 8. Oktober eine ihrer schillerndsten Persönlichkeiten. Davis hatte im Laufe seiner Karriere nahezu jede Position im Verein bekleidet, das "moderne" Football geprägt und wenige Tage später noch einen letzten "göttlichen" Auftritt.

Die Raiders führten bei den Houston Texans kurz vor Ende des Spiels mit 25:20, als die Gastgeber nahe der Endzone zu einem Passspiel ansetzten. Oakland hatte sich beim Wechsel offenbar "verrechnet" und erwartete den Pass von Matt Schaub mit nur zehn, anstatt elf Feldspielern. Sekunden später fing Safety Michael Huff den Ball zur Interception und besiegelte damit den Sieg der Raiders. Der Spielzug wurde als die "Göttliche Interception" bekannt, zumal selbst Oakland-Coach Hue Jackson davon sprach, dass wohl "Al Davis die Hand am Ball gehabt haben muss."

Sieger und Verlierer

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Am Ende wird jedoch - wie jedes Jahr - nur ein Team die Vince-Lombardi-Trophy in Händen halten können. Zwar sind Prognosen, mit noch sieben ausständigen Spieltagen, schwierig, doch einige Teams konnten sich mit den bisher gezeigten Leistungen mehr empfehlen als andere.

Klare Fronten sind dabei wohl in der NFC nicht zu erwarten. Während Green Bay, San Francisco und New Orleans wohl getrost für die Postseason planen können, raufen sich dahinter ein Haufen Teams um die verbliebenen drei Plätze. Der KURIER sieht Chicago, Atlanta und die New York Giants in der besten Ausgangsposition.

Fast noch schwieriger erscheint eine "Ansage" für die AFC. Zu dicht sind die Teams an der Spitze gedrängt. Dem "Bauchgefühl" und in Anbetracht des restlichen Spielplans dürften Steelers, Ravens, Patriots, Jets, Texans und Raiders sehr gute Karten haben. Was jedoch allen Teams gemein ist, sie werden versuchen den "Rat" von Al Davis zu befolgen, der einst sein Team mit den Worten aufs Feld schickte: "Just win, baby!"

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