Corona-Risiko von EM und Olympia: "Haben wir nicht untersucht"

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"Ich müsste sagen: Wir wollen keine einzige Infektion, deswegen geht es nicht", heißt es vom deutschen Virologen Streeck.

Der deutsche Virologe Hendrik Streeck sieht Versäumnisse bei der wissenschaftlichen Risikobewertung für eine Austragung von Fußball-EM und Olympia in diesem Sommer. Eine Zulassung dieser Großereignisse könne es eigentlich nur geben, wenn vorher mögliche Corona-Folgen durch diese Sportveranstaltungen erforscht wären. "Das haben wir aber nicht untersucht. Wir haben es im gesamten vergangenen Jahr verpasst", sagte Streeck.

Die Europäische Fußball-Union UEFA hält ebenso an ihren Plänen für die Austragung der Europameisterschaft in zwölf Ländern fest wie das Internationale Olympische Komitee an den Sommerspielen in Tokio. Dies hatten die Organisatoren auch unter dem Eindruck der weiter bedrohlichen Pandemie-Lage in vielen Ländern zuletzt mehrfach bekräftigt.

"Müssen schauen, was geht und was nicht"

"Als Virologe müsste ich sagen: Wir wollen keine einzige Infektion, deswegen geht es nicht. Das wäre die Reflexantwort", meinte Streeck, fügte aber hinzu: "Für mich selbst würde ich sagen: Wir müssen schauen, was geht und was nicht." In diesem Zusammenhang fehlen aus Sicht des Direktors des Instituts für Virologie am Universitätsklinikum Bonn aber derzeit ausreichende wissenschaftliche Erkenntnisse, um eine sichere Austragung von EM und Olympia gewährleisten zu können.

Beide Top-Ereignisse waren 2020 wegen der Corona-Krise um ein Jahr in diesen Sommer verschoben worden. Derzeit arbeiten die UEFA und die Organisatoren der Tokio-Spiele an detaillierten Plänen für die Austragung unter Corona-Bedingungen. Die Olympia-Macher stellen in diesen Tage eine Reihe sogenannter "Playbooks" vor. In diesen Handbüchern ist festgehalten, wie Athleten, Betreuer, Funktionäre, Helfer und Medienvertreter sich in Tokio verhalten müssen.

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