USA: Missbrauchsdoktor bekannte sich schuldig

Der Ex-Teamarzt der Turnierinnen gestand sexuellen Missbrauch in sieben Fällen

Nun hat auch Gabrielle Douglas ihr Schweigen gebrochen. Die dreimalige Turn-Olympiasiegerin berichtete auf Instagram, dass der frühere Team-Arzt des US-Verbandes auch sie sexuell missbraucht habe. Mindestens 130 Turnerinnen aus den USA haben inzwischen Zivilklagen gegen dem Mediziner Larry Nassar eingereicht, der sich vor einem US-Gericht in seiner Heimatstadt schuldig bekannte.

Der 54-Jährige gab vor einem Gericht in Lansing sexuellen Missbrauch in sieben Fällen zu. Das berichtete der "Indianapolis Star" am Mittwoch auf seiner Webseite. Das Geständnis ist Teil einer Abmachung mit der Staatsanwaltschaft. Nassar droht eine Gefängnisstrafe von 25 bis 40 Jahren statt lebenslange Haft. Das Urteil soll im Jänner gesprochen werden.

Als Grund für ihr bisheriges Schweigen nannte "Gabby" Douglas die Tatsache, dass sie zu einer Gruppe gehörte, die auf "Stillschweigen trainiert war". Seit vor einem Jahr die Zeitung "Indianapolis Star" als erste von Misshandlungen junger Turnerinnen berichtete, kommen immer neue Details der perfiden Methoden des Arztes ans Tageslicht.

Im Zuge der Ermittlungen hatte sich Nassar damit zu rechtfertigen versucht, er habe seine Behandlungen vorgenommen, um "die Beckenmuskulatur der Turnerinnen zu entspannen". Sein Anwalt Matthew Borgula hatte in den polizeilichen Befragungen behauptet, sein Mandant habe "nie abgestritten, medizinische Techniken zu benutzen, die eine vaginale Penetration einschließen".

Nassar war nach fast zwei Jahrzehnten als Team-Arzt des US-Turnverbandes schon 2015 entlassen worden. Im vergangenen Jahr erhob die Staatsanwaltschaft Anklage gegen den Arzt.

Bereits Mitte März war nach den Vorwürfen Steve Penny als Präsident des Turn-Verbandes USA Gymnastics zurückgetreten. Ihm wird vorgeworfen, die Machenschaften des Teamarztes und andere Verfehlungen durch permanentes Wegsehen begünstigt zu haben.

Die Spitze des Eisberges

Die Übergriffe von Nassar seien nur "die Spitze des Eisberges", sagte Bill Schuette, der Generalstaatsanwalt von Michigan. Laut "Indystar" sollen in den letzten 20 Jahren nachweislich 368 Turnerinnen und auch Turner durch ihre Trainer, Betreuer oder Turnzentrum-Inhaber missbraucht worden sein. Viele Taten seien von Offiziellen vertuscht worden.

Aufgeflogene Trainer seien versetzt und nicht entlassen worden. Die Zeitung hatte unter anderem von der sexuellen Belästigung einer Zwölfjährigen durch ihren Olympia-Trainer berichtet, von Nacktfotos sechsjähriger Buben und regelmäßigem Sex mit Minderjährigen.

Befremden hatte Douglas zuvor mit ihren Kommentaren ausgelöst, wonach sich Frauen zurückhaltend kleiden sollten, um sexuelle Übergriffe zu verhindern. In ihrer Instagram-Nachricht entschuldigte sich Douglas nun für diese Bemerkungen.

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