Turn-Star Simone Biles: Ein Stern mit dunklen Schatten
Sie kam, sah und pulverisierte: US-Superstar Simone Biles hat am Sonntag einen weiteren Rekord der Turngeschichte gebrochen. Die 22-Jährige aus Texas gewann am letzten Tag der WM in Stuttgart am Schwebebalken und am Boden ihr bereits viertes und fünftes Gold im Schwabenland und hat nun insgesamt 25 WM-Medaillen gewonnen. Damit hat die viermalige Olympiasiegerin zwei mehr als der Weißrusse Witali Scherbo, der es einst auf 23 gebracht hatte.
Für Biles war es nach dem Boden-Finale die 19. Gold-Plakette bei Welttitelkämpfen. Daneben hat die nur 1,42 Meter kleine Frau auch wieder einmal ein Element, das ihren Namen trägt: Mit ihrem "Triple-Double" am Boden, einem Doppelsalto gehockt mit integrierter Dreifachschraube, zeigte sie abermals, wozu sie in der Lage ist.
Erstmals hatte sie den "Biles", der vom Internationalen Turn-Verband FIG mit dem bisher höchsten Schwierigkeitsgrad "J" eingestuft wurde, bei den US-Meisterschaften vor einigen Wochen geturnt. In Stuttgart ließ sie freilich eine weitere neue Höchstschwierigkeit folgen: Als Abgang vom Schwebebalken präsentierte sie als Erste einen Doppelsalto rückwärts mit einer doppelten Schraube (Doppel-Doppel). Dieser "H-Teil" trägt ab jetzt ebenfalls ihren Namen.
Und das, sagte sie, sei ihr sogar noch wichtiger als Medaillen: "Ich haben den Triple-Double schon vor zwei Jahren im Training probiert und damit gespielt", verriet sie. Viele Experten hatten zuvor geglaubt, dass eine Frau dieses Element niemals würde turnen können. Nicht so Simone Biles: "Ich fühle mich ziemlich sicher damit und bin aufgeregt, ihn hier zu zeigen."
Hochs und Tiefs
Die viermalige Olympiasiegerin hat eine wechselhafte Lebensgeschichte hinter sich, die immer wieder von schweren Rückschlägen geprägt war: Sie wuchs in ihren ersten Lebensjahren in einem Kinderheim von Ohio auf, weil sich ihre Mutter wegen Drogenkonsums außerstande sah, ihre vier Kinder großzuziehen. Ab dem Alter von sechs Jahren war sie gemeinsam mit einer Schwester von ihrem Großvater, dem Multimillionär Ron Biles, und dessen Frau in Texas großgezogen worden. Ihr Bruder lebte mit einer weiteren Schwester bei einer Großtante in Cleveland, vor sechs Wochen wurde er wegen Mordverdachts festgenommen. "Es tut mir von Herzen weh für alle Betroffenen, vor allem für die Opfer und ihre Familien", schrieb Simone Biles auf Twitter.
Und auch im Sport blieben ihr schmerzliche Erfahrungen nicht erspart: Im Jänner 2018 hatte die herausragende Turnerin wie zuvor schon andere Mitglieder des US-Turnteams ausgesagt, vom früheren Teamarzt Larry Nassar sexuell missbraucht worden zu sein. Der Täter wurde schließlich zu 175 Jahren Haft verurteilt.
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