Zeitenwende bei der Tour de France

Race leader yellow jersey holder Team Sky rider Christopher Froome of Britain (L) and Team Saxo-Tinkoff rider Alberto Contador of Spain cycle past Sainte-Bea during the 168.5 km ninth stage of the centenary Tour de France cycling race from Saint-Girons to Bagneres-de-Bigorre July 7, 2013. REUTERS/Jean-Paul Pelissier (FRANCE - Tags: SPORT CYCLING)
Chris Froome ist Gegenwart und Zukunft, Alberto Contador nur Mitfahrer.

Der erste Ruhetag der 100. Frankreich-Rundfahrt ist Geschichte, der nächste Großkampftag steht vor der Tür: Am Mittwoch steht das erste Zeitfahren auf dem Streckenplan, doch mit 33 Kilometern und rund 40 Minuten kalkulierter Fahrzeit ist die Prüfung zwischen Avranches und dem Mont-Saint-Michel (Weltkulturerbe!) eine der Kürzeren ihrer Art.

Für Christopher Froome, den Gesamtführenden, sollte der Test keine Gefahr bringen. Zu dominant ist der Brite kenianisch-südafrikanischer Herkunft bisher aufgetreten, zu groß sind auch seine Qualitäten im Kampf gegen die Uhr. Unter anderem holte der 28-Jährige ja die Bronzemedaille im olympischen Zeitfahren von London im vergangenen Jahr.

Froome, den sie alle nur Chris nennen, ruft speziell mit seiner Leistung bei der Bergankunft in Ax-3-Domaines am vergangenen Samstag die Kritiker vor den Vorhang. 446 Watt Leistung habe Froome im Schlussanstieg erreicht, behauptete etwa der französische Sportwissenschaftler Antoine Vayer gegenüber der französischen Tageszeitung Le Monde, „das ist die Leistung eines Mutanten.“ Die Daten hat der frühere Trainer des Festina-Rennstalls (Dopingskandal bei der Tour 1998!) selbst erfasst, und er vergleicht: Froome habe nur um zwei Watt weniger Leistung erzeugt als Lance Armstrong und Jan Ullrich auf der gleichen Bergstrecke vor zehn Jahren.

Beständig

Beide sind längst dunkle Radsport-Geschichte, Froome hingegen ist überzeugt, dass seine Resultate glaubwürdig seien, und vor allem, „dass sie noch in zehn oder zwanzig Jahren Bestand haben werden“. Dass er seinen Sport beherrscht, hat der Brite ja bereits bei der Tour 2012 gezeigt, als er dem späteren Sieger Bradley Wiggins nicht nur einmal davonfahren wollte und nur von der gemeinsamen Sky-Teamleitung daran gehindert werden konnte. Heuer fehlt Wiggins verletzt, doch es scheint auch, als fehlten die anderen Gegner: Der Spanier Alejandro Valverde liegt als Zweiter bereits 1:25 Minuten zurück, der Spanier Alberto Contador 1:51 Minuten – und der Australier Cadel Evans ist mit 4:36 Minuten längst chancenlos.

Der Ausfall von Froomes weißrussischem Edelhelfer Wasil Kirijenka (Disqualifikation nach Überschreitung der Karenzzeit am Sonntag) könnte der Konkurrenz noch einmal leise Hoffnung machen, sollte sich der Brite einen schlechten Tag leisten. Darauf setzen auch die anderen – wie sagte doch Alberto Contador? „Froome ist sehr stark. Aber wir haben noch viele Etappen, um ihn anzugreifen.“ Die heutige könnte den Auftakt markieren.

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