Tour de France: Superman ist am schnellsten

Christopher Froome sorgte mit seiner Abfahrt für eine Untersuchung.
Die richtige Abfahrtsposition kann über Sieg und Niederlage entscheiden. Christopher Froome hat es vorgemacht.

Wie man eine Tour de France gewinnt, schien Jahrzehnte lang klar zu sein: Bei den Anstiegen in den Bergen und im Zeitfahren. Ganz sicher nicht jedoch in den Abfahrten. Dabei kann man nur verlieren, lautete die Regel.

Doch das wird nun infrage gestellt. Ausschlaggebend dafür war eine spektakuläre Körperhaltung von Chris Froome bei seiner Abfahrt ins Ziel vom Gipfel des Peyresourde in den Pyrenäen im Vorjahr. Der Brite saß weit vorne auf dem Oberrohr, lag mit dem Bauch auf dem Lenker, den Kopf weit nach vorne gestreckt. Froome gewann die Etappe, schlüpfte in das Gelbe Trikot und gab es bis zum Ende nicht mehr ab.

"Unmittelbar danach habe ich drei eMails (von Kollegen; Anm.) bekommen, dass wir diese Sitzpositionen genau untersuchen müssen", schreibt Bert Blocken von der Technischen Universität Eindhoven. "Wir haben sechs unterschiedliche Positionen hergenommen, die Radprofis in den vergangenen Jahren eingenommen haben und erforscht."

Analyse im Windkanal

So wurden etwa Modelle der Fahrer im Verhältnis 1:4 nachgebaut und im Windkanal in Lüttich bei 216 km/h vermessen. Außerdem wurden die Positionen in Computermodellen analysiert. Zehn Monate lang dauerten die Untersuchungen, die unabhängig voneinander das gleiche, verblüffende Ergebnis brachten. Denn Froomes Abfahrtsposition war bei weitem nicht die aerodynamisch beste. 14:24 Minuten benötigte er für die Abfahrt.

Tour de France: Superman ist am schnellsten
Grafik
Damit war er zwar 1:17 Minuten (9 %) schneller als Fahrer in der normalen Sitzposition. Die von den Wissenschaftlern bezeichnete Position "top tube safe" wäre aber um weitere 1:07 Minuten schneller gewesen (siehe Grafik). "Diese Position ist nicht nur die schnellste, sondern auch die sicherste", schreibt Bert Blocken in seiner Analyse. "Zudem ist sie auch die sicherste, weil das Gewicht auf beide Räder gleichmäßig verteilt ist."

Bleibt die Frage, weshalb millionenschwere Teams wie Sky nicht selbst wissen, wie man am schnellsten und sichersten einen Berg hinunter rast. Eine Antwort versucht Blocken zu geben: "Wir als Experten haben zehn Monate gebraucht, um Ergebnisse zu bekommen. Das wäre sogar für ein Team wie Sky nicht finanzierbar." Untersucht haben die Wissenschaftler auch die "Superman Position", wie sie in Youtube-Videos genannt wird. Sie ist noch schneller als "top tube safe", allerdings sei sie "gefährlich und unverantwortlich".

Gestern ging es über nur 101 Kilometer von Saint-Girons nach Foix. Dafür mussten drei Berge der ersten Kategorie bewältigt werden – und eine 24 Kilometer lange Abfahrt ins Ziel. Am französischen Nationalfeiertag gewann mit Warren Barguil ein Franzose den Sprint einer vierköpfigen Ausreißergruppe. Der Italiener Fabio Aru verlor in einer Gruppe mit Chris Froome 1:48 Minuten, behält aber das Gelbe Trikot.

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