Tour de France: Sky kennt keine Limits

Tour de France: Sky kennt keine Limits
Der britische Rennstall dominiert die Frankreich-Rundfahrt auf eindrucksvolle Art und Weise. Was steckt dahinter?

Bradley Wiggins in Gelb, sein Edelhelfer Christopher Froome an zweiter Stelle im Klassement platziert – die britischen Aushängeschilder des britischen Rennstalls Sky mischen die heurige Tour de France gehörig auf. Und sie liefern die Antwort auf die bislang vor allem im Fußball so oft gestellte Frage: Kann man Erfolg kaufen?

Der Blick auf das Team Sky zeigt: Ja, man kann – wenn man etwas Geduld aufbringt.

Gegründet 2009, startet das britische Team seit 2010 im Straßenradsport. Und die Luxus-Mannschaft (Jahresbudget: 15 Millionen Euro) schickt sich an, endlich den ersehnten Toursieg einzufahren. Ob sich daneben auch das Grüne Trikot des besten Sprinters für Mark Cavendish ausgeht, ist die Frage – der Straßenweltmeister ist vor allem auf seinen steirischen Helfer Bernhard Eisel angewiesen, die übrigen sieben Mann des Teams sind in erster Linie für den Kampf um Gelb vorgesehen.

Lernprozess

"Sky hatte in den ersten Jahren nicht den durchschlagenden Erfolg", sagt Bernhard Eisel, der im Winter mit Cavendish von HTC-Highroad zu den Briten kam. Das ist heuer anders. Und es ist das Resultat eines perfekten Umfelds, das im britischen Rad-Zentrum in Manchester errichtet wurde. "Es gibt dort ein Radstadion, eine Indoor-BMX-Arena", sagt Eisel, "und ich habe noch nie so viele Menschen wie dort gesehen, die nur Radsport im Kopf haben."

Sportwissenschaftler, Top-Trainer, Material- und Ernährungsexperten gehören zum Stab, "das sind Dinge, die es so im Radsport lange nicht gab, die dich aber nach vorne bringen", sagt Teammanager David Brailsford.

2008 ist der Waliser von der BBC als Sportpersönlichkeit des Jahres in der Kategorie Trainer ausgezeichnet worden – nachdem das britische Rad-Olympiateam in Peking 14 Medaillen geholt hatte, davon acht in Gold. Der heute 48-jährige Sohn eines Bergführers war in den 1980er-Jahren vier Jahre lang Radprofi in Frankreich, kehrte aber mit nur 23 Jahren in seine Heimat zurück und studierte Sportwissenschaften und Psychologie. Er blieb dem Radsport treu: zunächst als Berater beim britischen Verband, später als Leistungssportdirektor.

Die Erfolge stellten sich nicht zuletzt auch in Person von Bradley Wiggins ein, der schon 2003 Bahn-Weltmeister in der Einerverfolgung wurde und ein Jahr später auch auf der Olympiabahn von Athen siegte; das wiederholte der heute 32-Jährige 2008 in Peking.

Lärmprozess

Es gibt natürlich auch andere Dinge, die Athleten dem Erfolg näherbringen können, "aber die verabscheuen wir", sagt Brailsford, der seit 2010 Manager des Teams Sky ist. "Doping zerstört alles. Ich stelle keinen Fahrer mit Drogenvergangenheit ein."

Um seinen Vorzeigefahrer Bradley Wiggins gab es solche Gerüchte schon früher, der 32-Jährige reagierte 2009 und veröffentlichte die Daten seiner Analysen für den Blutpass des Radsport-Weltverbandes UCI. Selbst dafür erntete er noch Kritik: "So lässt er uns schlecht aussehen", sagten Konkurrenten.

Jetzt wird ihm Arroganz vorgeworfen, etwa vom Drittplatzierten Vincenzo Nibali: "Wiggins ist sehr stark, aber er sollte seinen Kontrahenten mehr Respekt entgegenbringen", maulte der Italiener. Der Brite konterte kühl: "Ich bin nicht irgendein beschissener Radfahrer, der aus dem Nirgendwo kommt." In der Tat: 2010 war er Vierter bei der Tour, 2011 musste er nach einem Schlüsselbeinbruch auf der sechsten Etappe (Sechster, zehn Sekunden hinter Platz eins) aufgeben.

Tatsache ist, dass Sky im Frühjahr wochenlang in der Höhe von Teneriffa trainiert hat, um Wiggins’ Probleme in den Bergen in den Griff zu bekommen, zudem magerte der 1,90-Meter-Riegel auf 72 Kilo ab. "Die ganze harte Arbeit im Winter, die Geburtstage meiner Kinder zu verpassen, weil ich im Trainingslager war ...", sinnierte Bradley Wiggins kürzlich. "Jetzt, in Gelb, da weißt du, warum du das alles machst."

Mehr zum Thema

  • Hauptartikel

  • Hintergrund

Kommentare