Riblon gewinnt Königsetappe der Tour

Der Franzose triumphiert in Alpe d'Huez. Froome kann das Gelbe Trikot verteidigen.

Alle gegen einen, viertletzte Episode: Noch ehe das Feld der Tour de France auf die 18. Etappe von Gap nach Alpe d’Huez losgelassen wurde, erhielt die Sportzeitung L’Equipe elektronische Post vom Team Sky. Den Briten war der Kragen geplatzt, nachdem die Leistungen des Gesamtführenden Christopher Froome wieder und wieder mit unlauteren Machenschaften in Verbindung gebracht worden waren. Also schickten die Verantwortlichen des Rennstalls um Sir Dave Brailsford der Redaktion sämtliche Daten von Froomes letzten 18 Klettertouren seit der Vuelta 2011. Nicht, um sie veröffentlichen zu lassen, aber, um sie analysieren zu lassen.

Das taten die Redakteure denn auch mithilfe des französischen Experten Fred Grappe. Das Urteil des promovierten Sportwissenschaftlers, der beim französischen Team FDJ als Trainer arbeitet: „Die Leistungen stimmen mit dem von ihm präsentierten Profil überein.“ Was Froome auszeichne, sei die Leistung, die der 28-Jährige innerhalb von fünf Minuten entwickeln könne – und seine ungewöhnlich hohe Regenerationsfähigkeit. Allerdings, so schrieb Grappe gestern, wäre es auch interessant, Daten aus der Zeit vor 2011 studieren zu können.

Ein Strauchler in Gelb

Froomes Leistungen am 18. Juli jedenfalls, auf diesen 172,5 Kilometern mit dem doppelten Anstieg nach Alpe d’Huez und der umstrittenen Durchfahrung des Naturschutzgebiets am Col de Sarenne, waren nicht ganz so beeindruckend wie sonst. Zwar schaffte er wie seine Kollegen die gefährliche Abfahrt vom Pass unverletzt, doch zum Sieg reichte es nicht. Eine Folge der Anstrengungen der letzten Tage, hinzukam, dass Froome zu wenig gegessen hatte und fünf Kilometer vor dem Ziel von Teamkollege Richie Porte mit einem Energieriegel versorgt werden musste. Seinen Vorsprung in der Gesamtwertung hat der Brite dennoch einmal mehr ausgebaut.

Der Sieg ging ... erstmals bei der 100. Tour de France an einen Franzosen! Zwei Kilometer vor dem Ziel düste Christophe Riblon (AG2R) am führenden Tejay van Garderen (USA) vorbei und siegte unter Riesenjubel.

Die Tour de France bleibt in den Alpen: Am Freitag geht es über 204,5 Kilometer von Bourg-d’Oisans nach Le Grand-Bornand. An Gemeinheiten sind Col du Glandon (1924 Meter) und Col de la Madeleine (2000 Meter) zu überqueren, danach folgen noch drei kleinere Anstiege – und die Abfahrt ins Ziel.

Gap - Alpe d'Huez (172,5 km):
1. Christophe Riblon FRA 4:51:32
2. Tejay Van Garderen USA + 0:59
3. Moreno Moser ITA 1:27
4. Nairo Quintana COL 2:12
5. Joaquin Rodriguez ESP 2:15
6. Richie Porte AUS 3:18
7. Christopher Froome GBR -"-
8. Alejandro Valverde ESP 3:22
9. Mikel Nieve Iturralde ESP 4:15
10. Jakob Fuglsang DEN -"-
11. Alberto Contador ESP -"-
12. Roman Kreuziger CZE 4:31
13. Michael Rogers AUS 4:45
26. Bauke Mollema NED 6:13

Christopher Froome wurde von der Jury nachträglich mit einem Zuschlag von 20 Sekunden bestraft, weil er nicht regelkonform aus dem Begleitwagen versorgt worden war. 4.000 Meter vor dem Ziel hatte ihm sein Sky-Teamkollege Richie Porte einen Energieriegel weitergereicht. Auf den letzten sechs Kilometern ist zusätzliche Verpflegung von Betreuern nicht erlaubt. Sein Teamkollege wurde ebenso mit 20 Sekunden bestraft.

Spitzenreiter Froome geriet im zweiten Aufstieg in den 1.850 Meter hoch gelegenen Skiort das erste Mal bei dieser Tour ein wenig in Schwierigkeiten, weil er zu wenig gegessen hatte. Aber mit Portes Hilfe erreichte er das Ziel der 18. Etappe als Tagessiebenter fast eine Minute vor dem Gesamtzweiten Alberto Contador. Allerdings hatte er danach den Sekunden-Abzug zu akzeptieren.

Dennoch freute sich der Brite. "Das war heute nicht leicht. Am Schluss war ich etwas unterzuckert. Ich wollte einen Energieriegel, Richie konnte mir zum Glück aushelfen", sagte Froome. Die anschließende Bestrafung akzeptierte er zähneknirschend: "Wenn das die Regeln sagen - okay. Aber eigentlich habe ich sie so verstanden, dass nur der bestraft wird, der aus dem Wagen etwas annimmt. Das war Richie. Aber ich muss das akzeptieren."

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