Tour de France: Der Titelverteidiger stapelt tief

Der Mann in Gelb: Froome gewann drei der letzten vier Frankreich-Rundfahrten.
Chris Froome ist Favorit auf den Gesamtsieg bei der Tour de France. Doch die Vorbereitung war mäßig.

Christopher Froome hätte sich vermutlich andere Schlagzeilen gewünscht. Die Ergebnisse der Vorbereitung auf die Tour de France (ab Samstag) lassen zu wünschen übrig. Vierter beim Critérium du Dauphiné, dem traditionellen Formtest für die wichtigste Radrundfahrt der Welt, ohne Saisonerfolg nimmt der Brite das Projekt "Toursieg Nummer 4" in Angriff. Dazu kamen Anfang des Jahres noch störende Meldungen rund um Medikamentenlieferungen an sein Team Sky. Es sind erste Kratzer in der Fassade des Teams, das sich gerne als Vorreiter gegen Doping hinstellt – und das in den vergangenen fünf Jahren viermal den Toursieger gestellt hat. 2012 gewann Bradley Wiggins, 2013, ’15 und ’16 hatte dann Froome seine großen Auftritte.

Treue Seele

Geboren wurde Froome 1985 als Kind britischer Eltern in Nairobi/Kenia, als Jugendlicher zog er mit seinen Eltern nach Südafrika, seine ersten Rennen bestritt er noch mit kenianischer Lizenz. Seit 2010 fährt er für Sky. Als er 2012 seinem Landsmann Wiggins zum Toursieg verhalf, zeigte er sich dem Teamkollegen in den Bergen überlegen. Doch Froome hielt sich an die Teamorder, blieb in der Helferrolle. Eine Loyalität, die ihm das Team dankte, das ihn in den Folgejahren zum unumstrittenen Kapitän machte. Unvergessen ist sein Auftritt im Vorjahr, als er nach einem Crash ohne Rad den Berg hinauflief. Selbst dieses Handicap hielt ihn nicht davon ab, seinen dritten Sieg zu holen.

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Die mäßigen Ergebnisse der letzten Wochen beunruhigen ihn nicht. Froome hat sich wieder einmal voll auf die Tour konzentriert, und wenn möglich, möchte er Ende August auch noch die Vuelta a España mitnehmen.

"Alles lief in die richtige Richtung", sagt er. Allerdings gäbe es da zwei Dinge, die ihm das Siegen sehr schwer machen würden.

1.) Dass in zwei Zeitfahren nur insgesamt 36,5 Kilometer zurückzulegen sind, kommt dem starken Zeitfahrer nicht entgegen. Zudem setzten die Veranstalter auf kürzere, dafür steilere Anstiege. "Heuer muss ich in den Bergen stärker sein als je zuvor", weiß der Vorjahressieger. "Das wird ein Rennen für die Kletterer."

2.) Die Konkurrenz sei heuer enorm stark. So schiebt Froome die Favoritenrolle seinem Ex-Teamkollegen Richie Porte zu. "Richie war bei der Dauphiné im Klettern und im Zeitfahren der Beste, daher ist er für mich der Favorit für Juli", sagte Froome gegenüber Cyclingnews.com.

Der 32-jährige Australier Porte aus dem BMC-Rennstall führt die Riege der Herausforderer an. Zu ihnen zählt auch der Kolumbianer Nairo Quintana, der bei den Erfolgen Froomes zweimal Zweiter und im Vorjahr Gesamt-Dritter war. Der Kletterspezialist hat sich nach dem zweiten Platz im Giro d’Italia in seiner Heimat Kolumbien vorbereitet. Dass er Froome schlagen kann, hat der 27-Jährige im Vorjahr bei der Vuelta bewiesen.

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Weitere Siegkandidaten sind der Spanier Alejandro Valverde, der Franzose Romain Bardet (Zweiter 2016), Ex-Vuelta-Gewinner Fabio Aru (ITA) und nicht zuletzt der zweifache Sieger Alberto Contador. Der Spanier wird im Team Trek-Segafredo vom Oberösterreicher Michael Gogl unterstützt.

Der 36-jährige Bernhard Eisel soll im Team Dimension Data seinem Freund Mark Cavendish zu Sprintsiegen verhelfen, der 26-Jährige Marco Haller unterstützt im Team Katusha Alpecin vor allem den Norweger Alexander Kristoff.

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