Nibali demoralisiert die Konkurrenz

Allein auf weiter Flur: Wenn Überraschungen ausbleiben, wird Vincenzo Nibali in Gelb nach Paris fahren.
Vincenzo Nibali verlässt auch die Pyrenäen als Erster. Am Samstag dürfte alles klar sein.

Das war’s dann wohl endgültig mit den Hoffnungen für die Konkurrenz, Vincenzo Nibali noch das Gelbe Trikot des Führenden bei der Tour de France ausziehen zu können. Der Italiener stand auch am Ende der 18. Etappe wieder zuoberst in der Gesamtwertung, weder der Col du Tourmalet, noch die Bergankunft in Hautacam vermochten den 29-Jährigen in Probleme zu bringen. Im Gegenteil: Der Sizilianer gewann die letzte Bergetappe auf souveräne Art.

Und so dürfte es am Sonntag in Paris den ersten italienischen Tour-Sieger seit Marco Pantani anno 1998 geben. Zwar folgt nach der Flachetappe am Freitag noch das 54 Kilometer lange und schwierige Einzelzeitfahren zwischen Bergerac und Périgueux am Samstag – doch Nibali ist auch im Kampf gegen die Uhr ein Könner. Und die einschlägige Konkurrenz wiederum ist bereits so weit distanziert, dass bei normalem Rennverlauf nichts mehr passieren dürfte.

Die Schattenseite

Passieren darf auch am Nebenschauplatz nichts – genauer gesagt, im Labor der französischen Dopingjäger von Châtenay-Malabry unweit von Paris. Denn sonst droht dem Radsport wieder einmal der endgültige Garaus, der natürlich wieder nicht eintreten wird, weil Spektakel wie die Tour de France längst über allen Schatten stehen und um ihrer selbst Willen existieren.

Verbindungen in die zurückliegende dunkle Ära des Pedalsports gibt es bei Vincenzo Nibalis Arbeitgeber Astana genug: Neben der historischen Komponente (Vorvorgänger ONCE und Vorgänger Liberty Seguros betrieben zumindest teilweise Spritzensport) gibt es die personelle. Denn der General Manager hat es immerhin fertiggebracht, 2012 bei seinem Olympiasieg im Straßenrennen von London ausgebuht zu werden. Alexander Winokurow wurde in seiner Karriere nicht nur als Dopingsünder überführt, übrigens mit Fremd- anstelle des öfter verwendeten Eigenbluts, der Kasache hat einst auch einen Kollegen mit 100.000 Euro bestochen, damit ihm dieser den Sieg beim Eintagesklassiker Lüttich–Bastogne–Lüttich überlässt. Daneben sind einige andere Betreuer von Astana bereits in Sachen Doping aufgefallen – nicht so aber Vincenzo Nibali.

Eine definitiv saubere Leistung zeigt am anderen Ende des Klassements Ji Cheng: Der 27-Jährige von Giant-Shimano hält sich bei der ersten Tour de France eines Chinesen tapfer auf dem letzten Platz. Nur ankommen muss er noch. 400 Kilometer sind es bis zum Ziel.

18. Etappe: Pau - Hautacam (145 km/BAK):
1. Vincenzo Nibali ITA 4:04:17
2. Thibaut Pinot FRA + 1:10
3. Rafal Majka POL 1:12
4. Jean-Christophe Peraud FRA
5. Tejay van Garderen USA beide 1:15
6. Romain Bardet FRA 1:53
7. Bauke Mollema NED
8. Leopold König CZE beide 1:57
9. Haimar Zubeldia ESP
10. Alejandro Valverde ESP beide 1:59
Weiter:
142. Bernhard Eisel AUT 31:01

Gesamtwertung

Stand nach 18 von 21 Etappen:
1. Vincenzo Nibali ITA 80:45:45
2. Thibaut Pinot FRA + 7:10
3. Jean-Christophe Peraud FRA 7:23
4. Alejandro Valverde ESP 7:25
5. Romain Bardet FRA 9:27
6. Tejay van Garderen USA 11:34
7. Bauke Mollema NED 13:56
8. Laurens den Tam NED 14:15
9. Leopold König CZE 14:27
10. Haimar Zubeldia ESP 16:25
Weiter:
124. Bernhard Eisel AUT 3:59:48

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