Leader der Next Generation
Alcaraz, geboren am 5. Mai 2003, ist mit 19 schon auf erstaunlich hohem athletischen Niveau. „Er hat schon den Körper eines 25-Jährigen“, sagt Österreichs Trainerexperte Günter Bresnik. Sehr viel richtig gemacht haben muss sein Trainerteam um Landsmann Juan Carlos Ferrero. Denn der ehemalige French-Open-Champ (2003) erinnert sich: „Als Carlos mit 15 zu uns in die Akademie kam, war er spindeldürr.“
Auch Bresnik lobt Ferreros Arbeit. „Er ist technisch ausgezeichnet ausgebildet, er kann mit allen Schlägen Druck machen und verfügt auch über ein feines Volley-Spiel sowie über Spielwitz“, sagt der ehemalige Lehrmeister von Dominic Thiem. „Wenn man wohlwollend ist, ist Alcaraz eine Mischung aus Federer und Nadal. Er hat das Rüstzeug, um über Jahre dominieren zu können.“ Im Defensivspiel erkennt Ex-Profi Alexander Antonitsch zudem „Parallelen zu Djokovic“. Eine nahezu perfekte Kombination.
Alcaraz bekam in den Top Ten Gesellschaft von einem weiteren Teenager: Der ebenfalls 19-jährige Däne Holger Rune stürmte Anfang November mit dem Triumph beim 1.000er-Event von Paris-Bercy in den elitären Kreis. Seine Spielweise ist erfrischend, er hat kaum Schwächen – außer vielleicht seinem überschäumenden Temperament. So wurde Rune nach seinem Erstrunden-Erfolg über Stan Wawrinka gemaßregelt. Auch der Norweger Casper Ruud war nach seinem Viertelfinalsieg über den Dänen bei den French Open not amused.
Zur ganz jungen Generation zählen auch noch der 22-jährige Kanadier Félix Auger-Aliassime, der nach acht verlorenen Endspielen heuer seine ersten vier Turniere gewinnen konnte, und der 21-jährige Italiener Jannik Sinner. Mit dessem 20-jährigen Landsmann Lorenzo Musetti ist ein weiterer Youngster auf dem Vormarsch. Casper Ruud ist mit 23 die Schnittstelle zwischen der ersten und der zweiten Generation. Ein Major-Titel ist nur eine Frage der Zeit, immerhin stand der Norweger heuer bei French und US Open im Endspiel.
Die Mittelklasse
Die zweite Generation wird vom Griechen Stefanos Tsitsipas (24) und vom russischen Wien-Sieger Daniil Medwedew (26) angeführt.
Medwedews Jahr war weniger herausragend, nach seiner Vaterschaft Mitte Oktober ging es aber wieder aufwärts. Zumindest weiß er, wie es sich anfühlt, ein Grand-Slam-Turnier zu gewinnen – er gewann im Vorjahr die US Open. Und folgte damit Dominic Thiem, der 2020 triumphiert hatte. Auch der Niederösterreicher gehört in diese Gruppe der zweiten Generation, den 29-Jährigen darf man ebenso wenig abschreiben wie den länger verletzten Deutschen Alexander Zverev (25).
Auch dem Polen Hubert Hurkacz und dem Russen Andrej Rublew (beide ebenfalls 25) darf viel zugetraut werden. „Man darf aber auch Leute wie Frances Tiafoe und Taylor Fritz nicht vergessen“, sagt Legende Thomas Muster, 1996 selbst die Nummer eins. Die beiden US-Stars (24 und 25) sind auf dem Vormarsch. Der Spanier Pablo Carreño Busta ist mit 31 schon eher auf dem Sprung in die dritte Generation, er gewann jedoch heuer in Montreal sein erstes 1.000er-Turnier.
Die Superstars
Rafael Nadal gewann 22 Grand-Slam-Turniere, Novak Djokovic 21. Keine Frage, dass beide Herrschaften auch für weitere Triumphe zur Verfügung stehen werden. Vor allem der Serbe, der noch lange nicht genug hat und mit 35 ein Jahr jünger als der Spanier ist. Seine größten Gegner sind das Coronavirus und seine Einstellung zur Impfung, die er nach wie vor ablehnt.
Daher droht ihm ein Schicksal wie heuer, als er unter dem Beigeschmack eines großen Skandals die Australian Open verlassen musste und bei den US Open gar nicht einreisen durfte. Nachdem er bei US-Turnieren auch nicht mitwirken durfte, kam der Serbe nur auf elf Bewerbe in diesem Jahr. Dazu gab es nach dem Ausschluss der Russen keine Punkte für Wimbledon, die gab es dafür für seinen sechsten Titel bei den ATP-Finals in Turin.
Nadals Fragezeichen ist der Körper, unter anderem plagt ihn seit Jahren eine Fußverletzung (Knochenkrankheit Müller-Weiss-Syndrom). Wie lange will sich Nadal noch quälen? Dass er im Oktober Vater wurde, spricht nicht zwingend für eine noch lange Karriere. Schmerzmittel sind der ständige Begleiter „Ich bin nicht verletzt. Ich bin ein Spieler, der mit einer Verletzung lebt“, sagte Nadal im Frühjahr. Aber: Von vier Majors gewannen heuer Nadal und Djokovic drei. Also scheint ihre Zeit noch nicht vorbei zu sein.
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