Nach Osakas Paris-Ausstieg: "Wünschte, ich könnte sie umarmen"

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Tennis-Star Williams zeigt Verständnis für die Japanerin, die die French Open beendete und Depressionen öffentlich machte.

Der gesundheitsbedingte Rückzug von Naomi Osaka ist das bestimmende Thema am Beginn der Tennis French Open 2021. Anfangs war die aktuelle Weltranglisten-Zweite noch vielfach für ihren angekündigten Medien-Boykott kritisiert worden. Nachdem sie am Montag öffentlich gemacht hatte, harte Depressionsphasen durchlebt zu haben, gab es aber viel Sympathie und überwältigende Unterstützung für die 23 Jahre alte Japanerin.

"So stolz auf dich", twitterte etwa Venus Williams. "Pass auf dich auf, wir werden dich bald wieder gewinnen sehen", ergänzte sie. Auch Schwester Serena zeigte Mitgefühl. "Ich wünschte, ich könnte sie einfach umarmen, weil ich weiß, wie es sich anfühlt", sagte die 39 Jahre alte US-Amerikanerin in Paris. Sie habe in der Vergangenheit auch solche Phasen erlebt, gestand Williams.

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Soziale Phobie

Wichtig sei, dass man jemanden habe, mit dem man reden könne. Serena Williams zeigte jedenfalls Respekt für das Vorgehen von Osaka. "Man sollte sie mit den Dingen so umgehen lassen, wie sie es möchte und wie es für sie am besten ist", sagte die frühere Nummer eins der Welt.

Osaka hatte am Montag in einem Statement in den sozialen Netzwerken ihren Rückzug von den diesjährigen French Open verkündet und damit auf die zum Teil heftige Kritik an ihrem Medien-Boykott während des Turniers reagiert. Nachdem die viermalige Grand-Slam-Turnier-Siegerin zunächst nicht wirklich deutlich gemacht hatte, warum sie keine Pressekonferenzen geben wolle, machte sie dies nun mit dem Verweis auf Depressionen deutlich. Sie leide an sozialer Phobie, schrieb Osaka unter anderem.

Mentale und emotionale Aspekte

Die Reaktionen vor allem aus der Sportwelt waren danach beeindruckend. Ex-Tennisstar Martina Navratilova etwa schrieb: "Es tut mir so leid für Naomi Osaka. Ich hoffe aufrichtig, es geht ihr bald wieder besser", meinte die 18-fache Grad-Slam-Siegerin und mahnte: "Uns Athleten wird immer geraten, körperlich fit zu bleiben. Womöglich kommen da der mentale und emotionale Aspekt zu kurz." Es gehe jedenfalls um weit mehr, als nicht zu Pressekonferenzen zu kommen, ergänzte die gebürtige Pragerin.

Navratilovas einstige Weggefährtin Billie Jean King zeigte sich ebenfalls beeindruckt. "Es ist unglaublich mutig von Naomi Osaka, dass sie ihren Kampf mit Depressionen öffentlich gemacht hat. Im Moment ist das Wichtigste, dass wir ihr genügend Zeit und den Raum geben." Auch aus anderen Sportarten kam verbale Unterstützung für Osaka. "Eigentlich sollte es gar nicht dazu kommen, solche Entscheidungen fällen zu müssen. Es ist beeindruckend, was sie getan hat", meinte etwa NBA-Allstar Stephen Curry.

Für ungewollte Kuriosität sorgte der französische Tennisverbandspräsident Gilles Moretton. Derr FFT-Chef verlas in Paris ein vorbereitetes Statement, in dem man Osaka Unterstützung anbot, beantwortete danach aber keine Medien-Fragen. Ein "Eigentor" befanden einige Pressevertreter.

Die Comeback-Frage

Da Osaka angekündigt hat, sich vorerst aus der Öffentlichkeit zurückzuziehen, wird trotz allem auch die Frage über den Zeitpunkt ihres Comebacks diskutiert werden. Zumal Wimbledon nur vier Wochen entfernt ist und die Top-Verdienerin Osaka in Japan ein Superstar sowie das Gesicht der Olympischen Sommerspiele in Tokio ist. Sofern sie bis dahin wieder bereit ist für die Öffentlichkeit.

"Zuallererst geht es aber jetzt um ihre Gesundheit", relativierte Toshihisa Tsuchihashi vom japanischen Tennisverband (JTA). Man werde über die Gesundheit und die Ruhe von Osaka wachen, versprach Regierungssprecher Katsunobu Kato schon jetzt.

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