Die Tennis-Saison 2025: Im Märchen fehlte nur das Happy End

Shakehands:  Kapitän Jürgen Melzer (rechts) mit seinem Ungarn-Helden Jurij Rodionov
Trotz der Niederlage gegen Italien in Bologna zieht man beim „KURIER Austria Davis Cup Team“ eine positive Jahresbilanz. Auch für die Zukunft sieht es passabel aus.

Während Österreich aufgrund der gelungenen WM-Qualifikation im Fußball-Fieber steckte, ging es für das Tennis-Team in Bologna beim Final 8 nicht ganz so heiß her. Das „KURIER Austria Davis Cup Team“ musste sich Italien 0:2 geschlagen geben, nach rund dreieinhalb Stunden war der Traum vom Halbfinale ausgeträumt. Was blieb, ist aber der erste Viertelfinaleinzug seit 2012 und der erst fünfte in der rot-weiß-roten Tennishistorie.

„In welcher Weltsportart ist Österreich noch in den Top 8?“, fragt Jürgen Roth, Vizepräsident des Österreichischen Tennisverbandes (ÖTV). „Für uns war Bologna in jeder Hinsicht auch lehrreich“, sagt ÖTV-Präsident Martin Ohneberg. „Und die Saison war ohnehin ein Traum.“

Das Davis-Cup-Fazit 

„Es spielen 158 Nationen im Davis Cup. Wir sind unter den besten acht Ländern. Darauf können wir stolz sein“, sagt Melzer. „Wir haben bemerkt, dass wir einiges bewegen konnten.“

Der Kapitän 

Jürgen Melzer, der auch ÖTV-Sportdirektor ist, ist seit Anfang 2022 die Idealbesetzung als Kapitän. Zum einem trägt er das rot-weiß-rote Herz am rechten Fleck. Für Ohneberg ist Melzer „aufgrund der Erfahrung der geeignete Mann für diesen Job“. Mit 38 Einberufungen und 78 Matches (!) ist er auch Rekordspieler seines Landes. Sein Credo: „Es gibt nichts Größeres, als sein Land zu vertreten. Es war für mich nie ein Thema, dass ich absage.“ Diesen Stolz gibt der 44-Jährige nun an die Spieler weiter. Und zum anderen: Der Niederösterreicher ist Motivator und Analytiker, schafft spielend den Spagat zwischen Freude und akribischer Arbeit auf dem Court. „Man darf nicht 24/7 nur an Tennis denken“, sagt Melzer, der nach harten Sessions und Analysen gerne mit lustigen Side Steps die Gemeinschaft stärkt. Auch ein Grund, warum Österreich so weit kam.

Das Spielerpotenzial

Jurij Rodionov vergab am Mittwoch beim 3:6, 6:7 gegen den ehemaligen Top-Ten-Mann Matteo Berrettini drei Satzbälle und die Führung im zweiten Satz. Der 26-Jährige überzeugte wie schon in Ungarn, wo er zwei Herren schlug, die im Ranking zwischen Platz 50 und 60 stehen. Er selbst ist nur die Nummer 177 der Weltrangliste. Die Frage nach der Konstanz „höre ich schon seit ich 18 bin“, sagt er selbst. Melzer weiß: „Was er kann, zeigt er im Davis Cup. Aber mit seinen Fähigkeiten gehört er im Ranking viel weiter nach vor.“ Wie es gehen kann? „Er muss erwachsen werden, dann klappt es auch mit der Konstanz.“ Filip Misolic, der beim 1:6, 3:6 gegen Flavio Cobolli chancenlos war, lasse sich laut Melzer leichter führen. „Auf Hartplatz ist für ihn viel mehr möglich, ich glaube, es liegt viel im Kopf, dass er sich das zutraut.“

Weil einige Stars für Bologna absagten: Sebastian Ofner, in den vergangenen Jahren Österreichs Nummer eins, fiel heuer komplett aus. Für 2026 ist er mehr als eine Option. Der 23-jährige Lukas Neumayer ist ehrgeizig, braucht für ganz große Siege aber noch Zeit. Der 19-jährige Joel Schwärzler ist einer für die fernere Zukunft. Mit Lucas Miedler und Alex Erler hat Österreich zwei Topspieler im Doppel, auch Neil Oberleitner marschiert nach vorne.

Der Davis-Cup-Ausblick

Österreich muss auch 2026 zwei Partien gewinnen, um wieder in Bologna dabei zu sein. Am Sonntag wird der Gegner in der 1. Qualifikationsrunde zugelost, gespielt wird zwischen dem 6. und 8. Februar an zwei Tagen. Wenn es ein Heimspiel gibt, muss wieder eine Halle gesucht werden. Die Kosten für das Spiel gegen Finnland Anfang des Jahres im Multiversum beliefen sich inklusive Miete auf rund 200.000 Euro. Zwar hat man Zuschauereinnahmen, „aber ohne Förderungen ist es schwer, den Break-even-Point zu erreichen“, sagt ÖTV-Geschäftsführer Thomas Schweda. Wünschenswert wäre für den zweitgrößten Sportverband eine eigene Tennis-Arena für kleine Davis Cups.

Die Frauen

Melzer vergisst in seiner Saisonbilanz auch nicht auf die Frauen, die zuletzt aufzeigten. „Lilli Tagger ist im Vormarsch, auch Sinja Kraus und Julia Grabher sind wieder auf dem Weg. Für so ein kleines Land kann sich das in der Gesamtbetrachtung sehen lassen.“

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