Tennis-Gipfel gegen Italien: Nur die Playstation wurde kurz ausgepackt

Ein bisschen Blödeln geht immer: Das "KURIER Austria Davis Cup Team"
Besuch beim "KURIER Austria Davis Cup Team" vor dem Highlight gegen Italien: Lockerheit im harten Training, aber kein Golf und Billard wie in Ungarn.

Anfangs ist der Ablauf immer der gleiche. Man läuft einmal alles ab, bis man fündig wird. Der Spieleranhang und Medienvertreter müssen sich erst an das Riesenareal am Geländer Bologna Fiere erst gewöhnen, in Österreich gibt es so etwas kaum.

Inmitten dieses Areals kam man nach einem gesunden Marsch dann doch ans Ziel. In der Super Tennis Arena (Halle 37), die 10.000 Besucher fasst, trainierte um die Mittagszeit auf dem Centrecourt das „KURIER Austria Davis Cup Team“, das am Mittwoch (16 Uhr, ORF1) gegen die Hausherren aus Italien aufschlägt.

Sport Talk mit Melzer, Neumayer und Miedler

Mittendrin auch ein überwältigter Jürgen Roth, Vizepräsident des Österreichischen Tennisverbandes (ÖTV). „Das ist hier ein Wahnsinn, man muss sich erst die Trainingsplätze ansehen“, sagt der Grazer, der erst gar keine Vergleiche mit österreichischen Sportstadien ziehen möchte.

Hartes Training für Melzers Spieler

Dem Davis-Cup-Team um Kapitän Jürgen Melzer ist die Sportlandschaft zumindest in diesen Tagen egal, hartes Training in Bologna steht seit der Ankunft am Samstag auf dem Programm. Da bleibt nicht einmal Zeit für Side Steps, kein Golf in der Garderobe, kein Mini-Golf oder sonstige Blödeleien, die dem Zusammenhalt erst in Ungarn so gut taten. „Am freien Abend haben wir Playstation gespielt, das war es dann schon“, sagt Jurij Rodionov, der beim 3:2-Sieg in Debrecen zum Matchwinner wurde.

Aber deshalb lässt sich der 26-Jährige nicht aus der Ruhe bringen, das macht er im Normalfall auch selten. Nach seinem entscheidenden Sieg in Debrecen gegen Marton Fucsovics scherzte er: „Mein Puls ist 20.“ Freilich, ist er hier ein bisschen höher. „Ich mag es, wenn Stimmung ist, aber 10.000 werden gegen uns sein, das ist das erste Mal, dass ich in einer solchen Situation stecken werde.“ Ähnliches erlebte er nur in Paris. „Vor zwei Jahren spielte ich bei den French Open auf einem Nebencourt gegen den Franzosen Lucas Pouille, da waren auch alle gegen mich. Aber da kamen nicht so viele Fans.“

Die Lockerheit ist „jetzt auf jeden Fall noch da“ beim Niederösterreicher. Nicht nur bei ihm. „Ja, es ist alles entspannt“, sagt auch Kapitän Jürgen Melzer, der mit seinen Spielern zahlreiche Trainings absolvierte. Etwas gereizt wirkte nur Filip Misolic, der auf die für ihn gefühlte 600. Frage „Ob er fit ist“, nur ein „wie viele fragen mich das noch?“ entgegnete. Dann antwortete der sympathische Steirer doch gewohnt freundlich: „Es ist alles bestens.“

Dass die österreichischen Einzelspieler zuletzt nicht allzu viel gewonnen haben, stört Melzer nicht. „das war ja auch vor dem Ungarn-Spiel so.“ Auch wenn Italien ohne Jannik Sinner und Lorenzo Musetti spielt, ist der Gastgeber, der auch die ITF-Weltrangliste anführt, Favorit. „Sie haben noch immer zahlreiche Topspieler“, sagt Lucas Miedler, der mit Alexander Erler nach den zwei Einzelpartien heute (Melzer gibt erst gegen 15 Uhr bekannt, wer diese bestreitet) unter Umständen den Aufstieg in den vier Händen hat.

Dass Österreich überhaupt unter den besten acht Teams der Welt zu finden ist, ist ohnehin erstaunlich. Topnationen wie die USA, Australien oder Kanada konnten das Ticket für Bologna nicht lösen. Und so kommt es, dass nur drei Top-20-Spieler im Finale dabei sind – denn am Dienstag zog auch Carlos Alcaraz zurück. Der Deutsche Alexander Zverev, dem der Modus eigentlich überhaupt nicht taugt, ist der einzige Top-Ten-Spieler, die Tschechen bieten mit Jiri Lehecka und Jakub Mensik die Nummern 17 und 19 im ATP-Ranking auf.

Viele Stars sind eben nicht qualifiziert, viele urlauben um diese Zeit, um im Dezember in die Vorbereitung starten können. Oftmals kam die Idee, den Davis Cup nur alle zwei oder gar vier Jahre zu spielen, wie eine Fußball-WM. 

Keine Änderungen in Sicht

„Das wird eher nicht passieren, da verlieren der Tennis-Weltverband und die teilnehmenden Nationen zu viel Geld“, sagt Thomas Schweda, Geschäftsführer des ÖTV.

Das kann aber die gute Organisation der Italiener nicht trüben. Auch, wenn sie als Gastgeber oft von Launen abhängig sind. Am Dienstag konnte man einfach durch die Gänge schlendern, „aber am Montag wurde bei jeder Tür kontrolliert“, sagt Roth. Bleibt zu hoffen, dass seine Burschen die Tür zum Semifinale finden.

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