Die Gefahr der "toten Wartezeit" im Leben eines Tennis-Profis

Lucas Miedler (re.) mit Partner Cabral
Grand-Slam-Turniere sind wie Klassentreffen. Viele Spieler kennen einander seit vielen Jahren. Doch immer öfter wird auch über Burnout-Anzeichen gesprochen.
Lucas Miedler

Lucas Miedler

Die US Open sind  für uns Tennisspieler ein absolutes Saison-Highlight. New York, Arthur Ashe, Grand-Slam-Atmosphäre – das ist, wofür wir jeden Tag trainieren.

Hinzu kommt, dass Grand Slams wie „Klassentreffen“ sind. Der Tenniszirkus ist am Ende ein relativ überschaubarer Spieler-Kreis. Alle gehen einen ähnlichen Weg und man kennt sich oft von Jugend an. Gegen Sascha Zverev habe ich zum Beispiel das erste Mal in der U16 gespielt, gegen Jannik Sinner bei seinem Debüt auf der Challenger-Tour 2019.

Für alle Teilnehmer des Klassentreffens ist New York ein Höhepunkt und gleichzeitig das Ende einer langen Reise. Die meisten sind zum Start der US Open seit über vier Wochen in Nordamerika, um Vorbereitungsturniere in Toronto, Cincinnati und Winston-Salem zu spielen.  

Leben aus dem Koffer

Außerhalb der Top 5 reisen dabei viele mit Trainern, aber ohne Familie/Partner. Ich habe dieses Jahr in Asien, Australien, Nordamerika, Südamerika und Europa gespielt und war nur rund drei Wochen zu Hause. Natürlich ist es ein riesiges Privileg, dass ich den Sport meinen Beruf nennen darf. Trotzdem ist die physische und mentale Belastung durch die Reisen hoch.

Aus meiner Sicht ist einer der meistunterschätzten Aspekte dabei die „tote“ Wartezeit. Da der Matchstart sich je nach Tagesverlauf ändern kann, vergehen ganze Tage, in denen man voll angespannt auf Abruf ist, aber einen Großteil der Zeit „nur“ wartet.

Immer mehr Spieler sprechen öffentlich von Burnout-Anzeichen. Die perfekte Lösung für alle gibt es nicht. Ich habe heuer erstmals eine Sommerpause eingelegt und die Batterien zu Hause aufgeladen. Das ist als Profi nicht einfach, weil man das Gefühl hat, etwas zu verpassen. Für mich war es aber richtig. Nach einer guten Vorbereitung inklusive Erreichen des Finales in Winston-Salem blicke ich voller Vorfreude auf die US Open.

Lucas Miedler ist Weltklasse-Doppelspieler aus Österreich und kommentiert ab sofort wichtige Tennisevents für den KURIER.
 

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