Tennis-Rivalität: Rückschlag für Sinner gegen Alcaraz in Cincinnati

Alcaraz spendete Sinner Trost
Wer den schüchternen jungen Mann in der Netflix-Doku „Carlos Alcaraz: Auf meine Art“ gesehen hat, der kann kaum glauben, welche Dominanz der 22-Jährige aus El Palmar auf dem Tennis-Court entwickeln kann.
Carlos Alcaraz ist laut den Bildern in der Doku in einem ständigen Kampf zwischen der Ernsthaftigkeit eines Weltklasse-Profis und dem Lebensdrang eines ganz normalen 22-Jährigen.
Dies führte speziell im Jahr 2024 immer wieder zu Konflikten mit Trainer Juan Carlos Ferrero, der aus seinem Schützling den Besten aller Zeiten machen will. Alcaraz, der mit 19 Jahren als jüngster Spieler der Geschichte Nummer eins der Welt wurde, drängt in der Doku aber immer wieder auf kleine Auszeiten, um mit Freunden das Leben zu genießen und mental wieder für die nächsten Aufgaben bereit zu sein. Ferrero sagt in der Doku gar, dass es nicht sein Projekt sei, wenn Alcaraz nur ein einfacher Top-Ten-Spieler sein wolle.
Alcaraz führt gegen Sinner 9:5
Einen Mittelweg zu finden wird die große Herausforderung sein in den nächsten zehn bis 15 Jahren. Denn nach dem Ende der großen Drei – Roger Federer, Rafael Nadal und Novak Djokovic – wird der Spanier Teil der neuen großen Rivalität sein. Schon jetzt ist das Duell Carlos Alcaraz gegen Jannik Sinner eines, das das Herren-Tennis dominiert.
In der Nacht auf Dienstag bestritten die beiden das Finale im ATP-1.000er-Turnier von Cincinnati. Es endete mit einer überraschenden Aufgabe von Sinner, der beim Stand von 0:5 im ersten Satz wegen körperlicher Probleme nicht mehr weiterspielen konnte.
Die Aufgabe Sinners kurz vor dem Beginn der US Open in Flushing Meadows war ein Schock. Bis zum Finale in Cincinnati hatte er 26 Siege in Folge auf Hartplatz gefeiert. „Es tut mir so leid für euch, die am Montag eigentlich arbeiten müssen. Ich habe mich gestern schon schlecht gefühlt und gehofft, dass es über Nacht besser wird“, sagte Sinner zu den Zuschauern. Alcaraz zollte nach seinem sechsten Turniersieg 2025 dem Gegner Respekt: „Ich weiß, dass du stärker zurückkommen wirst.“ Es darf erwartet werden, dass sich die beiden in etwas mehr als zwei Wochen im Finale von New York wiedersehen werden.
Cincinnati war bereits das vierte Endspiel mit Sinner und Alcaraz 2025, obwohl der Südtiroler drei Monate wegen Dopings gesperrt gewesen war. Bei 14 Duellen hat Alcaraz mit neun Siegen die Nase voran.
An Grand-Slam-Siegen steht es 5:4 für Alcaraz. Sinner gewann in Melbourne (2), in New York und Wimbledon. Alcaraz holte die Titel in Paris (2) und Wimbledon (2). Und er gewann auch schon vor drei Jahren in New York.
Das legendäre Finale der French Open 2025
Schon vor dem missglückten Finale von Cincinnati sagte der Spanier über Sinner: „Es ist verrückt, wie er immer sein bestes Tennis spielt. Es scheint, als müsste man jeden Punkt, jedes Spiel hart erkämpfen. Er lässt dich von Anfang an leiden – vom ersten Ballwechsel bis zum letzten Ball. Seine Fähigkeit, mental bei jedem Punkt voll da zu sein, ohne Höhen und Tiefen im Match – das macht ihn wirklich besonders.“
Speziell Sinners offensive Position auf dem Platz, der frühe Treffpunkt des Balles und das somit noch schnellere Spiel stellt die Gegner vor Rätsel. Alcaraz scheint der Einzige zu sein, der immer wieder Antworten findet.
Und so könnte es auch in der Weltrangliste wieder spannender werden. Sinner, muss bei den US Open 2.000 Punkte verteidigen. Alcaraz kann wegen seiner Zweitrunden-Niederlage 2024 kaum etwas verlieren.
Jannik Sinner
geb. 16. August 2001, wuchs in Sexten, Südtirol auf. Er ist 1,91 Meter groß, gewann 20 Einzel-Titel auf der ATP-Tour, davon vier Majors. Der Italiener ist aktuelle Nummer eins und war dies bereits 60 Wochen lang. Sein Karrierepreisgeld beträgt 46,9 Millionen Dollar (40,2 Millionen Euro).
Carlos Alcaraz
geb. 5. 5. 2003, wuchs in El Palmar bei Murcia auf. Er ist 1,83 Meter groß, gewann 22 Einzel-Titel auf der ATP-Tour, davon fünf Majors. Der Spanier ist aktuell die Nummer 2 der Welt und war 2022 mit 19 Jahren die jüngste Nummer eins der Tennis-Geschichte.
In seiner noch jungen Karriere gewann er bereits 49 Millionen Dollar (42 Millionen Euro) an Preisgeldern.
Die Österreicher
Mit Sebastian Ofner und wohl auch Filip Misolic sind zwei Herren aus Österreich im Hauptfeld der US Open. Die Qualifikation beginnt am Dienstag. Dort versucht sich der Salzburger Lukas Neumayer. In Runde 1 trifft er auf den Peruaner Buse. Jurij Rodionov bekommt es mit dem Japaner Mochizuki zu tun. Bei den Frauen mussten Sinja Kraus (Shymanovich/BJE) und Julia Grabher (Salkova/CZE) in die Qualifikation.
Sebastian Ofner kommt vor den US Open nicht in Schwung. Nach Wimbledon kassierte er Erstrundenniederlagen in Baastad, Kitzbühel, Toronto, Cincinnati und in Winston-Salem. Gegen den Tschechen Kopriva verlor er 6:3, 4:6, 3:6. Filip Misolic spekuliert als erster Kandidat, der für einen Verletzten nachrückt, auf den Hauptbewerb in New York und reiste lieber nach Winston-Salem als zur Qualifikation.
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