Thiem nach Krimi gegen Djokovic im Endspiel gegen Medwedew

Großer Moment: Dominic Thiem nach dem verwandelten Matchball
Der Österreicher vergab im zweiten Satz vier Matchbälle. Im Tiebreak des dritten Satzes kam er nach einem 0:4 noch zurück.

Dominic Thiem schreibt ständig die Sportgeschichtsbücher um. Was er vielleicht nicht weiß: Er ist der erste Spieler seit 2010, der in einem Kalenderjahr Rafael Nadal und Novak Djokovic schlagen konnte. Der bislang letzte war mit Roger Federer auch nicht gerade ein Durchschnittsspieler.

Was er aber weiß: Nach dem 7:5-6:7(10)-7:6(5)-Halbfinalsieg über den Weltranglisten-Ersten Djokovic steht Thiem zum zweiten Mal in Folge im Endspiel der ATP Finals. Dort wartet am Sonntag der Russe Daniil Medwedew, der im zweiten Semifinale Rafael Nadal 3:6, 7:6 (4), 6:3 besiegte. Nadal hatte im zweiten Satz bereits auf den Matchgewinn aufgeschlagen, verlor aber sein Aufschlagspiel zu null. Gegen den Russen steht es im direkten Duell 3:1 für Thiem. Zuletzt siegte der Österreicher im Semifinale der US Open, die er danach auch gewann.

"Es war eine mentale Schlacht, es ist etwas Besonderes, diese Legende zu schlagen", sagt der 27-Jährige und fügte schmunzelnd hinzu: "Nach dem Sieg bei den US Open dachte ich, ich wäre bei Matchbällen ruhiger - aber das war ein Irrtum".

Thiem fehlte eingangs etwas wenig Rhythmus, mit starken Aufschlägen rettete sich der Lichtenwörther aber über leicht kritische Situationen. Der Serbe wiederum tat, was er sehr gut kann, er öffnete bei seinen Aufschlagspielen gut den Platz. Breakbälle ließen beide Herren nicht zu. An die Klasse des Matches von Thiem gegen Rafael Nadal kam dieses Semifinalspiel aber nicht heran.

Thiem war der Lauteste in der fast leeren Halle, nur die Teammitglieder und Organisatoren saßen irgendwo in der Londoner O2-Arena herum, der Ranglisten-Dritte haderte immer wieder mit unnötigen Fehlern. Aber er zeigte, dass er bei den Big Points groß da ist und zur Zeit der nervenstärkste Spieler auf der Tour ist - schon die erste Breakchance des Spiels nutzte Österreichs Sportler des Jahres zum 6:5. Nach 51 Minuten war der erste Satz zugunsten von Thiem entschieden.

Aktiverer Djokovic

Djokovic wurde aktiver, Thiem blieb aber zunächst ein famoser Krisenmanager, er wehrte bei 5:6 zwei Satzbälle ab. Den zweiten mit einem Service-Winner. Djokovic bekam bei den Big Points lange keine Chance, selber Punkte zu entscheiden. Doch am Ende des Tiebreaks drehte sich das Blatt, Thiem schwächelte plötzlich und vergab vier Matchbälle, Djokovic blieb konzentriert und holte das Tiebreak mit 12:10.

Thiem ging weiterhin ans Netz, wo er immer wieder punktete und viel mehr Winner als sein Gegner schlug. Beide brachten ihre Aufschlagspiele locker durch (sowohl bei Thiem als auch bei Djokovic kamen über 70 Prozent der ersten Aufschläge). Im finalen Tiebreak führte Djokovic mit 4:0, dann machte Thiem sechs Punkte in Folge und hatte die Matchbälle fünf und sechs. Den sechsten verwandelte er nach 2:54 Stunden.

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