Im Mittelpunkt der Tenniswelt: Was erwartet Österreich beim großen Finale?

Stolz auf Österreich: Das KURIER Austria Davis Cup Team
Viele Österreicher, die gelegentlich den Tennisschläger schwingen, blickten bereits am Mittwochmittag gespannt nach Bologna. Dort, wo Österreich vom 18. bis 23. November im Reigen der acht besten Länder weltweit mitmischen darf.
Der Aufschrei war groß, als gegen 12.45 Uhr am Piazza Maggiore Italien zugelost wurde. Ausgerechnet Italien, der Gastgeber, der Titelverteidiger, die Nummer eins der Welt. Eine Ehre, eine Freude und eine Belohnung einerseits, ein hartes Los andererseits. Das „KURIER Austria Davis Cup Team“ ist gewiss noch größerer Außenseiter als in Debrecen, wo man sich mit einem 3:2 für das Finalturnier qualifiziert hat. Was erwartet Österreich?
Der Gegner
Jannik Sinner kennen sogar Menschen, die einen Bogen um die Tennisplätze machen. Dass die Italiener den Südtiroler, der vor seinem verlorenen US-Open-Finale gegen den Spanier Carlos Alcaraz 65 (!) Wochen die Nummer eins der Welt war und der bisher vier Majors gewann (es werden mit Sicherheit noch mehr), wieder aufbieten, dürfte fix sein. Aber Italien ist nicht nur Sinner: Mit Lorenzo Musetti taucht noch ein weiterer Landsmann in den Top Ten der Weltrangliste auf (auf Platz neun), zudem sind gegenwärtig insgesamt neun Italiener vor Österreichs Nummer eins Filip Misolic (Nummer 92) klassiert. Freilich hat die Tennis-Nation Italien Vorteile, nicht nur die Einwohnerzahl und die Finanzen betreffend. Alles beginnt schon im Kleinen. „In Italien kann man im Sommer jede Woche kleine Turniere spielen, deshalb sind sie auch dementsprechend gut. Man erspart sich und seinem Team das Reisen und kann sich in der Heimat für Sponsoren empfehlen und Punkte auf dem Weg nach oben machen“, sagt Turnierveranstalter Florian Leitgeb.
Die Österreicher
Österreich besiegte Ungarn ohne einen einzigen Top-100-Spieler, also darf man auch in Bologna auf ein Wunder hoffen. Misolic fehlte ebenso wie Sebastian Ofner, der im Vorjahr schon die Nummer 37 war. Aber Jurij Rodionov hat Potenzial für viel mehr, die Karriere des Günter-Bresnik-Schützlings Lukas Neumayer geht zwar nicht steil, aber sie geht nach oben, und Alex Erler und KURIER-Kolumnist Lucas Miedler bilden ein Top-Doppel. Die Niederlage in Debrecen war die erste nach sieben Siegen in Folge. Dem Kader darf man zumindest eine große Breite zusprechen.
Die Erfolgskapitäne
Vielleicht auch ein Thema in Bologna: Jürgen Melzer holte seinen ersten Turniersieg im September 2006 in Bukarest. Im Finale schlug er Italiens heutigen Kapitän Pippo Volandri.
Die Reaktionen
„Italien als Gastgeberland, Nachbarland und Nummer-1-Tennisnation ist eine schwere, aber tolle Auslosung. Unter den letzten acht der Welt ist die Luft dünn. Die Hoffnung lebt“, sagt ÖTV-Präsident Martin Ohneberg. „Wir nehmen die Herausforderung an und freuen uns auf ein spektakuläres Event.“ Melzer selbst ortet die Hoffnung. „Wir müssen unser Bestes versuchen, um eine Überraschung zu schaffen – das passiert hin und wieder mal.“
Der Spielort
Die Partie gegen Italien findet am 19. November (16 Uhr) statt. Die Unipol Arena wird mit 10.500 Fans wohl ausverkauft sein. Aber auch Österreicher sollten kommen. „Das Interesse ist groß, wir werden wie in Ungarn wieder sehr lautstark vertreten sein“, sagt Stefan Gnadenberger, Kopf der Schlachtenbummler.
Der Mutmacher
Und wer so gar nicht an die Sensation glauben will, der kann die Geschichte bemühen. Das bisher letzte Duell gewann Österreich mit 5:0. 1990 zogen Thomas Muster, Horst Skoff und Alex Antonitsch im Dusika-Stadion zum bis heute einzigen Mal ins Davis-Cup-Halbfinale ein.
Ort: Unipol Arena Bologna
Fassungsvermögen: 10.500
Zeit: 18. bis 23. November
Paarungen (je 3 Matches):
18. 11., 16.00: Frankreich (3) – Belgien.
19. 11., 16.00: Italien (1/TV) – ÖSTERREICH
20. 11., 10.00: Spanien – Tschechien (4). 17.00: Argentinien – Deutschland (2)
21. und 22. 11.: Halbfinale
23. 11.: Finale
Der Sieger ist für das Finalturnier 2026 qualifiziert
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