Davis-Cup-Sensationen: Mit zwei Marathons Bologna ganz nah

Starkes Spiel: Jurij Rodionov.
Jurij Rodionov und Ersatzmann Lukas Neumayer kämpften sich mit sensationellen Leistungen zu zwei Siegen. Damit fehlt dem "KURIER Austria Davis Cup Team" nur noch ein Sieg zum Einzug unter die Top 8 der Welt.

Nein, vielleicht hatte Lukas Neumayer auch nicht damit gerechnet. Immerhin hat der Salzburger die Haare schön. Wirklich schön. Aber er hatte vor dem Davis Cup in Debrecen gewettet, dass Österreich gegen die favorisierten Gastgeber Ungarn 3:0 gewinnt. Denn dann wird Hand und Schere angelegt. 

Jetzt kann sich der 23-jährige Salzburger bald eine Haube für den Winter kaufen. Denn nach zwei mehr als überraschenden Siegen führt Österreich nach dem ersten Tag in Debrecen mit 2:0.  Und im Doppel, das am Samstag um 11 Uhr startet, ist das „KURIER Austria Davis Cup Team“ ohnehin favorisiert. Alexander Erler und Lucas Miedler haben von acht Partien erst eine im Team verloren.  Und Neumayer selbst hatte mitgesorgt, dass Bologna so nah ist.  Von 18. bis 23. November kämpfen die acht besten Teams um den Pokal. 

Just in dem Moment, als die rund 20-köpfige  rot-weiß-roten Schlachtenbummler-Abordnung nicht wirklich unbemerkt  in die Fönix Arena  einmarschierte, kam die Hiobsbotschaft: Filip Misolic ist krank und zudem schon  abgereist.  
Nach wenig sauber gespielten  Bundeshymnen, die wie aus einem antiken Röhrenradio klangen,  wurden  Fábián Marozsán und Jurij Rodionov zum Tanz gebeten. Und der  Niederösterreicher feierte  seinen vielleicht größten Erfolg, sicher aber einen, der ganz süß schmeckt. Rodionov, der im Ranking als  Nummer 158 der Welt rund 100 Plätze hinter Ungarns Nummer eins liegt, siegte nach einem spektakulären Spiel, das einer Hochschaubaun glich, nach 2:19 Stunden 6:2, 6:7 und 7:5. Dabei hätte Rodionov schon früher   einen Sieg heimspielen können. 
Der 26-Jährige hatte alles in der Hand, gewann den ersten Satz 6:2 und führte im zweiten 4:2, doch  einige Fehler und ein sicherer werdender Ungar führten zur Wende. Rodionov kam aber noch einmal, führte im Tie-Break 3:0, verlor aber auch diesen.

Doch einige Fehler und ein sicherer werdender Ungar führten zur Wende. Rodionov kam aber noch einmal, führte im Tie-Break 3:0, verlor aber auch diesen. Im dritten Satz  war es aber umgekehrt, da Rodionov ein Break zurück, fightete sich zurück und siegte letztlich verdient 6:2, 6:7 und 7:5. "Ich habe nie aufgegeben, das war der Schlüssel", sagt der glückliche Sieger. Das Rezept von Kapitän Jürgen Melzer ging auf. "Er sagte, wer am meisten leiden kann, gewinnt die Partie."

Tennisspieler während einer Pause beim Davis Cup, Ungarn gegen Österreich.

Lukas Neumayer und Kapitän Jürgen Melzer

Im dritten Satz  war es dann umgekehrt, da lag Rodionov beim Stande von 1:3 ein Break zurück, fightete sich zurück und siegte letztlich verdient 6:2, 6:7 und 7:5. „Ich habe nie aufgegeben, das war der Schlüssel. Am Ende ist es darum gegangen, wer die besseren Nerven hat, wer es etwas mehr wollte“, sagt der glückliche Sieger nach dem 1:0 für Österreich in Ungarn. „Es war sicher der schönste Sieg im Davis Cup.“ Ein Vater des Erfolges war wohl auch Jürgen Melzer.  „Er sagte, wer am meisten leiden kann, gewinnt die Partie.“
Leiden mussten eigentlich nur die rund 3.000 ungarischen Fans, während die österreichischen um Anpeitscher Stefan Gnadenberger zumeist ihre Hetz hatten. Denn Neumayer, der kurzfristig für Misolic einspringen musste, zeigte großartiges Tennis gegen den ungarischen Routinier Marton Fucsovics, der im Ranking knapp hinter Marozsan liegt. 

Der Schützling von Günter Bresnik spielte einen sensationell konstanten ersten Satz, erst im zweiten spielte sein Gegenüber seine Stärken aus. Und im dritten erinnerte sich auch Neumayer an Melzers Worte, er kämpfte und kämpfte und durfte sich am Ende zum 6:3-3:6-7:6-Sieg gratulieren lassen. Das abschließende Tie-Break war an Spannung nicht zu überbieten. Neumayer sollte damit der einzige Österreicher sein, der Haare lassen muss. "Es war sicher der schönste Sieg meiner Karriere", sagt der stolze "Noch-Blondschopf". 

Auch Melzers Erfolg

Zwei Siege, die auch Kapitän Jürgen Melzer ("Die Stimmung im Team ist sehr gut, alle ziehen an einem Strang") gehört. "Er schafft den Spagat zwischen Korrektheit in den Abläufen und einer gewissen Lockerheit, die den Teamgeist beflügeln", sagt ÖTV-Vizepräsident Jürgen Roth. Wenn es Österreich mit einem Sieg in Debrecen nach Bologna schafft, erfährt man am 17. September die Gegner, die den Sieger im K.o.-System ermitteln. 

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