30 Jahre Attentat auf Seles: "Wunden, die nie ganz verheilten"

30 Jahre Attentat auf Seles: "Wunden, die nie ganz verheilten"
Am 30. April 1993 wurde der Tennis-Star auf dem Centre Court von Hamburg Opfer einer Messer-Attacke.

„Ein Sekundenbruchteil machte aus mir einen anderen Menschen“, schrieb Monica Seles in ihrer 2009 erschienenen Biografie „Immer wieder aufstehen“. Sonst spricht sie kaum mehr über den 30. April 1993. Den Tag, der das Leben der damals weltbesten Spielerin grundlegend veränderte.

Die Bilder gingen um die Welt: Der geistig verwirrte Deutsche Günter Parche hatte die damals 19-Jährige am besagten Tag während einer Spielpause ihres Viertelfinales beim WTA-Turnier in Hamburg mit einem Ausbeinmesser hinterrücks attackiert. Seine fast ebenso schockierende Rechtfertigung: „Ich konnte den Gedanken nicht ertragen, dass irgendjemand Steffi Graf schlagen könnte.“ Seles hatte zu diesem Zeitpunkt die jahrelang dominierende Deutsche längst überflügelt.
 

Angst, Depressionen

Durch glückliche Umstände war das Messer lediglich knapp zwei Zentimeter zwischen Wirbelsäule und Schulterblatt eingedrungen, die körperlichen Schäden verheilten bald. Die seelischen Wunden blieben: Die in Novi Sad geborene Amerikanerin pausierte zwei Jahre, und obwohl sie sich auf den Centre Courts dieser Tennis-Welt nicht mehr wohlfühlte, holte sie sich 1996 in Melbourne ein letztes Mal einen Grand-Slam-Titel, den neunten insgesamt. Irgendwann überwand sie auch ihre Depressionen und Essstörungen.

Parche erhielt nach halbjähriger Untersuchungshaft eine Bewährungsstrafe und starb nach mehreren Schlaganfällen 2022.

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