Südafrika holt Bronze

Sei umschlungen: Südafrikas Schalk Burger (li.) und Willem Alberts versuchen, Argentiniens Nicolás Sánchez zu stoppen. Vergeblich: Der 27-Jährige ist der Topscorer dieser WM.
Die Springboks schlagen müde Argentinier im Spiel um Platz 3 mit 24:13.

Wie so oft in anderen Sportarten sollte auch das Spiel um Platz drei bei der Rugby-WM 2015 zwar kein hochklassiges, aber doch ein unterhaltsames werden. Es ging ja auch noch um einiges: Neben der Medaille auch darum, wer denn nun der erfolgreichste Scorer in England und Wales werden würde – Südafrikas Handre Pollard lag vor Beginn der Partie im Londoner Olympiastadion nur acht Punkte hinter dem führenden Argentinier Nicolás Sánchez (89).

Südafrika begann nervös und verlor in den ersten vier Minuten gleich zwei Mal den Ball. Die 5. Minute aber brachte die Springboks gleich doppelt in eine gute Position: Pienaar spielte nach einen Penalty schnell nach vorn, und Argentiniens Cubelli zog sich nicht schnell genug zurück – die Gelbe Karte wegen Spielverzögerung war die Folge, bereits die fünfte für die Pumas in diesem Turnier. Damit wahrten die Südamerikaner auch noch ihre Chance auf eine weitere Bestmarke, denn nur Namibia lag noch in der Wertung der bösen Buben vor ihnen (sechs).

Nun waren die Springboks personell im Vorteil (Cubelli musste ja für zehn Minuten auf der Bank Platz nehmen), und Pietersen legte in der 7. Minute denn auch gleich den Try zu Südafrikas 5:0. Pollard setzte die Erhöhung zwischen die Stangen zum 7:0. Drei Minuten später flitzte der so schnelle Bryan Habana in Richtung des nächsten Balles in der argentinischen Malzone, doch dem bei dieser WM bereits fünf Mal erfolgreichen Südafrikaner wurde dieser Try verwehrt, weil Amorosino den Ball auf dem Boden noch vor Habana berührt hatte.

Pollard stellte in der 14. Minute mit einem weiteren Penalty-Kick auf 10:0 für die Südafrikaner, noch fünf Punkte galt es nun für den erst 21-Jährigen zu machen, um seinen um sechs Jahre älteren argentinischen Rivalen einzuholen.

Pumas auf Formsuche

Und von Minute zu Minute zeigten sich die Schwächen der Südamerikaner mehr. Im Gedränge wurden verletzte Stammkräfte schmerzhaft vermisst, und körperlich schienen die verbliebenen Pumas nun den Tribut für ihre zuvor gezeigten Leistungen zahlen zu müssen. Schleppend im Aufbau, ungenau im Tackling, ohne Mittel gegen die starke Defensive der Südafrikaner – das waren nicht mehr die begeisternd kämpfenden Herren der vorangegangenen Partien.

Doch Südafrika passte sich dem Niveaulimbo an, verlor ab der 25. Minute plötzlich selbst leichte Bälle in der eigenen Hälfte – und beinahe hätte Cubelli, nach verbüßter Strafe wieder im Spiel, einen Try gelegt. Inzwischen ließ sich auch Bryan Habana in die Fehlerorgie reißen und verlor zwei Mal den Ball, als er auf dem Weg zu zwei Tries war. So blieb es Handre Pollard vorbehalten, zwei Penalties zum 16:0-Zwischenstand zwischen die Torstangen zu kicken.

In der Pause schienen sich die Pumas dann doch noch eines Besseren zu besinnen, und Nicolas Sánchez kam eine Minute nach Wiederanpfiff zu seinen ersten drei Punkten dank eines Drop Goals – nur noch 3:16 und die neuerliche Führung im Privatduell mit Handre Pollard (92:90). Und im Gegenzug durfte Habana beweisen, dass er mehr kann als Bälle verlieren: Der 32-Jährige gab den entscheidenden Pass zum zweiten Try der Springboks, dieses Mal war Etzebeth erfolgreich. Dafür traf Pollard die Conversion nicht.

Diesen Fehler durfte er mit dem nächsten Penalty-Kick korrigieren und auf 24:3 stellen (48.) und im Rennen gegen Sánchez wieder in Führung gehen, doch der Argentinier setzte sich vier Minuten später erneut an die Spitze – 24:6 und 95:93.

In der 67. Minute ging Bryan Habana schließlich vom Feld. Es war ein weiterer enttäuschender Abend für den 32-Jährigen, hatte er doch bereits 15 Versuche bei Weltmeisterschaften gelegt, doch dieser eine 16., der ihm endlich die alleinige Rekordposition vor der neuseeländischen Legende Jonah Lomu beschert hätte, er wollte einfach nicht passieren. Es dürfte wohl Habanas letzter Abgang bei einer WM gewesen sein.

Einen Abgang wünschten sich so langsam auch die 55.925 Zuschauer im Olympiastadion. Und zwar den des Privatduells zwischen Pollard und Sánchez. Denn die Südafrikaner trachteten angesichts der komfortablen Führung danach, wenigstens den Titel des besten Scorers des Turniers mit nach Hause zu nehmen, und sie übertrieben es dabei, Pollard gute Kick-Positionen zu verschaffen – Pfiffe und Buh-Rufe waren die Folge.

Die Konsequenz? Pollard wurde zunehmend von seinem Goldfuß im Stich gelassen, setzte einen Kick an die Stange und den nächsten – als Ausgangspunkt für ein Line-out gedachten – in die Reihen des Gegners. Und das Publikum feierte sich selbst.

So schleppte sich die Partie ihrem Ende entgegen, und vielleicht war sie auch eine Mahnung an all jene, die sich vom Finale am Samstag (17 Uhr MEZ, live Eurosport) das Finale aller Finale erhoffen: Dann trifft WM-Titelverteidiger Neuseeland in Twickenham auf Australien. Erstmals begegnen sich die zweifachen Weltmeister aus Ozeanien dann im letzten Spiel einer WM. Es kann großartig werden.

Ein Gefühl von Hoffnung verlieh jedenfalls die Nachspielzeit des Spiels um Platz drei: Mit ihrer letzten Chance im Spiel kamen die Pumas durch Orlandi zu ihrem Ehren-Try – und Sánchez nochmals zu zwei Punkten. Heißt erstens, dass Nicols Sánchez mit 97 Punkten der erfolgreichste Scorer der WM sein wird (es sei denn, der drittplatzierte Australier Bernard Foley schafft am Samstag wundersame 22 Punkte). Und heißt zweitens, dass Südafrika mit 24:13 gewonnen hat.

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