Sternstunden und Tiefschläge

APA11558704 - 21022013 - LAGO DI TESORO - ITALIEN: Der Kombinierer Mario Stecher vor Beginn des Trainings am Mittwoch, 20. Februar 2013 in Lago di Tesoro. APA-FOTO: BARBARA GINDL
Der Senior im WM-Zeam hat in seiner langen Karriere alle Höhen und Tiefen durchlebt.

Mario Stecher ist das Stehaufmännchen im ÖSV-Team der Nordischen Kombination. Der Verlauf seiner langen Karriere gleicht einer Achterbahn, unmittelbar vor seiner wohl letzten WM wendete sich für den gebürtigen Steirer wieder einmal alles zum Positiven. Mit 35 Jahren und nur rund eineinhalb Monate nach seiner neunten Knieoperation eroberte er am Freitag im Val di Fiemme Silber im Einzelbewerb von der Normalschanze.

Der am 17. Juli 1977 in Eisenerz geborene Stecher war fulminant in seine Karriere gestartet. Mit nur 16 Jahren avancierte er am Holmenkollen bei Oslo (15.1.1994) zum immer noch jüngsten Sieger der Weltcupgeschichte, seine optimalen Flugeigenschaften ermöglichten einen uneinholbaren Vorsprung für das Laufen.

Seither musste sich der Junioren-Weltmeister von 1994 mehrfach auf neue Regeln einstellen, forcierte das Lauftraining und entwickelte sich nach einigen Rückschlägen ("Die Sprungform ist den Bach runtergegangen") auch in der Skatingspur zu einem der Besten.

Formkrisen

Dank seiner Cleverness und Sprintstärke feierte der Vater zweier Kinder, der mit Carina Raich, der Schwester des Alpin-Stars Benjamin, verheiratet ist, seine schönsten Erfolge. U.a. gemeinsam mit Felix Gottwald jubelte Stecher über Team-Gold bei den Olympischen Spielen 2006 und 2010 und zuletzt über zweifaches WM-Gold mit dem Team in Oslo 2011.

Doch zwischen diesen Sternstunden musste Stecher auch tiefe Wellentäler durchtauchen. Wegen Verletzungen und Formkrisen stand er sogar schon kurz davor, das Handtuch zu werfen. Stecher musste lernen, mit Schmerzen zu leben.

Doch der nun in Arzl im Pitztal lebende Eisenerzer kämpfte sich nach einem 2000, einem Jahr nach der Silbermedaille bei der Heim-WM in Ramsau, erlittenen Kreuzbandriss ebenso wieder zurück wie nach weiteren Knieverletzungen und Tiefs, die etwa die Nominierung für die WM 2003 im Val die Fiemme (Teamgold für den ÖSV) verhinderten. "Da frisst dich innerlich der Neid", gab er später zu. Zehn Jahre danach kann er dank seiner insgesamt neunten Medaille auch dieses Kapitel abhaken.

Stehvermögen

Im Dezember 2005 gelang ihm der erste Weltcupsieg nach siebeneinhalb Jahren, drei Monate später folgte Olympia-Gold. So wie in Turin (Pragelato) bezwang er als Schlussläufer die Konkurrenz in Oslo 2011 gleich zweimal. Erneut nach einer nur wenige Wochen zuvor erlittenen Knieverletzung.

Vor den aktuellen Titelkämpfen musste er sich wegen eines Knorpelschadens sogar einem Eingriff unterziehen - erneut kam der Gewinner von zwölf Weltcup-Bewerben rechtzeitig zurück. Mit einem 106-m-Sprung legte er den Grundstein, im Langlauf bewies er trotz einer Wettkampfpause Stehvermögen und Sprintstärke.

Stecher bringt Spitzenleistungen, beschwerdefrei ist er aber keineswegs. "Auf der Schanze tut nichts weh, aber normal laufen kann ich nicht. Ein Lauftraining (ohne Ski, Anm.) ist kein Thema."

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