Sportlerwahl: Die 3 Kandidaten und die 3 Kandidatinnen im KURIER-Check
Am Donnerstag werden bei der Lotterien-Sporthilfe-Gala in der Wiener Stadthalle (ab 19.30 Uhr, live ORF1) die besten österreichischen Sportler mit dem Niki-Award ausgezeichnet. Die erste Vorauswahl wurde bereits getroffen: Bei den Frauen landeten Cornelia Hütter, Victoria Hudson und Jessica Pilz in den Top-3 im Rennen um die begehrte Trophäe, Österreichs männlicher Sportler des Jahres wird einer aus dem Trio Valentin Bontus, Stefan Kraft und Manuel Feller.
Es ist auch heuer keine einfache Wahl, jede und jeder hat sich den Titel verdient. Auch in der KURIER-Sportredaktion herrscht Uneinigkeit, wie die sechs Lobeshymnen auf die sechs Nominierten zeigen.
In der langen Geschichte der österreichischen Sportlerwahl, die 1949 ins Leben gerufen wurde, hatten die heimischen Skifahrer oft die Nase vorne. Die Brett’ln bedeuten den Österreichern offenbar die Welt, die Rekordsieger kommen mit Annemarie Moser-Pröll (7) und Marcel Hirscher (6) aus dem Alpinlager. Insgesamt ging der Titel gleich 67 Mal an Skiläufer.
Titelverteidiger sind die Skispringerin Eva Pinkelnig und der Radprofi Felix Gall, der zudem auch Aufsteiger des Jahres wurde. Als Team des Jahres haben es Double-Gewinner Sturm Graz, die österreichische Fußballmannschaft sowie die Segel-Olympiasieger Lara Vadlau und Lukas Mähr in die Endauswahl geschafft.
Strahlemann auf der Welle des Erfolgs
Valentin Bontus. Dieser junge Mann hat längst gewonnen – lange bevor er jegliche Medaille gewonnen hat. Der Perchtoldsdorfer wirkt mit seinen 23 Jahren so abgeklärt und locker, als hätte er bereits alles erlebt. Erfolgsdruck lächelt er weg. Hartes Training und wochenlanges Reisen nimmt er scheinbar als alltäglich hin. Immerhin führte das alles zum Olympiasieg im August in Marseille. Vor wenigen Monaten hätte den Namen Valentin Bontus kaum jemand einordnen können. Doch seit heuer ist es der Name eines WM-Bronzemedaillengewinners und Olympiasiegers.
Es wäre nicht das erste Mal, dass jemand Aufsteiger des Jahres und Sportler des Jahres im selben Jahr wird. Bontus hat sich beides verdient. Auch weil er zeigt, dass Top-Athleten erfrischend anders sein können und dass sportlicher Fokus nicht bedeutet, dass man zum Lachen in den Keller gehen muss.
Karoline Krause-Sandner
Glücks-Pilz in der Kletterwand
Jessica Pilz. Medaillengewinnerinnen bei Olympischen Sommerspielen schießen in Österreich nicht aus dem Boden wie Schwammerl. Jessica Pilz hat es geschafft, hat sich in Paris ihren Traum erfüllt. In der Kombination aus Boulder und Lead kletterte die 27-Jährige zu Bronze – und in die Favoritenrolle bei der Sportlerwahl.
Wer kann sich nicht erinnern, als Pilz drei Jahre zuvor in Tokio im TV-Interview in Tränen ausgebrochen war. Damals hat sie die Medaille noch knapp verpasst, ließ ihren Emotionen danach freien Lauf. Doch Tritt für Tritt, Zug um Zug kämpfte sie sich zurück. In Paris war die Angst vor einer neuerlichen Enttäuschung groß, wie sie beim Bronze-Interview zugab. Umso größer war die Freude über den „größten Erfolg“ in ihrer Karriere. In der sie auch zwei WM- und einen EM-Titel geholt hat. Olympia-Bronze ist definitiv mehr wert als ein paar Pfifferlinge.
Peter Gutmayer
Der springende Superlativ
Stefan Kraft. Was muss Stefan Kraft, bitteschön, denn noch alles gewinnen, damit er bei der Sportlerwahl endlich einmal alle überflügelt? Der 31-jährige Salzburger ist ein springender Superlativ, seine Karriere verdient sich die Haltungsnote 20,0. Allein dieser phänomenale letzte Winter: Sieg im Gesamtweltcup, Gold bei der Skiflug-WM, 13 Erfolge bei Einzelspringen – was ist die Steigerung von Höhenflug?
Gerade in einem Sport wie Skispringen, der in der Vergangenheit so viele One-Hit-Wonder und Sternschnuppen hervorgebracht hat, sticht Stefan Kraft hervor. Diese Konstanz auf allerhöchstem Niveau, die er seit einem Jahrzehnt an den Tag legt, ist einzigartig. Umso erstaunlicher ist es, dass dem 3-fachem Weltmeister, 3-fachem Gesamtweltcupsieger und aktuellem Skiflugweltrekordhalter die Trophäe für Österreichs Sportler des Jahres noch nicht vergönnt war.
Christoph Geiler
Die Speerspitze der Leichtathletik
Victoria Hudson. Absolute Hochachtung vor den Leistungen der Athletinnen und Athleten in dieser KURIER-Geschichte. Doch einzig Victoria Hudson hat es in einer Weltsportart in die Weltspitze geschafft. 214 Mitglieder hat World Athletics, die Dachorganisation aller nationalen Sportverbände für Leichtathletik. Rund um den Globus wird gelaufen, gesprungen und geworfen. Und Victoria Hudson war in diesem Jahr ganz oben. Mit 66,06 Metern zertrümmerte sie im Mai den österreichischen Rekord im Speerwerfen. Einen Monat später gewann die 28-Jährige sensationell Gold bei der Freiluft-Europameisterschaft in Rom. Es war die erste EM-Goldmedaille für Österreich seit 53 Jahren. Top vorbereitet und als Mitfavoritin trat sie bei den Olympischen Spielen an – und scheiterte. Victoria Hudson wird aus dieser Erfahrung lernen. Olympia 2028 in Los Angeles steht auf ihrem Programm.
Florian Plavec
Die rasante Stehauffrau
Cornelia Hütter. Es grenzt an ein Wunder, dass Cornelia Hütter heute noch Skirennen fährt. Die Krankengeschichte der Steirerin bereitet einem schon beim bloßen Durchlesen Schmerzen: Da waren drei Kreuzbandrisse in fünf Jahren, da gab es ein schweres Schädelhirntrauma, von Knochenbrüchen und anderen Wehwehchen einmal abgesehen. „Das Feuer war bereits erloschen“, gab Hütter zu.
Man mag sich gar nicht vorstellen, wie viel Überwindung es jemandem mit dieser Leidensgeschichte kosten muss, sich mit 120 km/h und mehr über die Abfahrtspisten zu schmeißen und immer noch Kopf und Kragen zu riskieren. Spät, aber doch wurde die 31-jährige Stehauffrau für ihre Zähigkeit und Ausdauer belohnt: Erst mit WM-Bronze im Super-G (2023), und schließlich in der letzten Saison mit der kleinen Kristallkugel für den Sieg im Abfahrtsweltcup.
Christoph Geiler
Endlich auch auf der Piste tonangebend
Manuel Feller. Jahrelang klebte dem im positiven Sinne durchaus verhaltensauffälligen Tiroler ein bisserl das Pech an den Skischuhen, heuer wurde er endlich ein „Luckygoodfellar“. Mit 31 Jahren sicherte sich Feller erstmals den Slalom-Weltcup, weil er zwischen famosen Fahrten nicht immer wieder einfädelte. In keinem Slalom der Saison wurde er schlechter als Fünfter, das Wörtchen Konstanz nahm er heuer mit auf die Reise. Der leidenschaftliche und auch gar nicht so schlechte Sänger gab im vergangenen Ski-Winter mehrmals ganz vorne den Ton an, so nahm er in Gurgl beim rot-weiß-roten Dreifachsieg auch Marco Schwarz und Michael Matt mit auf das Stockerl. Seine beste Zeit folgte im Jänner, als er den Schweizern zeigte, was Tiroler können und die Klassiker von Adelboden und Wengen gewann. Für die WM 2025 in Saalbach darf man nicht nur coole Sprüche von ihm erwarten.
Harald Ottawa
Kommentare