Sportler und die Politik: Wer ausschert, wird bestraft

FILE PHOTO: NBA: Utah Jazz at New Orleans Pelicans
Auszeichnungen bekommen zumeist "mündige Athleten", die die "Vorbildfunktion des Sports" im Sinne der Eliten ausüben.

Das Internationale Olympische Komitee IOC und der Fußball-Weltverband FIFA schwafeln gerne vom unpolitischen Sport. Das Gerede entpuppt sich in vielen Fällen aber als Ausrede, um Großereignisse an politisch bedenkliche Staaten zu vergeben, wo sich der Widerstand gegen solche großen Ereignisse leichter brechen lässt als in entwickelten Demokratien.

Athleten wurden durch den Sport manchmal sogar zu Multimillionären, manche von ihnen haben ihre Wurzeln nicht vergessen. Manche wissen auch, wer ihre Fans sind, wer bei ihrem Aufstieg an ihrer Seite stand. Erheben sie die Stimme, zeigt sich, dass im großen Volksvergnügen Sport demokratisches Potenzial steckt. Etwa in Weißrussland, wenn Sportler an den Demonstrationen gegen Diktator Lukaschenko teilnehmen. Oder in den USA, wenn Sportler für Black Lives Matter niederknien.

Als Marcel Hirscher den Mund aufmachte

Muhammad Ali, Billie Jean King, Tommie Smith und John Carlos sind große Namen des Sportlerwiderstands. Als sie sich einst zu Wort gemeldet haben, wurden sie diffamiert und verspottet – im schlimmsten Fall als dumme Muskelpakete, denen Bildung und Durchblick fehle.

Auszeichnungen bekommen zumeist „mündige Athleten“, die die „Vorbildfunktion des Sports“ im Sinne der Eliten ausüben, also unpolitisch und keineswegs systemkritisch. Wer ausschert, wird bestraft. Das musste Marcel Hirscher vor mehr als fünf Jahren zu Kenntnis nehmen. Ein kurzes Video auf seiner Facebook-Seite schloss mit dem Appell: „Say it loud, say it clear, refugees are welcome here.“ Der folgende Shitstorm machte ihn mundtot. Es war und blieb auch die einzige politische Meldung von Marcel Hirscher. Das war 2015.

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