Hirschers Kampfansage an Ligety

Vorgelegt: Im Teambewerb gewann Marcel Hirscher seine zweite Goldmedaille in Beaver Creek - Ted Ligety hat bislang nur Bronze in der Kombination.
Nach zwei Goldmedaillen strotzt der Österreicher vor dem Riesentorlauf vor Selbstvertrauen.

Auf diesem Berg steht riesengroß Ted Ligety drauf", hatte Marcel Hirscher vor dem olympischen Riesenslalom der Spiele von Sotschi gesagt. Am Ende wurde der Salzburger in seinem ersten Bewerb in Russland Vierter.

Ein Jahr später und einen Kontinent weiter sieht der 25-Jährige zwar immer noch im Amerikaner den Favoriten für das vorletzte Herren-Rennen am Freitag (18 bzw. 22.15 Uhr MEZ), doch Marcel Hirscher hat Ligety bei dieser WM zwei Goldmedaillen voraus und nennt eine entsprechende Mischung aus Leichtigkeit und Selbstbewusstsein sein eigen. Außerdem, so erklärt der Salzburger nicht ohne Freude, werde der Hang im oberen Teil noch gewässert, und damit kommt der Untergrund dann schon eher seiner eisigen Idealvorstellung nahe als noch im Kombi-Slalom (in dem er übrigens die Bestzeit erreicht hat). Jedoch: Die letzten vier Riesenslaloms von Beaver Creek hat Ligety gewonnen, Hirscher war einmal – am 4. Dezember 2011 – erfolgreich.

Schnelles Rennen

Freilich ist der Riesenslalom von Beaver Creek stets einer der schnelleren, "einer zum Ziehen", wie Marcel Hirscher es nennt – und damit kommen ihm zufolge auch Kollegen aus dem Speedbereich für den Sieg in Frage: "Hier gibt es immer wieder Überraschungen."

Wohl nicht überraschen können wird Alexis Pinturault – der Franzose hat sich zur nicht idealen Form auch noch einen grippalen Infekt eingefangen, nahm am Mittwoch Antibiotika und widmete sich statt der Hangbefahrung seiner Genesung.

Der Medaillenhagel hat das österreichische Team weichgeklopft, hat Hirscher festgestellt: "So locker wie derzeit war die Stimmung schon ewig nimmer. Und für mich ist es cool: Ich hab’ mein Ziel – eine Medaille – erreicht, und es geht hier nicht um Weltcuppunkte, ich kann einfach drauflosfahren." Schon jetzt ist für ihn klar, dass er nach der WM "wieder herzlicher in Österreich willkommen geheißen wird. Der Heimflug nach den olympischen Winterspielen in Vancouver war nicht lustig."

Vier Muskeltiere

Hirscher zur Seite stehen am Freitag Christoph Nösig, Philipp Schörghofer und Benjamin Raich. Die beiden Erstgenannten haben sich in der ÖSV-internen Qualifikation gegen Matthias Mayer durchgesetzt, Raich ist als Nummer sechs der FIS-Rangliste ohnehin fix gesetzt gewesen.

Schon 1999 war der Pitztaler bei einer WM in Vail und Beaver Creek, damals wurde er Fünfter im Slalom – als 20-Jähriger. Inzwischen ist der Riesenslalom seine weitaus bessere Disziplin, "im Slalom bin ich zwar auch konstant, aber konstant zu langsam", sagt die Nummer 22 der Weltrangliste. Der Hunger sei freilich noch der gleiche wie vor 16 Jahren, "ich bin mit Freude bei der Sache und immer noch konkurrenzfähig", sagt der 36-fache Sieger von Weltcuprennen. Davon, dass sich seine Karriere dem Ende entgegenneigt, will der "Veteran" (Raich über Raich) übrigens nichts wissen: "Vielleicht ist dieser Riesenslalom auch nicht mein vorletztes WM-Rennen."

Der Stehaufmann

Konkurrenzfähig ist auch Christoph Nösig wieder, der 2012 schon aus den ÖSV-Kadern gestrichen worden war. Der 29-jährige Ötztaler, seit Dienstag Colorado-Zeit Team-Weltmeister, war seinerzeit nach einer Nervenentzündung im Lendenwirbelbereich sechs Wochen außer Gefecht und hatte danach lange Zeit Probleme mit der Kraft im linken Oberschenkel. Um in den letzten beiden Saisonrennen Erfolg haben zu können, fehlte ihm das Training.

Jedoch: Nösig bekam vor dem nächsten Saisonauftakt die Gelegenheit zur Qualifikation für das Rennen in Sölden, er nutzte sie zu Platz zehn und zu seiner bisher besten Weltcup-Saison, ehe ihn ein Kreuzbandriss außer Gefecht setzte.

Der Vierte im ÖSV-Bunde ist Philipp Schörghofer, der seit Langem seine Form sucht und am Dienstagmittag sogar die Qualifikation für den Teambewerb verpasst hatte; Weltmeister wurde der Ersatzmann freilich trotzdem. Doch der 32-Jährige hat mehr im Sinn, und in der Riesenslalom-Qualifikation glaubt der Salzburger ein "gutes Renntraining" gefunden zu haben.

Der einfache Weltcupsieger (Hinterstoder 2011) glaubt sich wieder seiner alten Form zu nähern, "aber bei mir dauert’s halt immer länger." Im Training "hab’ ich mir den Arsch aufgerissen und auch viel Material getestet", sagt der Filzmooser, "der Riesenslalom ist eine Materialschlacht geworden. Es kann sein, dass du im ersten Lauf den einen Ski fährst und im zweiten einen anderen. Da läufst du Gefahr, dich zu verzetteln."

Mit ein Grund für die Materialschlacht ist die Nummer eins der FIS-Rangliste: Marcel Hirscher, der akribische und detailverliebte Tüftler, der seinen Sport auf ein neues Niveau gehoben hat.

Benjamin Raich wird den Riesentorlauf mit der Startnummer 1 eröffnen. Es folgen der Franzose Alexis Pinturault und danach mit Nummer 3 der Salzburger Goldanwärter Marcel Hirscher. US-Lokalmatador Ted Ligety, der in Beaver Creek bereits fünf Weltcup-Riesentorläufe gewonnen hat, bekam die Nummer 6 zugelost.

Die weiteren beiden Österreicher Philipp Schörghofer und Christoph Nösig gehen mit den Startnummern 19 und 20 ins WM-Rennen in Beaver Creek. Der erste Durchgang beginnt um 18.15 Uhr MEZ, das Finale folgt um 22.15 Uhr MEZ.

Kommentare