Der große Tag der Schweizer

Patrick Küng (li.) und Beat Feuz erfreuten ihre Landsleute mit dem Gewinn von Gold und Bronze.
Patrick Küng ist erster Schweizer Abfahrts-Weltmeister seit Bruno Kernen II anno 1997.

Die zweite Abfahrt bei der WM in Vail und Beaver Creek brachte der Region wieder einen Wandertag von Menschenmassen. Und sie brachte den Gastgebern die ersehnte zweite Medaille nach jener von Lindsey Vonn im Damen-Super-G (Bronze). Vor allem aber wurde der Samstag zum Schweizer Feiertag: Patrick Küng, 31, siegte vor Travis Ganong, 26, und seinem Landsmann Beat Feuz, 27. Die Österreicher schlitterten in ein Debakel.

Lange Zeit war nicht sicher, ob die Piste Birds of Prey in der gesamten Länge befahren werden könnte: Zwar schien die Sonne, doch einmal mehr machte sich starker Wind bemerkbar. ORF-Kamerafahrer und -Experte Hans Knauss schilderte seine Eindrücke so: "Bei der Kamerafahrt war es so, als würde mich einer zurückhalten. So stark war der Wind." Doch nachdem die Entscheidung über eine etwaige Streckenverkürzung von 10 Uhr Ortszeit auf 10.15 Uhr verschoben wurde, war klar: Es geht über die gesamte Strecke.

Mit Patrick Küng, dem sie den Spitznamen "King Küng" verpasst haben, hat einer gewonnen, der in der Schweiz eigentlich fast vergessen worden war. Der Glarner gehört zur Generation um Daniel Albrecht und Marc Berthod, die bei der WM 2007 in Åre Medaillen geholt haben, doch Küng wurde immer wieder von Verletzungen zurückgeworfen, er kam mit gut fünf Jahren Verspätung in den Weltcup. Sein Stern ging am 7. Dezember 2013 auf – damals gewann er nach einem Kreuzbandriss den Super-G von Beaver Creek, fünf Wochen später folgte der Sieg in der Abfahrt in Wengen. Doch seine mediale Würdigung ging in der Schweiz unter im Geschreibe von der Skikrise und in den Sorgen um das linke Knie von Kollege Feuz. Die Schweizer Skilegende Bernhard Russi hielt dem Stilisten Küng gar vor, "fast zu brav" zu fahren.

Fast zu schnell

Nun ist Patrick Küng Weltmeister in der Abfahrt, als erster Schweizer seit dem Sieg von Bruno Kernen II anno 1997. "Das ist die Königsdisziplin in der Schweiz. In den letzten Jahren war es sehr schwierig für uns, dafür ist es jetzt umso schöner", sagte Küng. "Schon im Super-G wäre ich hier vorn gewesen, doch es ist nicht aufgegangen (Platz 16, Anm.). Aber heute war mein Ski brutal schnell, fast zu schnell für mich." Sein Erfolg war umso bemerkenswerter, da Küng bei der WM-Generalprobe nach einem Beinahe-Abflug auf der Birds of Prey verunsichert war.

Dazu passt auch die Geschichte um Beat Feuz, der am Mittwoch 28 Jahre jung wird und sich schon einmal vorab mit Bronze beschenkte. Der Emmentaler Freund der Tirolerin Kathrin Triendl, die nach ihrer Skikarriere (Slalom!) nun Physiotherapeutin ist und mit ihrem Schatz in Innsbruck lebt, stand 2012 vor dem Ende seiner Laufbahn, eine kaum in den Griff zu bekommende Entzündung im linken Knie hatte dafür gesorgt, dass gar von Amputation die Rede war. "Das Karriereende war näher, als dass ich jetzt auf dem Podest stehe", gestand der Schangnauer. "Leider hatte ich im Steilhang einen Fehler, da dachte ich schon, dass es vorbei wäre. Aber ich bin auf vollen Angriff gefahren – jetzt bin ich überglücklich."

Und Travis Ganong? Nun, der Kalifornier hatte schon im Dezember mit dem Sieg in der Abfahrt von Santa Caterina gezeigt, was er kann. Und vielleicht kann er bei dieser WM auch noch mit seiner kanadischen Skirennfahrer-Freundin Marie-Michèle Gagnon jubeln. Nicht bestätigt ist übrigens, dass beide nach einer etwaigen Hochzeit einen Doppelnamen annehmen wollen. So oder so: "Das war ein Alles-oder-nichts-Lauf. Hier eine Medaille zu machen, ist großartig. Denn unser Sport wird in den USA immer wichtiger."

(aus Beaver Creek)

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