Ein Quartett mit großen Hoffnungen
Es war nun nicht die ganz große Überraschung, dass den österreichischen Slalom-Damen nach dem Rücktritt von Marlies Schild die Teamleaderin fehlt. Überraschend aber ist, dass es keiner ihrer früheren Kolleginnen gelungen ist, dauerhaft in die Bresche zu springen – es fehlt an Konstanz. Nicole Hosp siegte im Slalom von Aspen, Kathrin Zettel stand drei Mal auf dem Podest, doch im Disziplinweltcup führt die Schwedin Frida Hansdotter vor der Amerikanerin Mikaela Shiffrin und der Slowenin Tina Maze.
Zettel ist Vierte, Hosp Siebente, dazu kommt Michaela Kirchgasser, die bei der WM in Beaver Creek mehrfach aufgezeigt hat. Und, natürlich, Carmen Thalmann, die sich in der ÖSV-internen Qualifikation gegen Bernadette Schild durchsetzen konnte.
Wechselhaft
Die Kärntnerin, in ihrer Jugend landestypisch in Sachen Eishockey und später als Fußballerin im Mittelfeld des SV Spittal/Drau unterwegs (was in einem Kreuzbandriss und dem Ende der Kickerei mündete), ist die Außenseiterin und war am Donnerstag vor allem als Seelentrösterin ihrer Zimmerkollegin Eva-Maria Brem gefordert. "Vor allem waren wir froh, dass ihr bei ihrem Ausfall im Riesenslalom nichts passiert ist", sagt die 25-Jährige. Auf ihren Fanclub muss sie aufgrund der späten Nominierung in den USA verzichten, "aber das ist vielleicht auch besser so, sonst hätten die sich nicht nur die Leiberln, sondern womöglich auch die Hosen ausgezogen."
Zuletzt war die Dauerkandidatin für die seltsamsten Abflüge aus Slalomkursen konstanter unterwegs, für Medaillen dürfte sie freilich nicht infrage kommen.
Ganz anders Kathrin Zettel, in diesem Winter die Beständigste der ÖSV-Torläuferinnen. Wäre da nur nicht diese Verkühlung, die die Niederösterreicherin seit eineinhalb Wochen nicht loswird. "Es ist nicht schön, wenn du am Morgen schon stark hustest, ich hab’ mich dann reingesteigert und hab’ aus diesem negativen Gefühl nicht mehr rausgefunden." Die Nasennebenhöhlen sind entzündet, die trockene Luft im Zimmer wird mit nassen Handtüchern bekämpft, "der Luftbefeuchter ist in der Nacht zu laut", sagt Zettel, die immerhin derzeit keine Schmerzmittel für ihre Hüfte braucht: "Wegen der Verkühlung werd’ ich mit Entzündungshemmern vollgestopft."
Nicole Hosp strebt die 13. Medaille ihrer Karriere bei Großereignissen an, damit würde sie Annemarie Moser-Pröll hinter sich lassen und selbst Österreichs erfolgreichste Ski-Dame werden. "Natürlich ist das ein Mega-Ansporn", sagt die Tirolerin, "und ich hab’ – glaub’ ich – gute Chancen. Aber es wird auf diesem Hang und bei diesem Schnee sicher sehr knapp."
Tina Maze geht allmählich die Luft aus: Die Slowenin, die bei dieser WM bislang vier Einzelbewerbe bestritten hat, ging in ihrer Lieblingsdisziplin Riesenslalom leer aus. Wobei die Prioritäten der 31-Jährigen in Beaver Creek ganz anders als von vielen erwartet gelegt sind: An erster Stelle steht der Slalom, an zweiter die Abfahrt (Gold), an dritter der Riesenslalom (Fünfte), an vierter der Super-G (Silber), an letzter die Superkombination (Gold). Allerdings hat die Gesamtweltcupführende auf dem Weg zu jenen Zielen, die sie vor der WM formuliert hatte, noch einige Hürden zu absolvieren – an erster Stelle ihre körperliche Erschöpfung und an zweiter Stelle Mikaela Shiffrin.
Die 19-Jährige, die seit dem Herbst eine eigene Straße in ihrem Heimatort Avon wenige Meilen von Beaver Creek hat (Mikaela Drive, gleich bei der Gemeindebücherei), ist die Titelverteidigerin und auch die Olympiasiegerin – und sie ist nach einem Durchhänger im Dezember letzten Jahres wieder jene Frau, die es im Stangenwald zu schlagen gilt. "Ich habe aber immer noch ein bisschen Angst, Fehler zu machen – und ich muss dieses Gefühl bis Samstag loswerden", sagt Shiffrin. "Denn wenn du nichts riskierst, kannst du auch nichts Großes gewinnen."
Daneben gibt es starke Österreicherinnen und auch Schwedinnen, die die Medaillenrechnung ins Reich der Fantasie verweisen können. Und zuletzt hat auch die Tschechin Sarka Strachova, die Weltmeisterin von 2007, gezeigt, dass von ihr wieder einiges zu erwarten ist.
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