Anna Fenninger rast im Super-G zum WM-Gold
Da lag sie im Schnee und schüttelte den schwarzen Ski-Helm. Anna Fenninger konnte es zunächst kaum glauben. Sie hatte es schon wieder getan. Wieder war sie der versammelten Ski-Welt in einem Super-G auf und davon gerast. Wieder durfte sie sich feiern lassen. Und wieder wollte das breite Grinsen so gar nicht aus ihrem Gesicht verschwinden.
"Ich habe geträumt, dass bei mir der Einser aufleuchtet, ein Traum ist wahr geworden", sagte die neue Weltmeisterin im Super-G. Die 25-jährige Salzburgerin setzte sich im ersten Rennen der WM 2015 vor Tina Maze durch. Die Lokalmatadorin Lindsey Vonn musste sich mit Bronze zufrieden geben. Die 30-jährige Ski-Queen hatte bereits beim Abschwingen im Zielraum nicht ganz überzeugt von ihrer Leistung gewirkt. Ein Blick auf die Ergebnisliste und ein überraschter Jubelschrei – für die Zwischenführung sollte es reichen. "Das war kein superfaires Rennen", gab die erfolgreichste Skirennläuferin der Alpin-Geschichte zu Protokoll. "Ich hatte oben mit dem Wind zu kämpfen, aber auch im Mittelteil damit Probleme", sagte Vonn. Auch die zweitbeste Österreicherin am ersten WM-Tag stimmte zu: "Gerade die ersten Tore waren sehr windig", sagte Cornelia Hütter, die bei ihrer WM-Premiere Vierte wurde.
Die 22-jährige Steirerin hatte sich sogar über die vorläufige Bestzeit freuen dürfen. Nur 26 Hundertstelsekunden hatten ihre auf Weltmeisterin Fenninger gefehlt. Erst im untersten Streckenabschnitt war ihr Hausherrin Lindsey Vonn davongefahren und hatte sie vom Podest verdrängt. Hütter freute sich trotzdem: "Ich dachte, dass ich mich ziemlich angestellt habe, ich dachte nicht, dass es so gut war." Ein neues Paar Skier habe ihr zur schnellen Fahrt verholfen, erklärte Cornelia Hütter.
WM-Super-G der Damen in Bildern:
Kurzprogramm
Die Vorzeichen für den WM-Auftakt waren nicht die besten gewesen. Schneefall in der Nacht und eine Verschiebung – der erste Renntag begann wie der Trainingstag zuvor. Doch pünktlich zur Startzeit lichteten sich die Wolken und es konnte mit 30 Minuten Verspätung losgehen. Wenn auch nur vom herunter verlegten Schlechtwetter-Start.
Kein Auftakt nach Wunsch gelang den beiden Routiniers im rot-weiß-roten Team. Nicole Hosp rutschte im oberen Teil am Innenski weg und verpasst das nächste Tor. "Ich bin von oben her ein bisschen zu gerade gefahren, weil ich attackieren wollte, aber das war dann zu viel des Guten."
Auch Elisabeth Görgl schied nach einem Fahrfehler aus und musste neben dem Super-G-Kurs auf der Damenstrecke "Raptor" gen Ziel rutschen und ärgerte sich. Ihre Analyse klang ähnlich, wie die der Kollegin. Ihrem Trainer Roland Assinger, der den Kurs gesetzt hatte, wollte sie keinen Vorwurf machen. "Es war mein Fehler. Roland steckt oft Läufe, bei denen man das eine oder andere Tor blind fahren muss", sagte Görgl. In die nächsten Aufgaben geht die Steirerin erhobenen Hauptes: "Ich weiß, dass ich oben gut war und ich habe schon so viel erlebt in meiner Karriere, ich kann gut mit dieser Situation umgehen."
Am Freitag haben Österreichs Speed-Damen in der Abfahrt die nächste Chance auf eine Medaille. Und auf den zweiten WM-Titel.
(aus Beaver Creek)
Endstand | ||||
1. | Anna Fenninger | AUT | 1:10.29 | |
2. | Tina Maze | SLO | 1:10.32 | +0.03 |
3. | Lindsey Vonn | USA | 1:10.44 | +0.15 |
4. | Cornelia Hütter | AUT | 1:10.55 | +0.26 |
5. | Viktoria Rebensburg | GER | 1:11.07 | +0.78 |
6. | Tina Weirather | LIE | 1:11.32 | +1.03 |
7. | Lara Gut | SUI | 1:11.57 | +1.28 |
8. | Kajsa Kling | SWE | 1:11.76 | +1.47 |
9. | Julia Mancuso | USA | 1:11.94 | +1.65 |
10. | Elena Curtoni | ITA | 1:11.97 | +1.68 |
11. | Veronique Hronek | GER | 1:12.11 | +1.82 |
12. | Nadia Fanchini | ITA | 1:12.17 | +1.88 |
13. | Stacey Cook | USA | 1:12.22 | +1.93 |
14. | Marie Jay Marchand-Arvier | FRA | 1:12.27 | +1.98 |
15. | Laurenne Ross | USA | 1:12.30 | +2.01 |
16. | Priska Nufer | SUI | 1:12.39 | +2.10 |
17. | Ilka Stuhec | SLO | 1:12.49 | +2.20 |
18. | Francesca Marsaglia | ITA | 1:12.62 | +2.33 |
19. | Valerie Grenier | CAN | 1:12.66 | +2.37 |
20. | Ragnhild Mowinckel | NOR | 1:12.69 | +2.40 |
Anna Fenninger (AUT/Weltmeisterin): "Ich checke es selber noch nicht so ganz. Ich war in der Früh in guter Stimmung und habe davon geträumt, dass es im Ziel bei mir grün aufleuchtet, wenn ich abschwinge. Mein Traum ist wahr geworden, ich freue mich riesig. Es ist nur cool. Dass es so losgeht, hätte ich mir nicht gedacht. Jetzt habe ich gleich am Anfang die Erlösung. Es war ein sehr schwieriger Lauf, auch durch den Wind. Durch den Lauf von Viki (Viktoria Rebensburg/Anm.) habe ich die Bestätigung gekriegt, dass es so geht, wie ich mir das vorstelle."
Tina Maze (SLO/Silber): "Manchmal gewinnst du, manchmal verlierst du. Ich bin aber sehr zufrieden mit meinem Lauf. Die ersten drei Tore hatte ich sehr viel Wind. Das ist das schönste Ergebnis, das man haben kann, wenn Anna Erste, ich Zweite und Lindsey Dritte ist, denn wir sind die Besten."
Lindsey Vonn (USA/Bronze): "Ich habe oben gespürt, dass ich starken Gegenwind habe. Ich habe probiert zu kämpfen, das war sehr schwierig. Ich habe versucht, meine Linie zu fahren, aber keine Chance gehabt mit diesem Wind. Trotzdem bin ich zufrieden, eine WM-Medaille zu Hause geholt zu haben. Der Druck war schon da. Ich habe probiert, mein Bestes zu geben. Schade, dass es kein super faires Rennen war. Ich freue mich auf die Abfahrt am Freitag und hoffe auf schönes Wetter, dann werde ich Vollgas geben."
Cornelia Hütter (AUT/Vierte): "Zwischendurch habe ich gedacht, dass ich nicht so schnell bin. Aber ich glaube, es war nicht so schlecht. Bei den ersten Toren war der Wind schon stark. Ich bin hier in Vail einen komplett neuen Ski gefahren, der hat mir im Training schon getaugt."
Elisabeth Görgl (AUT/out): "Ich habe gespürt, dass ich voll andrücke und gut am Weg bin. So eine Kurssetzung ist lässig. Ich bin leider unten ein bisserl zu direkt reingefahren, hab' voll riskiert, bin zu wenig taktisch gefahren, das war leider ein Fehler. Es muss einfach alles genau zusammenpassen, die Mischung aus Attacke und doch dosiert fein fahren. Ich werde schauen, dass ich es in der Abfahrt besser mache. Da war viel Speed dahinter. Von der Körpersprache her war das die richtige Richtung, so will ich weitermachen."
Peter Schröcksnadel (ÖSV-Präsident): "Sehr wichtig, wenn ich an Schladming denke, da haben wir eine Woche lang sehr wenig gewonnen. Hier sind wir nicht zu Hause, der Druck ist nicht sehr groß und wir freuen uns natürlich sehr mit der Anna, aber auch mit der Cornelia Hütter. Alle vier waren sehr schnell, zwei sind durchgekommen. Ich habe mich sehr gefreut und habe ihr (Fenninger, Anm.) von uns allen gratuliert. Ich habe gezittert, nachdem die Frau Vonn so schnell war unten und sehr schnelles Material hatte. Die Anna ist erheblich leichter, da war es kritisch. Tina Maze ist sehr gut gefahren. Es war ein sehr spannendes Rennen. Das Ziel bleibt: sechs bis acht Medaillen. Es kann auch mehr werden, da habe ich nichts dagegen, aber ich werde die Leute nicht unter Druck setzen."
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