"Sauerei" im Pferdesport

"Sauerei" im Pferdesport
Positiv getestet und trotzdem dabei: Der Start von Wunderhengst "Kaka" beim Traber-Derby wirft Fragen auf.

Es gibt zwei Tage, auf die sich der österreichische Traber-Freund das ganze Jahr lang freut:
a) Das Graf-Kálmán-Hunyady-Gedenkrennen, das am Sonntag zum 112. Mal gefahren wird.
b) Das Österreichische Derby, das jährlich rund 3000 Zuschauer in die Krieau lockt.

Während Ersteres internationale Top-Starter und heimische Adabeis in Vorfreude versetzt, hatte das mit 72.675 Euro dotierte Derby bereits im Vorfeld hohe Wellen geschlagen. Insider sprachen sogar von einem handfesten Dopingskandal. Eine "richtige Sauerei" im Pferdesport soll das gewesen sein.

Alles begann Ende Mai mit dem Hambletonian, einem Jahrgangsrennen für vierjährige Pferde. Am Start ein gewisser Kaka, dem ähnliche Leichtfüßigkeit nachgesagt wird wie seinem zweibeinigen, kickenden Namensvetter. Der Wunderhengst, dessen Wert auf 150.000 Euro geschätzt wird, gewann das Rennen. Der Haken an der Sache: Im Nachhinein wurde das Tier positiv auf das verbotene Medikament Cimetidine getestet.

Aufreger

Mindestens vier Wochen Sperre werden in so einem Fall verhängt. Was rein rechnerisch bedeutet hätte, dass der Favorit für das Derby, das rund einen Monat später - nämlich am 26. Juni - stattgefunden hat, nicht startberechtigt gewesen wäre.

War er aber doch. Kaka ging nicht nur an den Start, sondern holte sich auch noch den Sieg, weil die Laborergebnisse aus England noch nicht vorlagen und das Pferd am Renntag negativ getestet worden war.

"Das ist eine Schlamperei des Wiener Trabrennvereins. Normalerweise dauert es nur zwei Wochen, bis die Ergebnisse da sind", ärgert sich Anton Santner, der mit seinem Pferd Sakima den zweiten Derby-Platz belegte.

"Ich setze die Leistung von Kaka nicht herab - das ist ein tolles Pferd. Aber es geht um Gerechtigkeit, und er hatte zu dem Zeitpunkt einfach keine Startberechtigung", sagt der erzürnte Besitzer, der eine Klage gegen den Wiener Trabrennverein in die Wege geleitet hat, um Einsicht in dessen Unterlagen zu bekommen. Thomas Kancnyr, Generalsekretär des beschuldigten Vereins: "Die schiefe Optik tut uns leid, aber die Probe war zum Zeitpunkt des Derbys vom Labor einfach noch nicht freigegeben. Wir haben daraus gelernt und arbeiten an einem beschleunigten Prozess."

Lukratives Geschäft

In der internationalen Traberzene geht es nicht nur um Ruhm und Ehre, sondern auch um erhebliche Geldsummen. Besonders in Top-Nationen wie Schweden, Frankreich oder Italien, wo es eigene Wettsysteme für Pferderennen gibt. In Österreich hat der Sport zwar Tradition, trabt aber längst der im Ausland herrschenden Popularität und Lukrativität hinterher. Für viele ist es vor allem ein liebgewonnenes, exklusives Hobby.

"Es geht mir keinesfalls um das Preisgeld. Derbysieger wird man nur ein Mal im Leben", sagt Anton Santner, der nicht glaubt, dass der Trabrennverein vorsätzlich gehandelt hat. "Ich bin enttäuscht und habe meine Konsequenzen daraus gezogen. In Wien werde ich nie mehr an den Start gehen."

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