Rugby-WM, Tag 24: 14 Iren walzen Samoa nieder

Eine Klasse für sich: Irlands Johnny Sexton
Auch 50 Minuten in Unterzahl brachten den Geheimfavoriten nicht außer Tritt, die starken Forwards entschieden das Spiel.

Da mochten die Italiener noch so sehr mit den Zähnen knirschen, die Absage ihres vierten WM-Vorrundenspiels gegen Neuseeland war die richtige Entscheidung. Zwar wurden sie um die - theoretische! - Chance auf den Aufstieg ins Viertelfinale gebracht, doch wie hoch sie gegen den zweifachen Rugby-WM-Titelverteidiger verlieren, war den Organisatoren weniger wichtig als die Frage der Sicherheit. Zu Recht: Taifun Hagibis traf am Samstag aufs japanische Festland, sorgte für Verwüstungen und Überflutungen (eine Wetterstation registrierte allein zwischen 2 und 8 Uhr MESZ fast 200 Liter Regen pro Quadratmeter).

Besser war die Situation in Fukuoka, wo sich Irland und Samoa zur einzigen Samstag-Partie trafen (windig, aber trocken), und das auf einem nagelneuen Rasen. Denn das vorangegangene Match zwischen Frankreich und den USA hatte der Spielfläche so sehr zugesetzt, dass sie getauscht werden musste, was für zusätzliche Spannungsmomente sorgen sollte.

Schon in der 3. Minute bekamen die Iren ihren ersten Penalty zugesprochen und kickten zum Line-out direkt an Samoas Mallinie, das Paket marschierte in die Endzone und Rory Best legte den Versuch zum 5:0. Johnny Sexton erhöhte von der rechten Seitenlinie auf 7:0 (6.). Gleich im Gegenzug setzte es eine Gelbe Karte für Samoa, Seilala Lam musste für zehn Minuten raus. Was war geschehen? Irlands Jacob Stocksdale war als Ballträger im Vorwärtsgang und lief - den Kopf senkend - in Lams Schulter. Eine strittige Situation, entschieden wurde, wie entschieden wurde, weil der Verteidiger aus Sicherheitsgründen tiefer hätte tackeln müssen.

10. Minute, 12:0 für Irland: Tighthead Prop Tadhg Furlong tankte sich durch Samoas Defensive und legte den Ball sicher ab, Jonny Sexton traf dieses Mal von der linken Seitenlinie, 14:0. Die Mannschaft aus der Südee fand offensiv nicht statt, Samoas Spiel war holprig wie der neue Rasen, der schon nach 20 Minuten ziemlich gelitten hatte. In der 21. Minute folgte das Erwartbare, Jordan Larmour zeigte flinke Steps und passte zu Johnny Sexton, der Welt-Rugbyspieler des Jahres 2018 vollendete zum 19:0 und kickte anschließend zum 21:0.

25. Minute, Penalty gegen die Iren, dann ein Line-out für Samoa vor der irischen Mallinie - und ein Gewaltakt zum ersten Try der Mannschaft aus der Südsee durch Kapitän Jack Lam. Henry Taefu verkickte jedoch die Chance aufs 21:7. Immerhin, die Blauen trauten sich nun mehr gegen die Favoriten in Grün. Zwar verloren sie in der 29. Minute Ulupano Seuteni mit Verdacht auf Gehirnerschütterung, dafür musste nun Irland in Unterzahl spielen - und zwar den Rest der Partie. Denn Bundee Aki hatte ein böses High Tackle mit der Schulter gegen den Kopf gesetzt, dafür gibt es nur den Platzverweis im Law of Rugby.

Die Iren brauchten einige Minuten, bis sie sich erfangen hatten, spielten dann aber wieder extrem druckvoll in Samoas Red Zone - und wurden durch Johnny Sextons zweiten Versuch im Spiel zum 26:5 belohnt (40.), damit war der Bonuspunkt schon einmal gesichert, Sextons Kick von der linken Seitenlinie ging aber an den Stangen vorbei.

Die 14 Iren setzten ihren Offensivdrang auch nach dem Seitenwechsel fort, und das vor allem über die Forwards und mit Pick and Go. In der 45. Minute vermochte Furlong den Ball nicht in der Endzone abzulegen, ein samoanischer Fuß war im Weg. Besser wurde es drei Minuten später, abermals ein irisches Ruck kurz vor der Endzone Samoas, Conor Murray passte auf die rechte Außenbahn und Jordan Larmour vollendete mühelos zum 31:5, Sexton stellte auf 33:5.

Samoa geriet mehr und mehr in Bedrängnis und kam kaum mehr aus der eigenen Red Zone heraus, ihr Offensivspiel näherte sich der Qualität des nunmehrigen "Rasens" an. Und weil sie sich Regelverstoß um Regelverstoß leisteten, warnte Schiedsrichter Nic Berry in Minute 56: "Bei der nächsten Strafe, was auch immer es sein mag, gibt es eine Gelbe Karte." Die folgte in der 59. Minute, TJ Ioane musste für zehn Minuten raus.

Die 62. Minute brachte Samoa die nächste Strafe wegen eines Late Tackles, immerhin kamen sie um eine Gelbe Karte herum. Nicht jedoch um den nächsten Try durch CJ Stander (65.), der für Johnny Sexton eingetauschte Joey Carbery traf die Conversion, 40:5. Und in Minute 70 hatte er die Idee zum Kick nach vorn in Samoas Endzone, Andrew Conway erlief den Ball, 45:5, Carbery stellte auf 47:5. Fünf Minuten vor dem Ende wäre Samoa noch zu seinem zweiten Try gekommen, und wären nicht gleich zwei Regelverstöße vorangegangen, hätte er sogar gezählt. So gab es Penalty für die Iren, das war's dann auch.

Am Sonntag können die Schotten im Spiel gegen Japan das Zünglein an der Waage in Gruppe A geben - bereits ein Sieg ohne Bonuspunkt würde den Aufstieg ins Viertelfinale bedeuten, denn Schottland hat mit +71 das bessere Punkteverhältnis als die WM-Gastgeber (+46). Den Iren (+99) kann's einerlei sein, sie haben sich bereits für die K.-o.-Phase qualifiziert und sind vorerst Erste. Würden sie Gruppensieger, träfen sie auf Südafrika, und das wäre wohl noch die angenehmere Aufgabe. Denn dem Zweiten droht Neuseeland...

Ob das Spiel zwischen Namibia und Kanada stattfinden kann, war am Samstagabend offen - Behörden und Veranstalter wollten abwarten, ob es angesichts des Taifuns möglich sein würde. Bis am Sonntagmorgen wurden nochmals 60 bis 180 Liter Regen erwartet.

Gruppe A: Irland - Samoa 47:5 (26:5). Tabelle: 1. Irland 16/4 (im Viertelfinale), 2. Japan 14/3, 3. Schottland 10/3, 4. Samoa 5/4, 5. Russland 0/4. Sonntag, 12.45: Japan - Schottland.

Gruppe B: 1. Neuseeland 16/4, 2. Südafrika 15/4 (im Viertelfinale), 3. Italien 12/4, 4. Namibia 0/3, 5. Kanada 0/3. Abgesagt: Neuseeland - Italien (als Remis gewertet, jedes Team erhält zwei Punkte). Sonntag, 5.15: Namibia - Kanada.

Gruppe C: 1. England 17/4, 2. Frankreich 15/4 (im Viertelfinale), 3. Argentinien 11/4, 4. Tonga 1/3, 5. USA 0/3. Abgesagt: England - Frankreich (als Remis gewertet, jedes Team erhält zwei Punkte). Sonntag, 7.45: USA - Tonga.

Gruppe D: Australien - Georgien 27:8 (10:3). Tabelle: 1. Australien 16/4, 2. Wales 14/3 (im Viertelfinale), 3. Fidschi 7/4, 4. Georgien 5/4, 5. Uruguay 4/3. Sonntag, 10.15: Wales - Uruguay.

Viertelfinale, Samstag, 19.10., 9.15 MESZ: England - Zweiter Gruppe D. 12.15: Neuseeland - Zweiter Zweiter Gruppe A.
Sonntag, 9.15: Sieger Gruppe D - Frankreich. 12.15: Sieger Gruppe A - Südafrika.

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