Rugby-WM, Tag 21: Ein hart erkämpfter Sieg für Wales
Den Hit des 21. Tages der Rugby-WM in Japan lieferten Wales und Fidschi. Die Mannschaft aus der Südsee wie auch die Waliser brauchten unbedingt einen Sieg, für Fidschi war es überhaupt das Spiel der letzten Chance. Und so legten sie auch gleich mit Vollgas los: 4. Minute, Try von Josua Tuisova, 5:0, die Conversion landete neben den Stangen. Und den Tüchtigen war auch das Glück hold, ein vermeintlicher walisischer Try in der 7. Minute wurde wegen eines vorangegangenen Ballverlusts nach vorn nicht anerkannt.
Turbulent ging es weiter: 8. Minute, Try für Fidschi annulliert wegen eines Passes nach vorn - und nach Videostudium gab es obendrein eine Gelbe Karte, also zehn Minuten Unterzahl gegen Wales, denn Ken Owens hatte sich bei diesem Spielzug ein gefährliches Tackle geleistet. 9. Minute, ein wunderbares Zuspiel an die rechte Seite krönte Kini Murimurivalu mit dem Versuch zum 10:0. Kleiner Makel: Ben Volavola kickte abermals am Ziel vorbei.
In der 17. Minute war auch Fidschi nur noch mit 14 Mann auf dem Feld, nachdem Tevita Cavubati vom Schiedsrichter-Team per Video eines gefährlichen Tackles mit der Schulter voran überführt worden war und Gelb sah. Nun schrieb Wales - mit wieder 15 Mann - durch Josh Adams zum 5:10 an, Fly Half Dan Biggar setzte die Erhöhung aus 41 Metern und spitzem Winkel zwischen die Stangen. 7:10, 20. Minute.
Wales kämpfte sich ins Spiel, blieb aber vorerst unbelohnt. Einen Kick in die Endzone von Dan Biggar konnten seine Kollegen nicht zum Try verwerten (25.), und auch in der 27. Minute gab es nach Videoentscheidung keinen Try für Wales: Josh Adams hatte zuvor unter dem Tackle von Manasa Saulo die Seitenlinie berührt. Fidschi durfte kurz mit 15 Mann weitermachen, in der 28. Minute leistete sich Semi Kunatani aber die nächste Undiszipliniertheit und sah Gelb.
In der 31. Minute belohnten sich die Waliser dann mit dem 12:10 durch Josh Adams, und Dan Biggar kickte zum 14:10 zwischen die Stangen. Fidschi versuchte es nach einer langen Phase Pick and Go mit einem Pass auf die rechte Seite, Volavola warf allerdings den Ball nach vorn, Scrum statt Try. Nach 58 Brutto-Minuten war die intensive erste Hälfte zu Ende.
Die zweite Hälfte begann mit personellem Gleichstand und zwei nervösen Mannschaften, die sich in ihrem Offensivdrang immer wieder selbst bremsten. Zunächst dominierte Fidschi und zwang Wales zu Fehlern, konnte aber nichts Zählbares verbuchen, einem vermeintlichen Try durch Semi Radradra wurde die Anerkennung wegen eines Passes nach vorn verwehrt (49.).
Der nächste Anlauf endete im Ballverlust an den Gegner, Wales leistete postwendend ein Knock-on (Ballverlust nach vorn), womit Fidschi wieder den Rotationsellipsoid hatte. Und Wales verlor obendrein James Davies mit Gelb (Abseits). So kam es, wie es kommen musste: 54. Minute, Wales bringt das Paket der Fidschianer zum Einsturz, Straf-Try für die Insulaner und das 17:14.
Zwei Minuten später musste das Spiel abermals unterbrochen werden: Dan Biggar und Liam Williams stiegen in die Höhe, um einen Ball zu fangen, der unglückliche Spielmacher der Waliser bekam den Ellbogen seines Full Backs ins Gesicht und blieb benommen liegen. Biggar musste daraufhin zu Untersuchung wegen einer Kopfverletzung vom Feld und wurde durch Rhys Patchell ersetzt. Und zwar vorzüglich: Bereits seinen ersten Penalty-Kick aus 42 Metern setzte der Fly Half zwischen die Stangen, 17:17 (58.).
In der 61. Minute schrieb Josh Adams zum dritten Mal in dieser Partie zum 22:17 der Waliser an, Patchell vergab jedoch die Conversion, womit es weiter hochspannend blieb. Bis zur 69. Minute: Da legte Liam Williams nach feiner Vorarbeit von Gareth Davies und einem Schläfchen von Fidschis Defensive das 27:17 der Waliser, die Vorentscheidung, und erhöhte selbst auf 29:17.
Wales setzt sich damit an die Spitze in Gruppe D (14 Punkte) vor Australien (11), beide stehen auch bereits im Viertelfinale. Für Fidschi (7) ist das Turnier zu Ende. Im Fernduell um den Gruppensieg trifft Australien am Freitag (12.15 MESZ) auf Georgien, Wales spielt am Sonntag (10.15) gegen Uruguay.
Schottland zeigte in seinem dritten Spiel in Gruppe A eine tadellose Leistung, Adam Hastings legte in der 14. und 18. Minute gleich einmal die ersten beiden Tries gegen Russland, George Horne folgte in der 21. Minute. Und weil Hastings auch als Mann für die Kicks zwischen die Stangen bestens aufgelegt war, stand es nach 23 Minuten schon 21:0, was auch den Halbzeitstand bedeutete.
In Hälfte zwei machten die Schotten dort weiter, wo sie vor der Pause aufgehört hatten, Horne sorgte nach Darcy Grahams selbstlosem Zuspiel aus vielversprechender Position für den Try zum offensiven Bonuspunkt (45.), Hastings traf auch diese Conversion, 28:0, die - kleine - schottische Viertelfinalchance blieb erhalten.
Wie schon bei den Niederlagen zuvor zeigten die Russen auch nun wieder konditionelle Schwächen, George Turner stellte auf 33:0 (51.), Hastings erhöhte. Tommy Seymour legte das 40:0, Hastings erhöhte, 42:0 nach 57 Minuten. Das 47:0 besorgte George Horne mit seinem bereits dritten Try (59.), nun verfehlte Adam Hastings mit einem Kick erstmals das Ziel. Turners vermeintlichem Try zum 52:0 blieb die Anerkennung nach einem Pass nach vorn verwehrt.
Nach einer kleinen Verschnaufpause schraubten die Schotten das Ergebnis weiter in die Höhe, John Barclay (75.) und Stuart McInally (78.) liefen in die russische Malzone, Adam Hastings erkickte seine Punkte 23, 24, 25 und 26. Und in der Nachspielzeit trug der schottische Topscorer zwar nochmals den Ball ins Malfeld, allerdings nach einem Pass nach vorn, womit es beim 61:0 blieb.
19:160 lautet das Punkteverhältnis der Russen am Ende ihres vierten und letzten Spiels in Japan. Und wie sagte doch Russlands Kapitän Wassili Artemjew? "Wir wollen in Zukunft nicht nur bei einer WM dabei sein, wir wollen auch einmal etwas erreichen. Aber bis es so weit ist, haben wir noch unglaublich viel Arbeit vor uns."
Wer in Gruppe A ins Viertelfinale aufsteigt, entscheidet sich am Wochenende: Kann - Taifungefahr! - das Spiel zwischen Irland und Samoa am Samstag ausgetragen werden, müssen die Schotten am Sonntag Tabellenführer Japan besiegen, am Besten mit Bonuspunkt. Können Iren und Samoaner aber nicht spielen, bekämen beide je zwei Punkte, was die schottischen Chancen doch erhöhen würde.
Weitaus gefährdeter sind aber die Partien zwischen Neuseeland und Italien (Fukuoka erwartet laut Prognosen vom Mittwoch Wind zur Matchzeit von bis zu 85 km/h und Starkregen) und speziell der Hit zwischen England und Frankreich (100 km/h und noch stärkere Niederschläge). Wobei eine Absage den sehr wankelmütigen Franzosen ein durchaus denkbares Debakel ersparen würde, wenn sie nicht doch noch den Stein der Rugby-Weisen finden.
Im ersten Spiel des Tages durften sich die zuweilen übertrieben kampfstarken und deswegen kartenanfälligen Argentinier von der WM in Japan verabschieden. In der erwartungsgemäß einseitigen Partie führten die Pumas nach den Tries von Nicolas Sánchez (19.) und Joaquin Tuculet (25., 35.) bald einmal 19:0. Blaine Scully durfte sich mit dem Try zum 19:5-Halbzeitstand verewigen, noch nie hatten die USA gegen Argentinien gewonnen, so gab es kurz leise Hoffnung.
Die jedoch nach dem Seitenwechsel gleich einmal begraben werden konnte, denn Juan Cruz Mallia (44., 48.) und Jeronimo De La Fuente (56.) steigerten in Zusammenarbeit mit Standardkicker Sánchez (bei fünf von insgesamt sechs Conversions erfolgreich) den Spielstand auf 40:5. Nicolas Sánchez durfte nun sein Tagwerk beenden, Paul Lasike legte einen Try für die USA, AJ MacGinty erhöhte auf 40:12 (61.), das Match war längst entschieden.
Gonzalo Bertranou legte Argentiniens letzten Try zum 45:12 (71.), Benjamin Urdapilleta erhöhte auf 47:12, das letzte Wort hatte freilich Blaine Scully mit dem Fünfpunkter zum 45:17-Endstand.
Die USA haben am Sonntag noch eine Chance auf Punkte im Match gegen Tonga, Argentinien hingegen brachte sich mangels Disziplin um seine Chancen aufs Viertelfinale und muss nach Hause fahren.
Gruppe A: Schottland - Russland 61:0 (28:0). Tabelle: 1. Japan 14/3, 2. Irland 11/3, 3. Schottland 10/3, 4. Samoa 5/3, 5. Russland 0/4. Samstag, 12.45 MESZ: Irland - Samoa. Sonntag, 12.45: Japan - Schottland.
Gruppe B: 1. Südafrika 15/4 (im Viertelfinale), 2. Neuseeland 14/3, 3. Italien 10/3, 4. Namibia 0/3, 5. Kanada 0/3. Samstag, 6.45: Neuseeland - Italien. Sonntag, 5.15: Namibia - Kanada.
Gruppe C: Argentinien - USA 47:17 (19:5). Tabelle: 1. England 15/3, 2. Frankreich 13/3 (im Viertelfinale), 3. Argentinien 11/4, 4. Tonga 1/3, 5. USA 0/3. Samstag, 10.15: England - Frankreich. Sonntag, 7.45: USA - Tonga.
Gruppe D: Wales - Fidschi 29:17 (14:10). Tabelle: 1. Wales 14/3, 2. Australien 11/3 (im Viertelfinale), 3. Fidschi 7/4, 4. Georgien 5/3, 5. Uruguay 4/3. Freitag, 12.15. Australien - Georgien. Sonntag, 10.15: Wales - Uruguay.
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