Rugby-WM, Tag 16: Südafrika besiegt unglückliche Italiener

Der zweimalige Weltmeister wahrt in der intensiven Partie seine Chance aufs Viertelfinale.

Es war das Spiel der letzten Chance für den Weltmeister von 1995 und 2007: Südafrika traf am Freitag auf Italien, das nach zwei Siegen mit Bonuspunkt in Gruppe B der Rugby-WM in Japan vor Neuseeland an der Spitze lag. Und die Springboks durften unter keinen Umständen verlieren, wollten sie ihr Projekt Viertelfinaleinzug nicht schon nach dem dritten Gruppenspiel aus den Augen verlieren.

Schon nach zwei Minuten mussten die Italiener ihren am rechten Oberschenkel verletzten Tighthead Prop Simone Ferrari austauschen, und in der 6. Minute wurde der erste Angriff der physisch überlegenen Südafrikaner mit dem Try von Cheslin Kolbe belohnt. Handre Pollard kickte die Conversion aus spitzem Winkel zum 7:0 zwischen die Stangen.  Im Gegenzug kickte Tommaso Allan einen Penalty aus 40 Metern ins Ziel, 7:3.

So gut diese Aktion der italienischen Nummer zehn war, so schlecht war die nächste, ein High Tackle sorgte für einen Penalty für Südafrika, den Pollard  zum 10:3 kickte (13.). Und es kam noch dicker, nach einem unglücklichen, von ihm selbst gesetzten Tackle musste auch Simone Ferraris Ersatzmann Marco Riccioni lange behandelt werden – und in der 18. Minute vom Feld, um sich dem Procedere bei Verdacht auf Kopfverletzungen zu unterziehen.

Rugby-WM, Tag 16: Südafrika besiegt unglückliche Italiener

Der Anfang von Italiens Ende: Simone Ferrari muss raaus

Weil es für die wichtige Position des Tighthead Prop keinen weiteren Ersatzmann gab (was nicht ungewöhnlich ist), kam ein „normaler“ Prop ins Spiel, zumindest so lange, bis von einem Teamarzt und einem neutralen Mediziner untersucht war, ob eine Gehirnerschütterung vorlag oder nicht. Folge: Bis klar  war, wie es mit Riccioni weitergehen würde, durfte in den Scrums in der Zwischenzeit nicht wie üblich  geschoben werden, es wäre zu gefährlich gewesen.

Das Pech hätte den Italienern freilich  beinahe den ersten Try beschert, ein Ballverlust nach vorn beendete den Spielzug jedoch kurz vor der südafrikanischen Malzone (20.). Dennoch: Die Springboks blieben flinker in Aktion und Denken, aggressiver dazu und also dominant. Belohnt wurde die Stärke durch Forward Mbongeni Mbonambi, der eine feine Aktion des Pakets zum 15:3 nutzte (27.), Pollard stellte auf 17:3, was auch den Pausenstand in diesem intensiven Abnutzungskampf bedeutete.

In der 31. Minute war zudem klar, dass es nur noch „uncontested scrums“, also Gedränge ohne Schieben, geben würde – Italien hatte beide Tighthead Props verloren, die Gesundheit geht vor, gerade wenn die Urgewalten von jeweils rund 900 Kilo Mensch aufeinander einwirken.

Rugby-WM, Tag 16: Südafrika besiegt unglückliche Italiener

Das macht man nicht: Andrea Lovotti (rechts) foult Duane Vermeulen, das gibt Rot

Auch nach dem Seitenwechsel wurde es nicht besser für die Italiener: Ab der 43. Minute waren sie nur noch 14 Mann, Loosehead Prop Andrea Lovotti hatte Südafrikas Duane Vermeulen getackelt, in die Höhe gehoben und dann mit dem Kopf voran auf den Boden gebracht, das bedeutete die Rote Karte. Einem Try Südafrikas wurde die Anerkennung verwehrt, weil es zuvor eine Behinderung eines italienischen Spielers gegeben hatte (45.), in der 51. Minute gab es immehin einen Penalty, den Handre Pollock ins Ziel kicken konnte.

Doch es blieb beim Kernproblem: Die Springboks brauchen den offensiven Bonuspunkt für vier gelegte Tries, um die Tabellenspitze zu übernehmen. Versuch Nummer drei gelang just, als der Satz vor dem, den Sie gerade lesen, getippt wurde, 53. Minute, abermals war Cheslin Kolbe erfolgreich, Pollard trübte erstmals seine zuvor makellose Kick-Bilanz, 25:3.

Fünf Minuten später fing Lukhanyo Am einen italienischen Pass an der Mittellinie ab und lief zum ersehnten vierten Try, Pollard kickte das 32:3 herbei. Seine Punkte Nummer 112 und 113 bei Weltmeisterschaften brachten ihn damit an die Spitze dieser südafrikanischen Statistik, er überholte Percy Montgomery (111). In der 68. Minute folgten 114 und 115 nach dem Try von Makazole Mapimpi, 39:3. RG Snyman nutzte in der 77. Minute Kolbes starke Vorarbeit zum 44:3, Pollard traf nicht zwischen die Stangen. In der Nachspielzeit marschierten die Springboks noch ein letztes Mal in Italiens Endzone, die Vorarbeit im Paket vollendete Malcolm Marx, es blieb aber beim 49:3, weil Pollard aus spitzen Winkel nicht erhöhen konnte.

Südafrika trifft am Dienstag auf Kanada, Italien hat bis Samstag in einer Woche Zeit, sich zu sammeln - dann wartet Neuseeland.

Gruppe B: 1. Südafrika 10/3, 2. Italien 10/3, 3. Neuseeland 9/2, 4. Namibia 0/2, 5. Kanada 0/2.

Samstag, 7.15 Uhr MESZ: AustralienUruguay. 10.00: EnglandAustralien. 12.30: JapanSamoa. – Sonntag, 6.45: NeuseelandNamibia. 9.45: FrankreichTonga (alles live auf Pro7MAXX). Montag ist spielfrei.

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