Rugby-WM: Frankreich fordert Neuseeland

Rugby-WM: Frankreich fordert Neuseeland
Die Franzosen wollen den favorisierten Gastgebern im Endspiel am Sonntag ein Beinchen stellen.

Zum letzten Mal fliegt am Sonntag ein Rugby-Ball durch den Eden Park von Auckland. Frankreich, im Turnierverlauf ganze 60 Minuten gut (im Viertelfinale gegen England), fordert Gastgeber Neuseeland zum finalen Duell (10.00 MESZ).

Jenes Frankreich, das in der Gruppenphase von den All Blacks eine 17:37-Lehrstunde erhalten hat. WM-Gold, eine klare Sache also?

Keineswegs, sagt Vincent Clerc. Der 30-jährige Wing hat bislang sechs Tries gescort, womit er diese WM-Statistik anführt. "Wir wissen, wie wir die All Blacks aus dem Konzept bringen können." Und überhaupt: Beim 20:18-Sieg der Bleus im WM-Viertelfinale 2007 stand Clerc auf dem Feld, auch beim 27:22-Erfolg in Neuseeland vor zwei Jahren. "Das inspiriert mich, und die Erinnerung an diese Spiele inspiriert auch uns als Mannschaft."

Hohe Erwartungen

Den Druck, gewinnen zu müssen, haben die Neuseeländer: Das ganze Land erwartet den zweiten Titel nach 1987. Doch der seit Wochen verletzt fehlende Topstar Dan Carter warnt: "Wir müssen das Unerwartete erwarten. Gerade wenn keiner ihnen etwas zutraut, können die Franzosen Unglaubliches leisten."

Nach seinem Muskelriss in der Leistengegend hatte der beste Scorer der Geschichte (85 Länderspiele, 1250 Punkte) erst gar nichts mehr von der WM sehen wollen. Dann aber besann sich der 29-Jährige, der sich selbst als "ganz schlechter Zuschauer" bezeichnet - und ging doch ins Stadion. "Ich war extrem nervös, es war hart, den Burschen zuzuschauen und nichts tun zu können. Denn ich bin es ja gewohnt, auf dem Feld zu stehen und zu versuchen, den Unterschied im Spiel auszumachen. Aber es war eine tolle Erfahrung. Und jetzt bin ich Neuseelands Fan Nummer eins."

Große Diskussionen

Als solcher wird Dan Carter auch am Sonntag wieder den Haka seiner Teamkollegen auf dem Feld verfolgen - jenen Tanz vor Matchbeginn, der seinen Ursprung in der Maori-Kultur der neuseeländischen Ureinwohner hat, der den Gegner einschüchtern soll und der längst ein Markenzeichen der All Blacks geworden ist.

Manche, wie Südafrikas Nicht-mehr-Teamchef Peter de Villiers, nervt die Machtdemonstration vor dem Anpfiff. "Zu viel Haka killt den Haka", sagte Peter de Villiers also, nachdem bei der heurigen WM auch Fidschi, Samoa und Tonga Kriegstänze gezeigt hatten.

Der neuseeländische Maori-Historiker Malcolm Mulholland hingegen riet den Südafrikanern, einen Tanz aus dem Repertoire ihrer eigenen indigenen Bevölkerung - etwa einen der Zulu - aufzuführen.

Ob Frankreich bei der WM 2015 in England mit einem Cancan auftritt?

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