Rogan: Ein Mann wie Düdelingen
In Peking hat Markus Rogan das Angebot der österreichischen Teamführung, die Fahne ins Stadion zu tragen, abgelehnt. 2012 lässt er sich diese Ehre nicht entgehen. Die Gründe: "Erstens war Hans-Peter Steinacher Doppel-Olympiasieger und hatte sich das viel mehr verdient", sagt Rogan, "zweitens weiß ich diese Ehre jetzt erst wirklich zu schätzen."
Nachsatz: "Ich fürchte, dass dies der größte Moment meiner Karriere wird."
Warum er dies fürchte? Die Form sei so gut wie noch nie, er habe in den letzten drei Jahren nichts anderes gemacht als hart trainiert, er fühle sich besser als je zuvor, aber ...
... da sind noch Michael Phelps, der beste Olympiaathlet aller Zeiten in seiner Disziplin und Ryan Lochte, einer der besten Schwimmer aller Zeiten. "Ich hoffe halt, dass ich den Rest der Welt anführen kann."
Genau genommen wäre eine Medaille eine Sensation, sagt er. "Aber so etwas gibt es. Siehe Düdelingen."
Dazu komme aber noch, dass bei Olympia nur zehn Prozent der Schwimmer ihre beste Leistung abrufen könnten. "Die meisten schwitzen sich nieder." Diese Nervosität der anderen könne einem Routinier zugute kommen.
"Außerdem ist das Becken kürzer", sagt er. Wie, bitte? "Ich war im März da, aber jetzt bei Olympia ist alles anders. Dieselbe Halle, dasselbe Wasser. Trotzdem fühlt es sich ganz anders an, alles geht leichter – so, als wäre das Becken kürzer."
Wandel
Im Gegensatz zu früher scheint sich Rogan jedes Wort drei Mal zu überlegen. Er macht oft lange Pausen zwischen den Sätzen. "Vor vier Jahren hätte ich noch lautstark gesagt, dass ich alle in Grund und Boden schwimmen werde. Jetzt bin ich anders." Er müsse ein Faktum akzeptieren: "Da sind zwei, die sind einfach besser als ich."
Der Dreißigjährige will sich auch nicht festlegen, ob Lochte oder Phelps die 200 Meter Lagen gewinnt. "Ist mir eigentlich wurscht", sagt Rogan. Aber dann: "Lieber wär’ mir aber vielleicht doch der Michael, weil auf den Ryan bin ich schon immer ziemlich eifersüchtig."
In den letzten Tagen hat Rogan in Zürich trainiert. "Das war sehr wichtig für mich, weil in Wien die Ablenkungen viel zu groß sind." Er versuche überhaupt – so professionell wie möglich – sämtliche Ablenkungen fern zu halten: "Es gibt viele Olympiasportler, die während der Spiele sogar die eigene Familie völlig ignorieren." Er selbst lese ebenfalls keine Mails und hat auch sein Handy abgeschaltet. "Und Freunde hab’ ich gar nicht so viele, wie man glauben mag."
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