Segler Zajac: "Diese Gülle stinkt extrem"

Österreichs Segler sind bereit für Rio 2016. Doch das Wasser bleibt eine Kloake.

Mit vier Booten wird Österreich bei den Olympischen Spielen 2016 mit Sicherheit vertreten sein. Ein fünftes Ticket für Rio ist möglich. Fix dabei sind Nico Delle Karth/Niko Resch im 49er, Lara Vadlau/Jolanta Ogar im 470er sowie Thomas Zajac/Tanja Frank im Nacra17. Im 470er der Herren rittern Matthias Schmid/Florian Reichstädter und David Bargehr/Lukas Mähr um einen Startplatz.

Segler Zajac: "Diese Gülle stinkt extrem"
Segeln, Zajac
Vorschoter Reichstädter: "Wir beflügeln uns gegenseitig. Schade, dass am Ende einer auf der Strecke bleibt. Aber wenn man eine Medaille machen will, darf man sich von der Qualifikation nicht aufhalten lassen." Sportdirektor Georg Fundak ergänzt: "Wir sind im 470er in der glücklichen Lage, zwei Weltklasseteams zu haben. Die Zusammenarbeit läuft gut, wir können unser Programm durchziehen." Zum Problem werden können nur die Gegner. "Auch die anderen haben ordentlich Gas gegeben. Wir müssen dieses Entwicklungstempo mitgehen." Nächster Einsatz ist ab 20. April beim Weltcup vor Hyeres (FRA), der Wettkampfkalender 2015 sieht vier Aufenthalte im Olympiarevier vor, das Testevent geht ab 12. August in Szene.

Dreckslacke

Die Olympia-Premiere erlebt in Rio der Nacra17. "Rio ist eine coole Stadt, wir segeln dort in einem sehr komplexen und facettenreichen Revier vor einer wahnsinnig schönen Kulisse", sagt Thomas Zajac, der 29-jährige Vorschoter im Katamaran. Doch vor der Kulisse häufen sich die Probleme. Probleme in Form von Müll und Gift. Das Segelrevier in der Guanabara Bay ist verseucht, die Abwässer der Favelas werden ungefiltert in die Bucht geleitet. "Keiner möchte einen so dreckigen Arbeitsplatz haben wie wir", sagt Zajac. "Die Gülle stinkt extrem."

Die Olympia-Organisatoren versprachen, 80 Prozent der Abwässer zu filtern, um die Wasserqualität zu verbessern. Das Versprechen wurde bis jetzt nicht eingelöst. Zwar war das Wasser bei einem Wettkampf vor ein paar Monaten deutlich sauberer, doch das Mysterium löste sich zwei Tage nach der Regatta. Da wurden die Schleusen der Kanäle wieder geöffnet, und die aufgestauten Abwässer flossen in die Bucht. "Ich bin dort einmal mit einer kleinen Wunde gesegelt", erzählt Zajac. "Danach bin ich drei Tage lang mit 40 Grad Fieber im Bett gelegen."

Fäkalien, Plastik, Kadaver. All das sammelt sich in der Bucht von Guanabara. "Der ganze Dreck macht auch das Segeln sehr schwer", sagt Zajac. "Immer wieder müssen wir Ausweichmanöver vornehmen. Oft vor schwimmenden Plastikteilen, einmal sogar vor einem Kühlschrank." Die paar Müllsammelboote, die medienwirksam durch die riesige Bucht tuckern, bringen kaum etwas.

Verantwortung

Segler Zajac: "Diese Gülle stinkt extrem"
APA20548956-2_01102014 - WIEN - ÖSTERREICH: Der Segler Thomas Zajac (AUT) am Mittwoch, 1. Oktober 2014, anl. der PK des Österreichischen Segel-Verbands "Weltcup-Finale und Saison 2015" in Wien. FOTO: APA/HELMUT FOHRINGER
Ob Zajac die große Öffentlichkeit einer möglichen Olympia-Medaille nützen würde, um in Rio auf die Missstände aufmerksam zu machen? "Wir bekommen immer wieder zu hören, uns dazu eher nicht zu äußern. Und mir könnte der Dreck auch egal sein, ich werde nach Olympia wahrscheinlich nie wieder dort hinfahren. Aber irgendwann kann dort das ganze System kippen. Und ich sehe es als meine Pflicht, darauf hinzuweisen."

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